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Als ich am nächsten morgen aufwache, flüstert mir keiner liebevoll ins Ohr wie erwartet. Ich werde grob an den Schultern gepackt und geschüttelt.

,,Wach verdammt noch mal auf Kleine!", werde ich angeschnauzt.
Ich öffne meine Augen und schaue einem mies gelaunten Grayson ins Gesicht.

Grayson?!? Was macht er hier, ich dachte Ethan weckt mich auf und dann verschwinden wir beide von hier. Plötzlich verliere ich wieder die ganzen Hoffnungen, die ich bis jetzt hatte. Jetzt bin ich dran denke ich. So endet mein Leben also. Nach zwei elenden Wochen in einem dreckigen Kellerraum.

,,Nun mach schon wir haben nicht ewig Zeit!"
Er zieht mich an den Armen hoch und fesselt mir die Arme, soadass es weh tut.
Wo bringt er mich hin? Werde ich von einem der anderen Typen erschossen? Lassen sich mich dann einfach liegen,  in dem Raum oder vergraben sie mich irgendwo im Wald?
Die Vorstellungen lassen mich erschaudern. Es darf nicht wahr sein! Nein das darf es einfach nicht! Ich wollte meinen Abschluss machen und studieren und dann frisch verheiratet mit meinem Mann in ein Haus an der Küste ziehen.
Und jetzt werde ich umgebracht, obwohl mein Leben doch erst angefangen hat.

Grayson schubst mich durch die Gänge, es kommt mir kälter als sonst vor. Mein Herz pocht so stark, als würde es jeden Moment aus meiner Brust springen. Die Panik in mir wird immer größer  und meine Knie sind so weich, dass ich das Gefühl habe jeden Moment umzufallen.

,,Geht das auch ein bisschen schneller?!", sagt Grayson genervt und schubst mich noch einmal.
,,E-entschuldigung",murmle ich und kämpfe mit den Tränen.
Wie kann er mir das nur antun? Weiß er denn nicht, dass ich seinem Bruder etwas bedeute?

Er bleibt vor einer Tür stehen und schließt sie auf. Drinnen sitzt Adam an einem Tisch an einem Fenster, von dem man in ein anderes Zimmer sehen kann.
,,Da seid ihr ja! Bring die Kleine rein, Greg wartet schon", sagt er.
Obwohl er wieder seine Sonnenbrille trägt, weiß ich, dass sein Blick auf mir ruht. Seine Lippen formen sich zu einem fiesen Grinsen und zeigen seine Goldzähne. So Cliché, ich weiß.

Grayson öffnet die Tür zum nächsten Raum. Der Boden ist gefliest, aber hier wurde sicher schon länger nicht mehr geputzt. Die Wände sind nicht verputzt und in jeder Ecke hängen Spinnennetze. In der Mitte steht ein Stuhl. Mein Stuhl.

,,Endlich. Ich dachte schon ich muss euch suchen gehen", sagt Greg der an der Wand lehnt. Er hat eine Zigarette im Mund und hält eine Pistole in der Hand. Ich schlucke.

,,Nun mach schon", sagt er und deutet auf den Stuhl.
Grayson zerrt mich in die Mitte des Raumes und drückt mich auf den Stuhl. Er fesselt meine Hände hinten an die Rückenlehne und dann meine Füße and die Stuhlbeine.
Ich bewege mich nicht. Ich bin erstarrt wie eine Statue, nur mein Herz pocht noch wie wild.

Alles scheint in Zeitlupe zu passieren.
Wie Grayson ein paar Schritte zurück geht und dann von Greg aus dem Raum gescheucht wird, wie Greg die Zigarette aus dem Mund nimmt und sie auf dem Boden austritt, wie er ein paar Schritte näher kommt und die Waffe auf meinen Kopf richtet.

Wie er ,,Das wars dann wohl", sagt und anfängt zu zählen.

,,1... 2...", wie ihm kurz vor drei die Waffe aus der Hand fällt und beim Aufprall klappert. Wie er ganz langsam nach hinten kippt und mit dem Hinterkopf auf dem Boden aufknallt. Wie Blut in die Fugen läuft.

