eight

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Die Dame schien meinen Blick zu bemerken, denn sie sah auf und schaute erschrocken zurück.

Als sich ihre Augen mit Tränen füllten, saßen wir beide bereits in dem rötlichen Licht und sahen uns an.
Sie zutiefst traurig, ich mit Bedauern.

"Du hast Mitleid? Hör auf damit.
Mitleid ist nie das richtige Gefühl.

Vor allem dann nicht, wenn die Person dir gegenüber es nicht verdient hat."

Ich sah zu Hoseok, welcher sich in Bewegung setzte und sich links neben die Frau setzte, von ihr aus gesehen.
Er tätschelte ihren Rücken und sie beruhigte sich allmälig.

"Du hast die Person auch dieses mal gefunden. Ich wundere mich besonders über deine Schnelligkeit.", sagte Hoseok ruhig und begegnete mir mit einem gefassten Blick.

"Es war nicht besonders schwer.", gab ich leise zurück und warf noch einen Blick auf die schwächliche Frau, die etwas in sich zusammengesunken war.

"Was hat sie getan? Weshalb muss sie bestraft werden?
Ich meine, ist sie nicht schon genug gestraft?
Hilflos, in der Gewalt eines Tyrannen, ihre Menschwürde zutiefst verletzt.

Was also, macht sie zu einem schlechtern Menschen?", fragte Hoseok mit einem leichten Lächeln.

"Wenn sie doch so schon leidet, warum muss sie dann weiter bestraft werden?", fragte ich laut.
Die Frau schien es nicht zu hören, sie zuckte nicht zusammen bei meinem wirklich lauten Ausfall.

Hoseok erhob sich von dem Hartplastiksitz, kam mit lauten Schritten auf mich zu und blieb, höchstens fünfzehn Zentimeter von mir entfernt stehen.
"Wenn du denkst, sie hat nichts schlimmes verbrochen, warum hast du dann sie als Schuldige ausgewählt?"

Ich rang mit mir. Sie hatte etwas getan, natürlich, aber es war nicht so schwerwiegend wie die Sache, die dieser Mann getan hatte. Sie litt doch auch unter ihm, wie könnte man es ihr übel nehmen, dass sie sich aus Unfähigkeit nicht zur Wehr setzte und das alles geschehen lies?

"Sie ... sie spielt die Ahnungslose. Sie tut so, als wüsste sie nicht, was geschieht. Was ihr Mann mit ihrem Sohn anstellt.", sagte ich und begann zu schniefen.
"Bitte lass mich dieses Spiel nicht weiter spielen.

Ich kann das nicht länger mit ansehen."

"Oh, dabei sind wir doch erst noch am Anfang.
Es gibt kein Time Out oder ein 'Ich will dieses Spiel nicht spielen'.", sagte er und erhöhte extra seine Stimme, um es jämmerlich erklingen zu lassen.

Ich senkte den Kopf und Tränen rannen aus meinen Augen. Sie fielen auf den Boden, der in rotem Licht getränkt war. Die einzelnen Tränen verschwanden darin einfach.

"Was, was machen Sie jetzt mit mir?", fragte die Dame hinter Hoseok nun verängstigt.

"Ja, was machen wir mit ihr? Wie wäre es, wenn wir dieser ahnungslosen Frau zeigen, was ihr Mann ihrem Sohn angetan hat?", fragte Hoseok und ich blickte ihn böse an.

Bevor ich etwas erwiedern konnte, schob sich am anderen Ende des Wagons ein Vorhang zur Seite. Dahinter befand sich ein alter Röhrenfernseher, dessen Bild nur eine Störung zeigte.

Hoseok schnipste mit den Fingern und zum Vorschein kam ein Bild in schwarz-weiß.
Der Mann, der auch mit im Wagon saß, in der Hand hielt er einen Gürtel. Wen er damit bedrohte war nicht zu sehen.

Was das Bild allerdings zeigte war, wie der Mann dabei war seine Hose aufzuknöpfen.
Sein Gesichtsausdruck war aggressiv und mit ekelerregender Lust getränkt.
Er ließ den Gürtel nach unten sausen.

Truth Seeker || jung hoseokWhere stories live. Discover now