Die Mafia-Polizei (Vergangenheit Avas Mum II)

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Russland, 2001

Sie hört seinen leisen, aber dafür wieder stetigen, Atem. Richtig sicher, ob sie das, was heute alles passiert ist, in ihren Kopf bekommt, ist sie sich nicht.

Sie haben ein Museum ausgeraubt und ihre Taschen mit den Juwelen nicht gerade erleichtert. Der Mann, dieser eine Mann, den sie nie wiedersehen wollte, hat sie gefunden. Eddie, ihr Eddie, wurde angeschossen. Sie selber wäre auch fast drauf gegangen. Fast, ja, wäre sie nicht so wahnsinnig sauer auf diesen Idioten gewesen.

So also hat sie sich alleine gegen drei, mit Schusswaffen bewaffnete, gut trainierte, Männer gestellt und das nur mit einem Baseballschläger. Genau mit dem Baseballschläger an dem ihr Freund so hängt und über den sie sich immer schrecklich aufgeregt hat, was für eine Ironie des Schicksals!

Und zur Überraschung beider Seiten hat sie gewonnen. Nicht eine Kugel aus den Waffen der überlegen grinsenden Männer hat sie getroffen. Nachdem sie sie alle niedergeschlagen hat, war leider keine Zeit mehr, etwas anderes mit ihnen anzustellen. Jeden Moment konnte die Polizei kommen und auf die Beamten konnte sie nun wirklich verzichten! Also verbannd sie Eddie notdürftig mit ihrer Jacke, befestigte ihn am Seil und lies sich und Eddie herunter, natürlich nach dem sie die Befestigung des Seils insofern geändert hatte, das man sich am Seil überhaupt herunterlassen konnte, nach Klettern sah ihr Komplize nun wirklich nicht aus. Irgendwie schaffte sie es Eddie in ein Taxi zu bringen, das sie in ein Hotel fahren konnte. So also sind sie hier gelandet, hier in diesem Zimmer.

Sie muss grinsen, als sie daran denkt, dass das wohl die teuerste Taxifahrt in ihrem Leben gewesen ist. Der Taxifahrer wollte Eddie, verständlicher Weise, wie sie sich jetzt eingesteht, in ein Krankenhaus bringen, denn immerhin versaute er die ganze Rückbank mit seinem Blut. Ob er die wohl lange schrubben muss, bis das Blut verschwunden ist?

Jedenfalls musste sie ihm deswegen einen von den frisch erworbenen Klunkern geben und das obwohl sie Eddie liebend gern in ein Krankenhaus bringen würde, aber sie hatten gerade das örtliche Museum ausgeraubt, da war es vermutlich keine gute Idee mit einer Schusswunde ins Krankenhaus zu spazieren.

Das eigentlich Lustige an der Geschichte ist aber der Gesichtsausdruck des Taxifahrers. Der Gefühlcocktail aus Freude, Angst, Verwunderung und Erkenntnis, der sich auf seinem Gesicht abzeichnete, wäre eigentlich zum Losprusten gewesen, wenn nicht die Tatsache gewesen wäre, dass ihr Freund in Lebensgefahr neben ihr lag.

Mittlerweile ist sie aber guter Hoffnung, dass er es überlebt. Es ist ein sauberer Durchschuss gewesen, also musste keine Kugel entfernt werden und das Eddie, nach dem die Wunde mit Hilfe des Erste-Hilfe-Kastens aus dem Bad desinfeziert und verbunden wurde, ruhig schlafen kann, lässt sie Hoffnung auf eine nicht vorhandene Organverletzung schöpfen.

Wenn er doch nur endlich aufwachen würde und mit ihr reden, damit sie weiß, dass es ihm, den Umständen entsprechend, gut geht! Seit Stunden läuft sie nun schon nervös in dem billigen Hotelzimmer herum und wartet auf eine Reaktion, die bis jetzt aber ausbleibt.

Draußen macht ihr geschultes Gehör eine Reifenbewegung auf der Kiesauffahrt aus und sofort hetzt sie zum Fenster. Was, wenn das Polizei ist? Wenn sie gefunden wurden? Das wäre definitiv eine Katastrophe erster Klasse!

Sie traut sich kaum aus dem Fenster zu sehen und mit einem Blick auf ihre Hände bemerkt sie, dass diese nervös zittern. Es läuft ihr kalt über den Rücken. "Alles ist gut, alles ist gut, alles ist gut", versucht sie sich selbst einzureden, allerdings ohne Erfolg.

Mit angehaltenem Atem wagt sie schließlich den entscheidenen Blick aus dem Fenster. Wenn das wirklich die Polizei sein sollte, ist eh alles verloren, denn die Zeit die sie durch die Trödelei verschwendet hat, hätte sicherlich ausgereicht, um von dort unten nach hier oben zu kommen.

Agent XY I IceSplinters18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt