Kapitel 14

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Er die Pistole fest in der Hand, den Finger auf dem Abzug. Doch bevor er dazu kommt sein Vorhaben auszuführen, tönt ein lautes Pochen, ein sehr lautes Pochen durch die Halle. Beinahe so, als würde jemand mit der Hand auf etwas, zum Beispiel Holz klopfen, das ganze nur eben bis auf Anschlag laut gedreht.

Das Klopfen ertönt immer stärker, so laut, dass ich mich schon zu fragen beginne, ob mein Kopf vielleicht doch nicht durch die Pistole, sondern durch etwas anderes explodieren wird.

Dann wird alles schwarz und Sekunden später ist das Pochen zwar immer noch da, aber jetzt in einer halbwegs erträglichen Lautstärke. Bis mir klar wird, dass ich in meinem Bett liege und nur, zum wiederholten Male, schlecht geträumt habe, vergehen noch etliche Sekunden.

Sekunden, die den Störenfried dazu veranlassen die Klinke herunterzudrücken und, unaufgefordert, wie ich an dieser Stelle gerne betonen würde, hereinzukommen. Mum strahlt mich an.

"Ava Schätzchen, du schläfst ja immer noch! Komm steh auf, die Sonne lacht!", versucht sie mich aus meinem wirklich gemütlichem Bett zu bekommen. Aber, mit welchen Mitteln denn Bitte? 'Die Sonne lacht', wo sind wir, im Kindergarten?

Trotzdem setze ich mich stöhnend auf, mein Kopf droht zu explodieren, und schaue auf mein Handy, ansäßig auf dem Nachtisch. Die Ziffern 8:57 prangen groß und fett darauf. Ich schlafe also immer noch, aha. Um wie viel Uhr ist Mum denn dann bitte aufgestanden?

"Es ist total früh! Kann ich nicht noch ein bisschen schlafen? Bitte!", bringe ich mein Anliegen vor und klinge dabei irgendwie ziemlich mies gelaunt. Irgendwie bin ich aber auch ziemlich mies gelaunt, aber dazu später mehr.

Um auf Mum zurück zu kommen, sie quittiert meine Bitte nur mit einem strengen Blick und wendet sich zum Gehen. Mein Antrag scheint also abgelehnt zu sein.

"In zehn Minuten unten Ava, ohne Widerrede. Bei einem Familienfrühstück kannst auch du nicht fehlen!" Das wäre dann die Bestätigung.

Wie konnte es nur so schnell so weit kommen? Vor gerade einmal einem Jahr infizierte sie sich an der Schleimspuckerritis, und jetzt wird schon zum gemeinsamen Frühstück gerufen, ein paar Tausend Kilometer entfernt von meinem eigenem Frühstückstisch.

Aber gut, wo war ich stehen geblieben in meinem Gedankengang? Ach ja, die schlechte Laune. Eigentlich hatte ich gestern Abend vor, besonders zeitig schlafen zu gehen, um das ganze Theater zu vergessen. Mein Plan scheiterte aber, als ich endlich in meinem weichen Nest lag. Mir fiel nämlich siedend heiß ein, was ich vergessen hatte im Bezug auf meinen Retter in der Pistolenaffäre.

Als er rein kam in die Villa meinte er, dass ich etwas verloren hätte. Hat er nicht sogar gesagt, dass seine Frau damit draußen wartet? Zurück bekommen habe ich aber nichts. Jetzt könnte man argumentieren, dass er es wegen dem Polizeizeugs vergessen hat, seine Frau müsste ich aber trotzdem gesehen haben.

Nächster Punkt auf der Liste: Mir fehlt nichts! Ich habe gestern bestimmt eine halbe Stunde damit verbracht, meine Tasche nach nicht vorhandenen Dingen abzusuchen, das Ergebniss war gleich Null. Oder Hundert, wie man's nimmt.

Also warum meinte er, dass ich was verloren habe? War das nur ein Vorwand um mir hieneinzufolgen, vielleicht weil er diese Psyschopathen da drinnen wusste? Aber hätte er mir das Draußen nicht einfach sagen können?

Fragen über Fragen, keine Antworten. Vielleicht sollte ich mir mal so eine Art Tagebuch anlegen, in das ich alles schreibe, was ich bis jetzt so weiß. Was nicht wirklich viel ist.

Aber heute ist Samstag, mit anderen Worten: Hoffentlich weiß ich heute Abend noch deutlich mehr als jetzt.  Mum, Mum muss ich es auch noch sagen! Aber was ist schon dabei? Er hat mir lediglich angeboten, mich ein bisschen in der neuen Stadt herum zuführen, mehr nicht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 29, 2018 ⏰

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