Kapitel 7 🎈

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Am späten Abend hat Ben mich dann doch noch nach Hause gefahren und mir noch einen Abschieds- sowie einen Gute Nacht Kuss gegeben. Und dann noch einen, weil er mich liebt. Und ich dann ihm noch einen, weil ich ihn auch liebe. Wir konnten schon fast nicht mehr aufhören.

Irgendwann musste ich aber dann doch aussteigen. Ich vermisse ihn jetzt schon.

Meine Familie schläft bestimmt schon, weshalb ich ganz leise eintrete und die Tür wieder schliesse. Das Licht brauche ich auch nicht anzuschalten. Ich kenn den Weg. So war jedenfalls mein Plan, der meine Mutter verhinderte. Denn die ist noch wach und waret am Lichtschalter auf mich: "Wo warst du?"

Als erstes erschrecke ich mich natürlich. Sie sollte besser wissen als alle anderen wie schreckhaft ich bin. "Mit Ben unterwegs. Sonst hat dich das auch nie gestört."

"Julia hat mir erzählt, dass du deine Medikamente nicht nimmst."

Diese Petze. Warum tut sie mir das an? Mam wird jetzt völlig überreagieren.

"Wieso tust du dir das an?", fragt sie mich traurig. Ich hätte gedacht sie sei eher wütend, aber nicht so traurig.

Ich gehe näher zu ihr, da ich immer noch am Eingang stehe: "Ich glaube einfach nicht, dass ich krank bin. Ich hatte heute einen fantastischen Tag ohne Nasenbluten, Kopfschmerzen noch sonst was. Ich werde meine Medikamente nehmen sobald der Arzt sich hundert Prozent sicher ist, dass die Diagnose stimmt. Aber ich möchte nicht unnötig Chemikalien in mich hinein stopfen. Verstehst du mich?"

Leicht traurig nickt sie. Sie versteht mich vielleicht, aber einverstanden ist sie damit sicher nicht. Aber sie ist eine gute Mutter und sagt nichts mehr dazu. Ich kann nicht anders als meine lieblings Mam in den Arm zu nehmen: "Hab dich lieb, Mam!"

"Ich dich auch, Schätzchen. Jetzt geh schlafen, morgen ist wieder Schule."

Und das tue ich auch. Das war ein langer Tag, aber auch wunderschön. Ich bin tot müde.

🎈

Ben hat mich heute morgen mit dem Truck seines Vaters abgeholt. Er ist von selbst auf die Idee gekommen, in einer Brocki nach alten Möbeln zu suchen und das dann dem Kinderparadies zu spenden. Ein Sofa zum Beispiel.

Ich bin richtig stolz auf ihn. Es fühlt sich für mich an, als hätte ich ein verlorenes Kind von der Strasse geholt.

Gesagt getan fahren wir gemeinsam nach der Schule in die Brocki. Der Laden ist überstellt von ganzem Krimskrams und anderem unnötigem Kram.

"Hey, Tay, steht mir das?", fragt mich Ben und kommt hinter einem Gestell hervor gesprungen. Ich kann mich vor lachen kaum mehr halten.

Er trägt einen mini kleinen Hut wie Charlie Chaplin und eine riesige Brille in Pink die doppelt so gross ist wie sein Kopf. Und nicht dass das schon schlimm genug wäre zieht er eine Grimasse um das ganze noch zu toppen.

Und dieser komische Kauz liebe ich.

Davon muss ich ein Foto machen, aber einem Kuss kann ich doch nicht widerstehen.

"Gefällt es dir? Soll ich jetzt die ganze Zeit so rum laufen? Übrigens, ich habe mir überlegt einen Bart wachsen zu lassen, der würde sicher passen."

"Halt einfach deine Klappe!", unterbreche ich ihn und küsse ihn erneut. Das klappt immer wieder.

Ich finde eine regenbogenfarbige Boa die Glitzert. Mit der fühle ich mich wie ein Einhorn. Und Ben setzt mir einen tellerartigen Hut in hell rosa auf den Kopf. "Der passt perfekt zu deinen roten Lippen!", kommentiert Ben mein Aussehen.

Ben holt sein Handy nach vorne und macht sich bereit ein Selfie zu machen. Er posiert sich wie ein griechischer Gott, während ich mit einem Dukeface in das Foto springe.

Es hat sicherlich noch nie so ein hessliches Foto existiert. Aber es gefällt mir. Es zeigt mir unsere verrückte Seite und wie wir Spass haben. Wer kann schon behaupten, er hatte eine gute Vergangenheit mit dem besten Freund bei dem man ganz ich selbst sein kann.

Und meine zukünftige Kinder sollen nicht von mir behaupten, ich wäre langweilig.

