6

303 31 0
                                        


   "Du musst vorsichtig sein, Cerise. Ich kann dir niemanden mit nach Lordaeron schicken. Alleine erregst du am wenigsten Aufsehen. Niemand bewegt sich so ungesehen durch die Schatten, wie du." Gebannt hatte die Schurkin den schmeichelnden Worten ihrer Herrin gelauscht und sie in sich aufgesogen, um sie tief in sich zu verschließen. 

"Ich werde euch nicht enttäuschen, Lady Windläufer." Cerise verbeugte sich tief vor der blonden Schönheit, die die Führerin des Silberbunds war und wandte sich aus den Privaten Gemächern von Vereesa Windläufer.
Auf den Straßen der silbernen Enklave in Dalaran hielt die junge Quel'dorei nochmal inne und schaute hoch zum Fenster. Vereesa nickte ihr entschlossen zu und sie konnte ein glückliches Lächeln nicht unterdrücken, bevor sie sich umdrehte und ihrer Mission entgegen trat. 

Die Erinnerung an ihre Herrin ließ Cerise seufzen und sie kam nicht umhin sich zu fragen, ob sie die Anführerin des Silberbunds jemals wieder sehen würde. 
Die Schurkin betrachtete die kahlen Wände ihrer Zelle. Die einsame Fakel am Gestein warf zuweilen bedrohlich wirkende Schatten, wenn die Müdigkeit sie zu umhüllen drohte. Wie lange saß sie schon in dieser Zelle?

Tag und Nacht waren hinter den unterirdischen Mauern Lordaerons belanglos geworden. Die Türen der Zellen öffneten sich nur unregelmäßig um etwas Brot und Wasser durchzulassen und darum war daran auch nicht zu erkennen wie viel Zeit verstrich. Sie begann sich zu fragen, ob man sie nun einfach bis zum Ende ihrer Tage hier versauern lassen würde. Bei dem Gedanken schluckte die Hochelfe trocken. Bis zum Ende ihrer Tage?

Wie lange das wohl sein würde? Der Sonnenbrunnen war zerstört. Nichts würde ihr wertlos gewordenes Leben weiter in die Länge ziehen. Doch wie lange das tatsächlich sein würde vermochte sie sich nicht vorzustellen. Ihre schwarze Lederrüstung hatte sie gegen ein luftiges Leinenhemd tauschen müssen und kurz fragte sie sich ob der Stoff wohl ihr Gewicht halten würde, wäre er um die Fakel an der Wand gebunden.

Prüfend betrachtete sie die Lichtquelle ein weiteres Mal. Die Leinen vielleicht, die Fakel wohl weniger. 
Das Aufschnappen des Schlosses ließ sie kurz zusammenfahren, doch sie war bemüht es sich nicht anmerken zulassen. Sylvanas Windläufer zog eine Augenbraue gen Haaransatz. Offenbar war Cerise der Versuch missglückt.

Im Verlies der dunklen FürstinWhere stories live. Discover now