Kapitel 23

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Sie erwiderte die Umarmung. Es fühlte sich so befreiend an. Endlich konnten wir zusammen sein.

"Ich hab noch was raus gefunden." sagte Olivia, als ich mich wieder auf meinen Stuhl gesetzt hatte.
"Was denn?" fragte ich und steckte mir eine Gabel Nudeln in den Mund.
"Karl heißt mit Nachnamen Kaufmann." sie sagte kurz nichts damit ich diese Neuigkeit erstmal verdauen konnte. Kaufmann? Heißt das, dass er mit Max verwandt ist?
Olivia schien das gleiche zu denken wie ich. "Ich glaube, wir sollten mal mit Max reden."
"Können wir das nach dem Essen machen?" lachte ich.
"Klar." lachte sie zurück.

Als wir mit dem Essen fertig waren, suchten wir Max.
Nach kurzer Zeit hatten wir ihn auch im Salon gefunden.
"Hey, können wir reden?" fragte Olivia. Es war mehr eine Aufforderung als eine Frage.
"Klar." antwortete Max.
Wir gingen in Olivias Büro.

“Wer ist Karl Kaufmann?“ sagte Olivia frei heraus.
Max verlor jeglichen Ausdruck in seinem Gesicht und schaute zu Boden.
“Mein Sohn.“ murmelte er.
Was hat er gerade gesagt? Ist das sein Ernst? Karl ist sein Sohn?
“Kannst du uns das genauer erklären?“ fragte Olivia etwas ruhiger.
Max seufzte leicht. “Ok... alles fing vor fünfzig Jahren an. Damals war meine Frau schwanger und krank. Kurz nach Karls Geburt ist sie gestorben...“ er atmete tief durch. Es schien ihm schwer zu fallen darüber zu reden.
“Ich konnte damit nicht umgehen und um alleine einen Sohn aufzuziehen, hatte ich einfach keine Kraft. Deshalb gab ich ihn zur Adoption frei. Ich hielt es für das Richtige, denn ich wollte meinem Sohn nicht antun von einem Betrunkenen erzogen zu werden. Nach dem Tod meiner Frau bin ich nämlich komplett abgestürzt. Ich habe getrunken und Drogen genommen um irgendwie den Schmerz zu verdrängen oder zu vergessen. Irgendwann war ich so betrunken und geriet in eine Schlägerei, dass ich sogar jemanden getötet habe. Dadurch wurde ich zum Werwolf...  irgendwann in einer kleinen Bar bin ich auf so einen komischen Typen gestoßen. Er sagte, dass er mich von meinen Leiden erlösen könne... Nach nicht langem Überlegen nahm ich das Angebot an und so verwandelte er mich in einem Hybriden. Er brachte mir bei meine Gefühle auszuschalten, was dann auch geklappt hat, aber ich habe nicht darüber nachgedacht, dass ich auch die Liebe zu meinem Sohn verliere. Die Liebe zu meinem Sohn war das Einzige was ich noch hatte.“ sagte Max.
“Oh, das klingt ja schrecklich.“ erwiderte ich.
“Es geht noch weiter...“ sagte wieder Max.
“Ok.“ erwiderte ich knapp.
“Als ich merkte, dass die Liebe zu meinem Sohn auch weg war, war ich so wütend auf diesen Typen. Ich ging zu ihm um ihn zur Rede zu stellen. Der lachte sich aber nur halb tot und weil mir das zu blöd war, riss ich ihm das Herz aus der Brust. Er war sofort tot und komischer Weise hatte ich meine Gefühle wieder. Ich spürte die Reue von dem was ich getan hatte und wieder die Trauer um meine Frau. Aber auch wieder die Sehnsucht und die Liebe zu meinem Sohn... ein paar Wochen vergingen und irgendwann hat mich Olivia gefunden. Sie hat mir da durch geholfen und mich unterstützt.“ Jetzt lächelte er Olivia an. Die beiden haben wirklich eine Menge erlebt.
“Warum hast du mir nie erzählt, dass du einen Sohn hast? Die andere Geschichte kenn ich ja, aber das nicht.“ sagte Olivia.
“Ich wollte ihn beschützen... keine Ahnung, warum ich es dir nicht erzählt habe.“ er seufzte und schien über etwas nachzudenken. “Ich habe Karl über die Jahre hinweg beobachtet. Er hatte auch eine Frau. Diese ist aber vor zwei Jahren durch Vampire ermordet wurden.“
“Deshalb also dieser Hass auf Vampire. Er sagte nämlich sowas in der Art, als er mich ausgepeitscht hatte.“ sagte ich.
“Also hast du es gewusst?“ giftete Olivia Max an.
“Nein, nicht wirklich. Ich hatte zwar mal darüber nachgedacht, aber ich wollte euch keine Angst machen.“ versuchte Max sich zu verteidigen
“Uns keine Angst machen? Du hättest es ja nur mir und Alice sagen können. Das hätte doch schon gereicht.“ Olivia wurde lauter im Ton.
“Ja, schon... aber... mann... was hättet ihr denn dann getan?“ Max wurde ebenfalls lauter im Ton.
Ich wollte nicht, dass die beiden sich streiten. Was konnte ich nur tun damit sie aufhören. Vielleicht sollte ich auch einfach gehen. Plötzlich klingelte mein Handy. Eine Nachricht von Alice: Komm bitte schnell zu Andy!
Ich starrte mein Handy an. Was soll ich denn bitte bei dem?
“Tut mir leid, ich muss jetzt gehen.“ sagte ich in den Streit der beiden. Sie sahen mich daraufhin mit großen Augen an.
“Nein, du brauchst nicht gehen.“ sagte Olivia.
“Doch, Alice hat mir geschrieben.“
“Brauch sie Hilfe?“
“Ich weiß nicht. Wenn es was schlimmes ist, sag ich euch Bescheid. Und jetzt vertragt euch bitte wieder, ok?“ lächelte ich.
Olivia schien das nicht zu passen. So sah sie zumindest aus.

Ich verabschiedete mich von den beiden und machte mich auf den Weg zu Andy's Haus.

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