Kapitel 10: Der Plan

11 0 0
                                    

Tränen rannten mir übers Gesicht. Das durfte nicht wahr sein. Nathan stand neben mir wie erstarrt. "Das kann er nicht machen!", fand ich. Meine Stimme war wie erstickt.
"Doch, das kann er."

Plötzlich packte Nathan meinen Arm und drehte mich. Nun stand ich vor ihm und sein muskulöser Körper drückte sich gegen meinen Rücken. Panik stieg in mir auf. Obwohl ich wusste, dass ich eigentlich nichts vor ihm zu befürchten hatte. Seine Hand tastete langsam meinen Hals herauf bis zu meine Schläfen. Langsamer als es hätte sein müssen. Bewusst und zärtlich, es jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Bevor ich Zeit hatte zu reagieren schlossen sich meine Augen.
Wir standen in einem weißen Raum. Es war absolut still und leer.
"Hier können wir reden."
Er stand mir gegenüber und blickte ernst. Es war immer noch merkwürdig, ihn vor mir stehen zu sehen und trotzdem seinen Körper an meinem Rücken zu spüren. "Valentin kann dich verkaufen. Ich meine, korrekter Weise müsste man sagen "könnte" dich verkaufen. Aber er wird nicht, dafür werden ich sorgen.", fuhr er unbeirrt fort. Seine Stimme klang irgendwie überlegen oder siegreich. Ich konnte es nicht ganz deuten. Hoffnung keimte in mir auf. Sogar ein Anflug eines Lächelns. Doch es war unrealistisch. Warum sollte er das tun? Valentin ist sein Clanführer. Er würde jeden gegen sich aufbringen. Es machte keinen Sinn. Mich überkam das Bedürfnis wegzulaufen, doch wo sollte ich schon hin, mit ihm hier, in diesem Traum, in meinem Kopf. "Ich glaube dir nicht.", eröffnete ich ihm ehrlich. "Ich glaube nicht, dass du deinen Clan hintergehst!" Wut breitete sich in mir aus, Nathan war meine letzte Chance. Meine eigenen Gedanken ließen meine Hoffnung versiegen. Er atmete tief durch und trat ein Stück näher. "Es ist nicht mein Clan.", erklärte Nathan sich. Was? Was soll das jetzt? Ich brodelte vor Wut. "Ich bin aus einem anderen Clan. Einem größeren, der versucht sowohl Vampire, als auch Menschen zu schützen. Der Clan von Valentin ist dafür bekannt, brutal zu sein und mit Menschen zu handeln. Ich habe mich eingeschleust, um zu checken, ob es stimmt. Und du bist der Beweis. Ich werde dir helfen, zu entkommen. Aber du musst erstmal mitspielen. Wenn die Käufer dich gesehen haben, dann werden sie sich lange mit Valentin beraten. Glaub mir, jeder wird dich haben wollen und es wird lange bis zu einer Einigung dauern. Das ist unsere Zeit, wir werden das für uns nutzen. Wenn du etwas verrätst oder die Aktion absichtlich in Gefahr bringt, werden wir beide sterben. Wenn wir es schaffen, dann kannst du gehen. Zurück in dein altes Leben." Ich stand stocksteif da, doch dann schlug ich schon wieder meine Auge auf. Nathan verweilte dann noch einen kurzen Moment hinter mir. Dann trat er zurück und reichte mir die Tüte. "Zieh das an.", forderte Nathan mich auf. Konnte ich ihm trauen? Hätte ich eine Wahl? Aber vielleicht kann ich wirklich zurück, aber vielleicht log er auch. Schließlich nahm ich die Tüte und verschwand, ohne ein weiteres Wort, im Bad. Ich blickte in die Tüte und erblickte ein trägerloses Oberteil sowie High Heels und zu meiner Überraschung auch einen Mascara und einen Eyeliner. "15 Minuten", tönte Nathan's Stimme durch die Tür. Ich rollte mit den Augen. Ich ließ meine Hose an, zog rasch das Oberteil über und schlüpfe in die High Heels. Wackelig stand ich vom Spiegel und sah an mir herab. Meine Füße taten mir schon vom Anblick weh. Ich hatte noch nie Verständnis für die Frauen, die ständig hohe Schuhe anhatte, es war als würde man auf Stelzen laufen. Möglichst ruhig versuchte ich mir einen Lidstrich zu ziehen, es war lange her, dass ich das gemacht habe. Aber es sah okay aus. Ich betrachte mich im Spiegel und zog das Oberteil noch ein Stück runter. Für meinen Geschmack war es ein bisschen zu lang, aber alles in allem sah ich ganz okay aus. Ich hoffte inständig, dass alles gut werden würde. Ich musste es nur hinter mich bringen und wäre wieder frei. Mit einem Schups machte ich die Tür auf und Nathan musterte mich prüfend. Er fing an zu lachen. Ich blickte an mir herunter. Was war daran lustig? Ich wurde rot, wahrscheinlich sah ich absolut lächerlich aus. Sein Lachen verging und es blieb ein kleines Grinsen auf den Lippen. "Es ist ein Kleid.", gluckste er amüsiert. "Was?", fuhr ich ihn an. "Es ist kein Oberteil. Es ist ein Kleid. Du musst die Hose ausziehen...", forderte er mich auf. Mein Gesicht war nun knallrot. Als er seine Worte realisierte verging auch ihm das Grinsen. "Ich werde die Hose nicht ausziehen, das ist kein Kleid, Nathan. Es ist viel zu kurz für ein Kleid.", diskutierte ich. Doch sein Blick verriet mir, wenn ich die Hose nicht ausziehen würde, würde er es tun. Ich bedeutete ihm sich umzudrehen, schlüpfe schnell aus den Schuhen, versuchte durch Ziehen das Kleid zu verlängern und zog die Hose aus und die Schuhe wieder an. Schwankend zerrte ich verzweifelt nochmal am Kleid, doch all das brachte nichts.  Es bedeckte gerade so meinen Hintern. Das Kleid sah gut aus, sexy. Meine hellen Haare mit den dunklen Klamotten, das hatte was. Das Outfit hatte Stil. Aber es war der falsche Moment, um gut auszusehen. Nathan drehte sich zu mir um und für einen Moment huschte wieder dieser Blick über sein Gesicht. So hatte er mich damals in den Gängen angesehen. Es war eine Mischung aus Sehnsucht und Verlangen. Doch er hatte seine Emotionen gut unter Kontrolle. Denn bevor ich es genauer analysieren konnte, war es schon wieder weg und sein Blick wirkte angespannt. Ohne ein weiteres Wort stiefelte er auf die Tür zu und hielt sie auf. "Auf geht's, Schöne.", forderte er.

Kapitel 10 CHECK. Immer her mit Theorien und Meinungen!
Oben ein Bild von Isabel.
Hier ein Bild von dem Kleid:

Hier ein Bild von dem Kleid:

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Sie kommen in der Nacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt