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Der Vorteil kreativ zu sein, war, dass niemand Verdacht schöpfte. Ich es stets auf meine Fantasie schieben konnte, wenn mich jemand fragte warum ausgerechnet der Tod meine Bilder besuchte. Meine Texte vom Sterben handelten und die Fotografie grau und monoton dahin schwelgte. Es bot in der Tat nicht viel Freiraum für die eigenen Gedanken. Nicht der Minimalismus zeichnete meine Kunstwerke aus; die Stille, die schlichte Schönheit, das Vergängliche. Aber ich hatte gelogen, jedes Mal wenn mich jemand darauf angesprochen hatte. Ich hatte gelogen. Ich wollte mit niemanden offen darüber sprechen, wollte nicht, dass sich jemand sorgte. Doch auf der anderen Seite waren diese Gedanken und Schreie zu qualvoll, um sie allein tragen zu können. Also fing ich an. Zeichnete, schrieb und fotografierte. Es war meine Art, um mit euch zu kommunizieren. Denn Worte allein hätten nicht geholfen.
       Bill.... Dort gab es jemanden. In meiner Klasse. Er wurde so etwas wie ein Freund - nie wie du es warst. Er hörte zu, ertrug mich. Mich und meinen katastrophalen Charakter. Meinen Wahnsinn, meine Verrücktheit... Er machte sich sorgen, obwohl ich ihm beschwichtigt hatte. Vielleicht bestand meine Mauer doch nur aus Plexiglas: Durchsichtig und beinah undurchdringbar. Ich vertraute ihm sogar, ein wenig, gerade genug, um ihm ein wenig der Wahrheit zuzuflüstern.
           Aber es war keine Liebe; keine Liebe, weil ich nicht trauern würde. Was war denn schon die Liebe? Das was ich für dich fühlte? Nein, das war anders. Liebe beschrieb so viel.... so abartig viel. Aber ich würde sie nie fühlen, nicht die Romantische. Dazu basierte mein Handeln zu sehr auf Wissen. Und wie hätte ich etwas fühlen können, dass ich nicht mit Worten benennen konnte - schlichtweg nicht mit Wissen hätte füllen können. Das mit Kay... Es war keine Liebe, das verstand ich, als ich mich beengt gefühlt hatte. Gefangen in einem Gefängnis, dass der Menschheit gerecht werden wollte. Es war so lächerlich.
        Bill... du wusstest was die Liebe war. Hattest sie selbst gefühlt. Liebe...

Ich starb nicht wegen der Liebe. Der Grund kristallisierte sich erst später heraus. Der Grund warum ich starb war...
       Was spielte das schon für eine Rolle?

Blaue Blüten weinen nicht Where stories live. Discover now