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Sylvanas saß an ihrem Schreibtisch, hatte die schweren Lederstiefel darauf gebettet und massierte sich grübelnd ihren Nasenrücken. Wie sollte sie dem Willen dieser Diebin nur beikommen? Zeit blieb ihr nicht viel, aus mehreren Gründen. Zum einen musste sie davon ausgehen, dass die Kette in ihrem Versteck von irgendeinem Dahergelaufenden gefunden worden war und dann wäre es nur noch dem Zufall überlassen, sie zurück in ihren Besitz zu bringen. Vorausgesetzt Cerise hatte sie nicht einem Komplizen übergeben.

Dann wäre sie sicher schon in den Händen ihrer Schwester, in Dalaran. Dazu kam, dass sie befürchtete, dass das junge Leben, das an die freie Luft, in die Wälder dieser Welt gehörte, viel zu schnell unten in den Kerkern verkümmern würde. Unmöglich auszumalen welche Auswirkungen die dicken Mauern unter der Erde auf eine Quel'dorei haben mussten.

Die dunkle Fürstin seufzte tief und fragte sich, ob es wirklich die Zeit war, die sie zu derlei Überlegungen trieb. Die sture Entschlossenheit der Schurkin imponierte ihr irgendwie. Nur zu gut wusste sie welch einschüchternen Eindruck sie vermochte bei einem zarten jungen Wesen, wie es die Hohelfe war, zu hinterlassen. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Cerise tatsächlich so überheblich war, zu glauben der dunklen Fürstin die Stirn bieten zu können oder ob sie etwas anderes trieb.

Etwas das Sylvanas schon lange nicht mehr begegnet war. Ehre und Pflichtgefühl. Womöglich ihrer jüngeren Schwester gegenüber. Vereesa. Ein finsteres Lächeln stahl sich auf ihre dunkelroten Lippen und sie schalt sich für ihre rührseligen Überlegungen. Diese Diebin war nichts Besonderes. Keinen Deut besser als jeder andere, der sein kümmerliches Ende unten in den Verliesen Unterstadts fand.
Mit einem Entschluss im Kopf machte sich die Bansheekönigin wieder auf hinab zusteigen. Hinab zu den Kerkern.

Im Verlies der dunklen FürstinWhere stories live. Discover now