Aber als Grayson in den Raum stürmt, auf mich zu, scheint alles wieder schneller zu passieren.
Er macht sich an meinen Fesseln zu schaffen und zerrt mich raus.
Adams Kopf liegt auf dem Tisch, so als würde er schlafen.
,,Was zum-?"
,,Wir haben keine Zeit für Fragen, los jetzt!", sagt Grayson und dann rennen wir die Gänge entlang, bis zu einer großen Tür. Grayson schließt auf und draußen scheint mir Sonnenlicht entgegen. Ich bleibe stehen, wie hypnotisiert von dem hellen Licht und der frischen Luft, dass ich erst nicht merke wie Grayson mich nimmt und mich über seine Schulter wirft.

Er läuft zu einem Auto und wirft mich auf den Beifahrersitz.
,,Schnall dich an!", sagt er und knallt die Tür zu. Er läuft ums Auto herum und steigt ein, lässt den Motor an und fährt los.

-

,,Was war das gerade eben", frage ich schließlich und schaue Grayson an, dessen Augen die Straße fixiert haben.
,,Ich habe gerade deinen verdammten Arsch gerettet, das ist passiert", sagt er ruhiger als sonst.
,,Aber- ich dachte, dass- Ethan wollte doch-"
,,Sie haben Ethan verprügelt", unterbricht er mich, ,,Sie haben rausgefunden, dass da etwas zwischen euch... gelaufen ist und dann haben sie ihn in ein Zimmer gezerrt, blutig geschlagen und darin eingesperrt", sagt er noch ruhiger und... schnieft?! Seine Augen wurden glasig, sein Bruder bedeutet ihm anscheinend viel.

,,Omg", hauche ich und weiß nicht so recht, was ich sagen soll.
,,Aber wie hast du- wie hast du das gemacht?", frage ich. Er schaut mich kurz an bevor er sich wieder der Straße zuwendet.
,,Nachdem sie Ethan in das Zimmer geschleppt haben, bin ich in mein Zimmer gerannt und hab nach meinem Betäubungsmittel gesucht. Und dann hab ich das Zeug durch den Deckel in alle Flaschen gespritzt, die ich finden konnte. Und dann... tja, dann haben sie draus getrunken und kurz bevor sie dich abmurksen konnten bewusstlos geworden".

Ich starre ihn an, meine Augen werden größer bei jedem seiner Worte.
,,Aber wieso? Wieso hast du mir geholfen?", frage ich immernoch verwirrt und überwältigt von der Situation.
,,Wegen Ethan. Weil er dich liebt", sagt er und seufzt.
,,Eigentlich wollten wir zusammenarbeiten, aber dann wurde er ausgeschaltet und ich musste mir was neues ausdenken".

Wir schweigen eine Weile, bis ich wieder das Wort ergreife.
,,Und was machen wir jetzt- ich meine wo bringst du mich hin und was passiert mit Ethan und den anderen?"
,,Ich bring dich jetzt zurück, lass dich irgendwo raus, wo keine Leute sind und dann kümmere ich mich um den Rest... ich werde die Polizei rufen, ich muss das ganze endlich beenden".

Ich schaue ihn verwundert an, ich hätte nie gedacht, dass er das tun würde.
Aber dann denke ich wieder an Ethan, der alleine in einem Kellerraum liegt, verletzt und mit Schmerzen.
Werde ich ihn jemals wieder sehen? Kommt er ins Gefängnis? Oder werden wir einander vergessen und unsere Leben einfach weiter leben?
Ich blicke durchs Fenster und betrachte die Felder an denen wir vorbei rasen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich dieses langweilige Getreide vermissen würde.

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Die Geschichte ist noch nicht zu Ende, keine Sorge ;)
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen, schreibt in den Kommentaren, ob ihr irgendwelche Ideen/Wünsche für die nächsten Kapitel habt♡

Kidnapped (Dolan Twins Fanfiction)Where stories live. Discover now