Wahrheit

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 Unsicher und Zähne klappernd stand sie nun vor der Tür zu seinem Gemach

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 Unsicher und Zähne klappernd stand sie nun vor der Tür zu seinem Gemach. Schon seit einer gefühlten halben Stunde betrachtete sie die elegant geschwungenen zwei Türklinken, traute sich jedoch nicht sie ein einziges Mal zu berühren. Warum konnte er sich nicht einfach im Thronsaal aufhalten? Diese Frage stellte sie sich schon die ganze Zeit, doch das Glück wollte wohl nicht mit ihr sein. Als sie auf dem Weg zum Thronsaal war und ihn dort nicht auffand, wies ein Elb sie darauf hin, ihn in seinem Gemach zu suchen. Für Camilja fühlte sich dies sehr merkwürdig an, da sie sich eher selten hierherwagte. Schwer atmend verharrte sie in einer unruhigen Position und schaffte es einfach nicht. Sie wusste, wie wütend er auf sie sein musste, da sie ihm alles verschwiegen hatte, doch ihr blieb keine andere Wahl. Sie wollte endlich herausfinden, was sich hinter diesen merkwürdigen Anfällen und diesen Träumen verbirgt. Sie vermutete etwas. Etwas was eigentlich ziemlich verrückt klang, selbst in ihren Ohren, aber sie gierte nach Antworten. Zitternd am ganzen Leib holte sie noch einmal tief Luft, bis sie langsam und vorsichtig ihre linke Hand hob. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals genauso wie ihre Nervosität das Innere ihres Körpers vollständig einnahm. Sie fürchtete sich einfach zu sehr, wieder von ihm angeschrien zu werden. Sie verabscheute diesen Hass in seinen Augen und wollte bloß diese Freude in seinem Gesicht sehen, denn diese Trauer ertrug sie einfach nicht. Camilja schluckte. Ihre Hand hatte sie bereits zu einer strammen Faust geformt, welche sie nun sachte an die kalte Eisentür ansetzte. Sie musste sich doch nicht lange mit ihm unterhalten, eine einzige Erklärung würde ihr durchaus genügen. Mit breiten Beinen fest im Boden verankert hob sie ihre Hand ein Stück und schlug sie nun mutig gegen die Tür. Sie zuckte zusammen, als ein lauter dumpfer Laut, durch den Gang hallte. Nun gab es kein Zurück mehr. „Wer auch immer das ist, ich wünsche Moment niemanden zu sehen.", gab er ihr schroff und knurrend Bescheid, doch so leicht ließ sie sich unterkriegen. „Mein König ich bin es, Camilja. Ich weiß ich bin die letzte Person die ihr empfangen möchtet, aber es ist wichtig." Ein dumpfer Knall drängte sie verängstigt ein paar Schritte nachhinten. „So wichtig, dass du mich wieder belügen wirst?" Camilja seufzte mit heiserer Stimme und biss sich auf die Unterlippe. „Nein mein König. Ich bitte euch zutiefst, hört mir einfach nur zu." Für ein langes Zeitfenster herrschte Stille bis der König widerwillig auf ihre Bitte einging. „Nun gut, tritt ein." Nickend bewegte Camilja nun ihre andere Hand auf die schimmernde Türklinke zu und drückte sie hinunter. Das Klacken des Schlosses ertönte und die Tür öffnete sich schon fast von alleine. Neugierig aber auch ziemlich schüchtern blinzelte sie in das Gemach des Königs, welches im Licht der Kerzen prachtvoll erstrahlte. Staunend fiel ihr erster Blick sofort auf das wuchtige Himmelbett, welches inmitten des Raumes stand. Es ähnelte sehr ihrem eigenen und auch die Astranken waren dieselben, doch dieses stach durch seine weinrote Bettverkleidung in ihre hübschen Augen. Rechts von ihr konnte sie den gleichen See von glasklarem Wasser erkennen, welchen sie auch selbst besaß. Nur eine Sache kannte sie noch nicht. Links von ihr führte eine schmale Anhöhe zu einem riesigen gepolsterten Stuhl, auf dem er so königlich saß. Seine eisblauen Augen hatte er auf ein Glas Wein gerichtet, welches auf einem