So geht das noch lange weiter. Ben hat eine Brille gefunden, wie die von den Minions. Zum Glück konnte ich ihn davon abhalten, sie zu kaufen. Andererseits musste er mich davon abhalten den Bilderrahmen zu kaufen, der aussah als hätte ein Einhorn darauf geschissen.

Irgendwann kamen wir dann doch noch in der Möbel Abteilung an. Wir testen jeden einzelnen Stuhl. Schliesslich ist nur das Beste gut genug für die Kinder. Ausserdem macht es Spass.

Nach ganzen zwei Stunden und einer halben entschieden wir uns und bezahlen. Erst jetzt bemerke ich wie anstrengend das überhaupt war.

Ben fahrt direkt vor die Tür des Kinderparadieses wo immer noch die alten Sachen stehen. Fest und immer wieder drückt er auf die Hube, bis alle aus dem Haus gesprungen kommen. Sie umkreisen uns voller Freude und betrachten den Truck ganz gespannt.

"Seid ihr bereit?", schreit Ben durch die Runde und lautes Gekreische ertönt. Das Gekreische verdoppelt sich um die Lautstärke als Ben den Blachen elegant hinunter reisst.

Ich werde von allen Seiten umarmt und rund herum sehe ich glückliche Gesichter. Ich liebe das Gefühl wenn ich was für andere getan habe. Das ist unbeschreiblich.

Wieder packen alle mit an und tragen alles hinein. Das rote Sofa stellen wir an die Wand. Den Tisch in die Mitte. Die Stühle rund herum und ein paar Würfel-Hocker verteilen wir sonst noch so.

Den Holztisch wird jetzt noch wie die Wand farbig bemalt. Irgendwann besteht der Tisch nur noch aus Farbklecksen. Aber mir gefällts.

Bei der Wand geben wir uns etwas mehr Mühe. Ich zum Beispiel male einen Baum, lasse die Blätter aber weg. Dafür habe ich eine bessere Idee. Ich pinsle rote Farbe auf meine Hand und mache einen Abdruck. Meine Idee wird gefeiert von den Kleinen und die machen es mir gleich nach.

Ganz viele Farben haben die Blätter. Manchmal sogar zwei verschiedene pro Hand. In Wirklichkeit ist diese Idee ja noch viel besser als in meinem Kopf.

Dann malen wir noch einen Regenbogen, einen Sternenhimmel und ein Dinosaurier.

Auf einer anderen Wand malen wir das Meer. Fischerbojen, Haifische, Seepferdchen und nicht zu vergessen Nemo und Spongebob und seine Freunde mit der Ananas und so weiter.

Auf der dritten Wand ist das Zuckerparadies. Das erinnert mich an Suger Rush von Ralph reichts. Toller Film, wirklich.

Und die vierte Wand bemalen wir gar nicht. Ben und ich haben für da auch noch eine Überraschung. Aber zuerst noch ein bisschen tanzen.

Ben zieht mich zu ihm und dann noch ein bisschen im Kreis. Für das er kein bisschen tanzen kann, gibt er ganz schön an. Er steht mir immer wieder auf die Füsse, hebt mich hoch und dreht mich erneut. Mehr kann er auch nicht. Dennoch lasse ich ihn führen. Ich kann sowieso mich nicht auf das tanzen konzentrieren, ich muss so fest lachen.

Mir ist auch egal, was die anderen von uns denken. Ich bin gerade wahnsinnig glücklich. Es stört mich noch nicht einmal, dass ein Junge mein Handy hat und das hier alles filmt. Das tut er eh schon den ganzen Nachmittag. Geholfen hat er noch nichts.

Ben dreht mich zum letzten Mal in seine Arme und küsst mich. War ja klar, dass er sich nicht unter Kontrolle halten kann. Alle Kinder beginnen: "Wäääää!", rufen. Typisch Kinder. Wenn sie alt genug sind und wissen, was wahre Liebe ist, werden sie es verstehen. Aber bis dahin kann man sie ja noch ein bisschen ärgern.

Ich löse mich von Ben und drehe mich zu den Kindern um. Laut rufe ich wie ein Monster: "Wer von euch möchte auch noch einen Kuss? Waaaaaa!"

Ich stürtze auf die Kinder und verteile überall Küsse auf die Wangen. Sie schreien und versuchen zu flüchten. Aber nicht mit mir. Ich bin das Kussmonster.

Ach, ich liebe Kinder.

***

Und schon ist Teil 3 online.

Vielleicht kommt noch ein 4. Teil, aber ich muss noch schauen ob ich Zeit dazu einrichten kann 😉 sonst an einem anderen Tag wieder.

Noch ein schönes Wochenende, bezaubernde Adventszeit und wundervolle Weihnachten ❤️

CancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt