Quälende Sorgen-8. Kapitel

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„ Sie ist vorhin mit hängendem Kopf aus dem Lager getappt und ich habe dann von Sturmschwinge erfahren, dass sie zur Strafe für die Ältesten jagen muss", fuhr die junge Kriegerin fort, als ihr Bruder nicht antwortete.

„ Naja und seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Ich habe überall nach ihr gesucht, aber sie war nirgends im Lager. Und ihr Geruch im Ginstertunnel ist schal."

Wurzelschweif schnippte der Kätzin mit dem Schwanz auf die Nase, sodass die schwarze Kriegerin nießen musste. Verärgert funkelte sie ihren Bruder an.

Warum nimmt er das nicht ernst?

„ Mach dir keine Sorgen, Bernsteinblick", miaute er gelassen. „ Eichhornpfote ist alt genug, auf sich aufzupassen und wenn sie bockig ist und allein sein will, dann kannst du daran nichts ändern."

Bernsteinblick wollte etwas erwidern, als das Gespräch plötzlich von einem Jaulen direkt hinter dem Lagereingang unterbrochen wurde, gefolgt von einem bedrohlichen Fauchen. Bernsteinblick erkannte Heidelbeerpfotes Stimme.

Finkenherz, der Vater der Schülerin, stürzte in den Ginstertunnel.

„ Was ist los, Heidelbeerpfote?", rief er.

Bernsteinblick hielt den Atem an.

Was ist passiert? Eindringlinge?

Dann hörte sie ein Begrüßungsjaulen. Wenige Herzschläge später kehrte der hellbraun getigerte Kater durch den Ginstertunnel zurück, gefolgt von Meeresglanz, der Heilerin des FinsterClans. Hinter den beiden tappte Heidelbeerpfote zurück auf die Lichtung, ihr Fell war vor Aufregung zu doppelter Größe gesträubt.

„ Tut mir leid, ehrlich", miaute die junge Schülerin schuldbewusst. „ Ich habe sie nicht gleich erkannt, habe bloß FinsterClan gerochen."

Finkenherz schnurrte und verpasste der kleinen Kätzin einen Klaps auf die Schulter.

„ Lieber eine Maus verjagt, als einen Dachs willkommen geheißen.", beruhigte er seine Tochter und tappte dann eilig auf der Suche nach Silberlicht und Tüpfelschweif davon.

Bernsteinblick erhob sich auf die Pfoten, nickte Wurzelschweif zum Abschied zu und trabte langsam hinüber zur FinsterClanheilerin, die sich neben dem vereinzelten Ginsterbusch direkt unter der Hochnase niedergelassen hatte. Meeresglanz schien eine enorme Ruhe auszustrahlen, als sie sich langsam und sorgfältig über das Brustfell leckte. Anscheinend war es ihr völlig gleichgültig, dass sie sich in einem fremden Lager befand und viele Katzen, die sich auf der Lichtung zusammengefunden hatten, sie feindselig anstarrten. Die junge Kätzin beäugte die Heilerin mit neugierigem Blick.

Was sie wohl will? Ich kann es nicht glauben, dass sie sich ohne zusätzliche Unterstützung hierher getraut hat. Was wäre, wenn wir sie angegriffen hätten?

Sofort schüttelte die Kriegerin ihren schwarzen Kopf. Heilerkatzen hatten das Recht, sich frei in den anderen Territorien zu bewegen, solange sie keine Beute stahlen.

Trotzdem würde mich gerne interessieren, wie sie sich hier unter den vielen Bäumen fühlen muss. Ich könnte das nicht aushalten, wenn ich in einem fremden Lager wäre und alle mich anstarren würden...

Eine Stimme ließ Bernsteinblick aus ihrem Gedanken hochschrecken. Meeresglanz beäugte sie mit neugierigem Blick und schien anscheinend auf eine Antwort zu warten.

„ Ich...äh...ich", begann die Kätzin, doch dann senkte sie verlegen den Kopf. Meeresglanz schnippte der jungen Kriegerin freundschaftlich auf die Schulter.

„ Schon gut", miaute die Heilerin, wobei man ein belustigtes Blitzen in den Augen der blaugrauen Kätzin aufflammen sehen konnte.

„ Du bist Bernsteinblick, richtig?", fragte sie dann. Bernsteinblick nickte und blickte der Heilerin in die Tiefen ihrer meeresblauen Augen.

Schatten der VergangenheitWhere stories live. Discover now