Tisch aus wunderschönem Holz stand. Als sie jedoch die Tür wieder schloss richtete er seinen kalten Blick auf sie, indem Trauer und Wut zugleich verborgen lag. Er drehte seinen Kopf und betrachtete ihr wunderschönes Kleid, welches er zuvor nicht so richtig realisieren konnte. Währenddessen er sie so interessant beachtete, erhaschte Camilja einen Ausblick auf den gewaltigen Balkon, der hinter ihm die wunderschöne Aussicht auf den Düsterwald gewährte. „Was gibt es denn, was du so sehnlichst von mir wünschst?", fragte er nun etwas beruhigter, setzte seine Hand jedoch an seine bleiche Stirn, um nicht dem Rausch seines Hasses zu verfallen. Camilja senkte ihr Haupt und legte ihre Hände ineinander. Sie wagte es nicht ihn anzusehen. „Mein König, ich..." Er unterbrach sie mitten im Satz mit einem Wink und wies auf denselben Stuhl zu seiner rechten hin. „Komm ruhig näher und setz dich. Du wirst doch nicht dort stehen bleiben." Nickend bewegte sie sich auf die Anhöhe zu und Thranduil reichte ihr die Hand, sodass sie nicht über ihr hübsches Kleid stolperte. Zögernd griff sie nach seiner Hand und war überrascht, wie zart sie sich anfühlte. Nur die Kälte seiner silbernen Ringe schreckte sie ein wenig zurück, aber als sie nun Platz nahm, wollte sie ihn irgendwie nicht mehr loslassen. In die Polster des Stuhls sank sie genussvoll ein und sah dem König nun in seine kraftlosen Augen, die ihr keines Blickes würdigten. „Mein König ich möchte euch eine Frage stellen.", sagte sie ihm entschlossen und blendete ihre Angst so gut es ging aus. Der König seufzte mit geschlossenen Augen und stützte sein Kinn mit seinen Fingern. Er schien wohl etwas abwesend zu sein. Ob er wohl gerade an den Prinzen dachte? „Nur zu.", antwortete er mit einem Hauch von seiner tiefen und angenehmen Stimme, die auch Camilja beruhigte. „Was wisst ihr über die verschwundene Prinzessin." Der König riss seinen Kopf nach oben und musterte sie sehr überrascht. „Warum wollt ihr das wissen?" Camilja atmete hörbar aus. „Ich weiß es klingt völlig absurd, aber ich glaube es gibt da einen Zusammenhang zwischen meinen Träumen und diesem Gerücht. Ich bin mir zwar nicht sicher, jedoch müsst ihr mir dabei helfen", bat sie ihn mit voller Hingabe und musste sich zusammenreißen nicht auf die Knie zu fallen. „Und wie soll ich das anstellen?" „Erzählt mir alles was ihr wisst, der Rest wird sich schon ergeben." Die Neugierde des Königs war geweckt und er nahm den Fuß von der Sessellehne, um sich gerade hinzusetzten. Den Wein schob er ein Stück aus seinem Blickfeld, um Camilja dabei genau anzusehen. „Nun gut ich werde euch alles erzählen, wenn ihr mir verspricht mir nichts mehr zu verschweigen." Camilja hasste es zwar ein Versprechen zu geben, aber ihr blieb nichts Anderes übrig. Sie wollte um jeden Preis die Wahrheit wissen also willigte sie auch darauf ein. „Hör zu. Vor vielen tausend Jahren, als ich selbst noch ein junger Elbenprinz gewesen bin, herrschte ein tapferer jedoch närrischer König über das Süd-Westliche Reich des Düsterwaldes. Dieses Reich wurde auch das Land hinter den Emyn-nu-Fuin Bergen genannt. Zusammen mit seiner Frau Cosmea herrschte König Argalon, mit der Absicht sein Volk wohlgenährt und auch beschützt zu halten. Dies gelang auch Recht gut, bis ihm seine Frau eine Tochter schenkte, die fortan die Blüte des finsteren Düsterwaldes symbolisierte." Camilja runzelte die Stirn. „Ein Herrscher, der für sein Volk sorgte, musste doch hervorragend gewesen sein.", dachte sie und konnte sich nicht vorstellen, woran er gescheitert war. „Die Tochter, welche wie ihre Mutter engelsgleich aussah, gefiel auch vielen anderen Königen, die ihre Söhne mit der erst 3-jährigen Prinzessin