two

304 60 22
                                    

Es musste ein schrecklichen Leben sein, mit so vielen Menschen in Kontakt zu kommen, welche nur schlechtes im Sinn hatten, nur ihre eigenen Vorteile beachteten oder sich Späße mit einem erlaubten.

Hoseok musste todtraurig sein, so wie ich es nun war, nachdem ich all das gesehen und gehört hatte. Die Bilder würden mir nie wieder aus dem Kopf gehen, aber mein nie wieder würde wahrscheinlich nicht mehr lange andauern.

Es waren nur noch ein paar Stationen, bis wir an der Endstation ankamen, der Station, an der ich hätte aussteigen müssen. Aber es würde etwas anderes passieren, egal, ob ich hier etwas erreichte oder nicht.

Vielleicht hatte es zum Spiel gehört, dass ich bemerkte, dass es doch keinen Ausweg gab.

Ich hatte mich von meinem Platz erhoben. Der Wagon kam mir immer noch beunruhigend leer vor, obwohl sich die Anzahl der Leute nie verändert hatte.
Das machte die Stimmungen der Leute.

Traurig, allein, sich selbst hassend, verwirrt, gebrochen.
Ein trostloser U-Bahn Wagon. Voller Leid und Reue.
Dabei war es längst zu spät, etwas zu bereuen.

Ich blickte zu dem unscheinbaren Teenager. Das Mädchen war durchschnittlich mit ihrem gesamten aussehen. Unscheinbares Gesicht, unscheinbare Kleidung, etwas in sich zusammengesunken, um nicht aufzufallen.
Es waren immer die, von denen man es am wenigsten erwartete, vermutete ich.

Jedenfalls hatte ich bei meinem Einstieg bei keiner der Personen geglaubt, sie hätte einem anderen Menschen irgendetwas schlechtes angetan.
Ich hätte es niemals angenommen.

Können wir bitte weiter machen, bat ich den Leiter in meinem Kopf, damit die Sache endlich vorbei ging. Aber es tat sich nichts.
Ich stand weiter in dem bemalten und mit Postern beklebten Wagon, dessen Licht einen wirklich müde machte und alles hässlich aussehen ließ. Meine Hände wirkten in diesem Licht leichenblass, beinahe durchscheinend.
Dabei war ich mir sicher, dass ich eine leichte Sommerbräune besaß und nicht diesen kränklichen Teint.

Als ich wieder aufsah, war ich mit dem Mädchen alleine.
Sie sah weiter einfach nach vorne und schien nichts zu bemerken.
Nicht, wie das Licht plötzlich ein düsteres Rot angenommen hatte und auch nicht, wie ihre Gestalt in der Scheibe ihr gegenüber eine hässliche Fratze angenommen hatte.

Aber sie schien bei klarem Verstand zu sein.
Es sah zumindest so aus.
Sie rührte sich kein Stück, aber irgendetwas in ihrem Blick zeigte mir, dass sie alles mitbekam. Und dass es sie in keinster Weise störte.

Das unbeschreibbare Gesicht im Fenster ihr gegenüber hatte ein tiefes Lächeln angenommen und schien ein eigenes Leben zu führen. War das eine optische Täuschung, ausgelöst durch dieses Licht?

"Das ist mein innerer Dämon.", sagte das Mädchen und sah mich nun direkt an.
Ich hatte die Luft angehalten, versuchte mir aber nicht anmerken zu lassen, dass ich mich furchtbar erschreckt hatte.

Alles um uns herum war so still, dass ich mir bereits ein leises Piepen in meinem Ohr einbildete.
Als sie weiter sprach, hallte ihre Stimme von den Wänden des Wagons wider, als waren wir in einem riesigen Tunnel. Sie wirkte in diesem Licht plötzlich nicht mehr unscheinbar und unauffällig.

Tiefe Schatten schienen sich in ihr Gesicht zu graben und als sie anfing so breit zu grinsen, wie ihr Dämon im Fenster, war ihr Gesicht nicht mehr wiederzuerkennen. Es sah furchtbar aus. Das Grinsen wirkte krankhaft und auf gänsehautbereitende Weise leblos.

"Er hat mir erzählt, dass sowas passieren würde. Aber dass ich nichts zugeben soll.", sagte sie und fing an zu kichern.
Es war kein Kichern, welches man sonst von einem Mädchen hörte, es war ein verrücktes, eindringliches Kichern und es ließ mich kurz zusammenfahren. Dann trat ich reflexartig ein paar Schritte zurück.

Truth Seeker || jung hoseokWhere stories live. Discover now