verheiraten wollten. Doch der König hatte Angst seine Tochter an Betrüger zu vergeben und so verbarg er das Gesicht seiner Tochter so lange es ihm möglich war. Aufgrund dessen veränderte sich der König und seine Absicht die Prinzessin geheim zu halten stieg. Seine Kräfte schwanden, während sein Zorn und seine Eigennützigkeit stieg." Der König brach für einen kurzen Moment ab. In seinen Augen zeichnete sich Trauer ab, so als würde er aus tiefsten Herzen davon mitfühlen. Ob es da wohl einen Zusammenhang gab? Nach einer kurzen Pause erzählte er jedoch weiter: „Als der Tag der Schlacht auf Dagorlad heranrückte, baten die Hochkönige, um Unterstützung durch seine Truppen, doch Argalon lehnte ab und schickte sie fort." Camilja vergrub ihre Finger in dem Sessel. „Aber wenn er in die Schlacht gar nicht gezogen ist, wieso ist er dann gestorben?" Thranduil lachte kurz auf und schlug einen Fuß über den anderen. „Nachdem die erste Phase vorüber war, hatte der Hochkönig der Noldor Gilmgalads alles verloren und schob die Schuld auf den nichtbeteiligten Argalon. Aus Wut über seinen Verlust schloss er sich mit anderen Hochkönigen zusammen und brannte das Reich des Argalons bis auf den letzten Bewohner nieder, mitsamt der Prinzessin." Camiljas Hände verkrampften ineinander. Wie grausam konnten Monarchen sein? Tränen flossen ihre Wangen hinab, doch sie verstand nicht warum. „Du weinst?", fragte der König, der sie besorgt musterte. Camilja fasste sich ins Gesicht und wirkte überrascht. „Ja aber, ich weiß nicht wieso." Der König brummte und beugte sich vor, um sie genauer zu betrachten. „Wieso bist du hier Camilja? Doch nicht etwa um dir eine Geschichte anzuhören oder?" Sie schüttelte wortlos den Kopf und stand auf. Ihr unruhiger Körper wollte nicht mehr sitzen, zu viel Neugier staute sich in ihr auf. Was wenn er sie für verrückt hält? „Mein König, es gibt durchaus einen Grund." Er sah zu ihr auf. „Ihr wisst, ich habe euch von meinen Träumen erzählt. Wie sie mich Nacht für Nacht plagen und ich sie einfach nicht aus meinem Kopf bekomme. Ihr habt mir einen Rat gegeben. Ihr sagtet ich hätte wahrscheinlich von meiner Vergangenheit geträumt, doch was ist, wenn ihr Recht habt? Diese Träume sind auf eine gewisse Weise miteinander verbunden und jedes Mal bei der Erwähnung dieser Prinzessin, schießt mir ein fürchterlicher Schmerz durch den Kopf zusammen mit diesen unerklärlichen Geistesblitzen. Jetzt frage ich euch mein König..." Camilja kräuselte ihre Lippen und seufzte. „Gibt es da möglicherweise einen Zusammenhang zwischen mir und diesem Königreich?" Erleichtert und erschöpft zugleich ließ sie sich wieder in die weichen Kissen fallen. Der König hob skeptisch eine Augenbraue gab ihr jedoch eine völlig unerwartete Antwort darauf: „Du glaubst also, dass dich etwas damit verbindet?" „Ja!", schrie sie fast und lehnte sich vor zu ihm. „Ich träume ständig von diesen Flammen in denen grauenvolle Schreie aus allen Richtungen auf mich zugeschossen kommen. Ich träume von einem Palast aus reinstem Glas und ich träume auch von einem Königspaar, welches ständig meinen Namen ruft. Ich kann mir das alles nicht erklären, aber nach eurer Geschichte erscheint mir alles klarer." Der König sprang aus seinem Sessel auf und kam auf Camilja zu. Er fasste nach meiner Hand und half ihr hoch. Verwundert schaute sie ihm ins Gesicht, welches geschockt auf sie herabschaute. Diesen Ausdruck kannte Camilja noch gar nicht. Langsam begann der König ihre Gestalt zu umkreisen und betrachtete sie von oben bis unten. „Das kann nicht sein", murmelte er leise vor sich hin, während er noch um sie herumstolzierte. „Das ist unmöglich." Camilja war verwirrt. Sie wusste nicht was er von ihr wollte und wieso er diese merkwürdigen Bemerkungen von sich gab. Camilja lief ein kalter Schauer über den Rücken, da er ihr unerwartet durch ihr weiches Haar strich. „Dieses Haar..." Er kehrte in seine Ausgangsposition zurück und sah ihr dabei tief in die Augen. Viel tiefer als er es jemals zuvorgetan hatte, was Camilja noch schwächer machte. Sachte setzte er einen Finger an ihr Kinn und hob es ein Stück an. „Diese Augen..." Er nahm den Finger von ihrem Kinn und streichelte ihre Wange mit seinem Handrücken. Camilja musste sich zusammenreißen, um nicht wieder einzuknicken. Seine Berührungen fühlten sich so zart und himmlisch an, sodass sie diese am liebsten erwidern möchte. Doch es hielt leider nicht lange, da der König blitzschnell die Anhöhe hinunterstieg und unruhig durch den Raum wanderte. „Das kann nicht sein, sie ist doch tot. Sie wurde nie gefunden.", summte er vor sich hin und Camilja stieg zu ihm herab. Die Geheimnistuerei und diese rätselhaften Sätze, welche er von sich gab reichten ihr allmählich. „Mein König!" rief sie ihm zu und er riss seine Gestalt herum. Sie kam auf ihn zugelaufen, stolperte jedoch da ihr wieder ein unerträglicher Schmerz durch ihre Schläfen zog. Der König warf sich nach vorne und fing sie auf, wobei sie auf seine harte Brust fiel. „Was geschieht mit mir?", jammerte sie, doch er strich ihr beruhigend durch ihr Haar. „Camilja, wenn es wirklich wahr ist, was du mir erzählt hast, dann gibt es durchaus einen Zusammenhang." Er drückte sie weg und griff nach ihren Händen. „Nur du musst es mir auch beweisen können. Wovon hast du noch geträumt? Ich brauche ein Zeichen, irgendwas was beweist, dass du es wirklich bist." Camilja schluchzte und dachte nach. Sie dachte an ihre Träume, an ihr altes zuhause, an den Turm und an den Palast. „Wartet", flüsterte sie ihm zu. „Es gab da etwas. Ein kleines Mädchen stand in einem riesigen Thronsaal aus Glas und Marmor. Neben ihr saß ein Königspaar. Eine bildhübsche Frau und ein wahrhaft ehrenwerter Mann." Camilja schreckte hoch. „Meine Eltern!" Der König nickte und bat sie weiter zu erzählen. „Es kam Besuch und sie fingen an zu streiten, bis der König seine Wachen auf sie losließ." Der Gesichtsausdruck von Thranduil veränderte sich. Entsetzten stand in seinem Gesicht geschrieben. „Was ist dann geschehen?", hakte er nervös nach und Camilja redete weiter: „Das Mädchen erkannte einen Jungen, der sich hinter dem Umhang seines Vaters versteckt hatte, jedoch den Angriffen der Wachen nicht standhalten konnte und zu Boden stürzte." Camilja schluckte. Alles schoss ihr durch den Kopf und sie sah den Jungen erneut vor ihrem geistigen Auge. „Sein Vater konnte ihm nicht helfen und er befand sich in größter Gefahr. Das Mädchen wollte ihm zur Hilfe eilen, da die Wache seinen spitzen Doll auf ihn gerichtet hielt und..." Camiljas Stimme wurde immer dramatischer, als sie plötzlich in Thranduils eisblaue Augen starrte. „Sie hatte ihn gerettet. Die Wache stoppte auf des Königs Befehl und der Junge überlebte. Nur der Junge war nicht irgendwer, sondern..." Der Griff um Camiljas Hand verstärkte sich. Sie spürte die Anspannung in seinen Muskeln, da er in diesem Moment sowohl ihre, als auch sie seine Gedanken lesen konnte. „Ihr wart das!" versuchte sie zu schreien, aber sie schaffte es nur diese Worte zu flüstern. Ihr und euer Vater Oropher, habe ich Recht?" Thranduil, der dies selbst alles nicht wahrhaben wollte nickte bloß stumm. „Du bist es also doch. Du bist die gewesen, welche mich vor vielen tausend Jahren vor dem Tod bewahrt hatte. Du bist die tot geglaubte Prinzessin des Süd-Westlichen Düsterwaldes."

Hinter den Wäldern **Thranduil ff**Where stories live. Discover now