1. King of Pop

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Ich saß gerade in einer wichtigen Besprechung mit einigen Mitgliedern meines Managements und zwei Musikproduzenten von Digital Farm Animals, als ich auf einmal das Vibrieren meines Handys in meiner hinteren Hosentasche spürte. Schlagartig spannte sich mein gesamter Körper an, als mir innerhalb einer Millisekunde klar wurde, wer es war, der mich da gerade mitten in meiner Besprechung anrief. Die einzigen Nummern, bei denen ich die Vibration ich nicht auf stumm gestellt hatte, waren die meines Managers und die meines festen Freundes, und da mein Manager gerade mit mir am Tisch saß und sich eine heftige Diskussion mit einem der beiden Musikproduzenten lieferte, war es wohl kaum möglich, dass er es war, der mich gerade anrief.Unwillkürlich begann ich, unruhig auf meinem Platz herumzurutschen und warf nebenbei unauffällig einen Blick auf meine Armbanduhr. Es war gerade mal vier Uhr nachmittags. Seltsam. Um diese Zeit hatte er mich noch nie angerufen. Ob etwas Wichtiges geschehen war? Was, wenn ihm etwas passiert war? Am liebsten wäre ich sofort ans Handy gegangen und hätte meine Umwelt einfach ignoriert, aber wenn Ethan mitbekam, wer mich da gerade anrief, dann wäre ich nicht der Einzige, der gewaltigen Ärger bekommen würde. Immerhin hatte Ethan eigenhändig Harrys Nummer in meinen Kontakten blockiert. Zu dumm nur, dass ich sie keine zwei Minuten später schon wieder entsperrt hatte, da ich ihn glücklicherweise dabei beobachtet hatte.

Rasch kaschierte ich das durchdringende Vibrieren meines Handys mit einem gut inszenierten Hustenanfall, doch glücklicherweise ließ Harry es nicht sehr lange klingeln.Als die Vibration und somit auch ich wieder verstummt waren, blickte ich auf und sah, dass alle Blicke am Tisch auf mich gerichtet waren. "Louis?", fragte Ethan und sah mich aus seinen stechend blauen Augen heraus fragend an. "Ist alles okay?" "Jaja, ich habe mich nur am Wasser verschluckt", rettete ich schnell die Situation und stand kurzentschlossen auf. "Könnt ihr kurz ohne mich weiter machen? Ich muss auf die Toilette." "Jetzt?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sah mein Manager mich an. "Wir sind doch in einer halben Stunde fertig. Kannst du nicht noch so lange warten?"

"Wollt ihr mir jetzt auch noch vorschreiben wie oft ich aufs Klo gehen darf oder was?"

Weißglühende Wut überwältigte mich binnen weniger Sekunden, kochte in meinen Adern und brannte in meinem Herzen. Ich hörte selbst, wie meine Stimme geradezu gefährlich ruhig wurde. Jeder, der diesen Tonfall bei mir kannte, würde augenblicklich das Weite suchen. Niall wäre garantiert schon längst unter meinem hasserfüllten Blick in sich zusammengeschrumpft und hätte rasch versucht mich zu beruhigen, aber ich wusste genau, dass Ethan im Gegensatz zu den meisten anderen gegen meine Temperamentausbrüche immun war. Das verstärkte meine Wut in diesem Moment jedoch nur noch. Wochenlang hatte er es wieder geschafft, Harry und mich dauerhaft voneinander fernzuhalten und jetzt spürte ich, wie allmählich die altbekannte Verzweiflung in mir hochkroch.

"Wollt ihr mich jetzt wirklich auch noch auf dem Klo kontrollieren?" Höhnisch hallte meine Stimme durch den Raum, wurde von den kahlen Wänden zurückgeworfen und klang in der eiskalten Atmosphäre des Raumes nach. "Oh ja, und am besten filmt ihr mich auch noch, falls ich vorhabe, mich auf der Toilette dem Management zu wiedersetzen. Oder falls ich es alleine nicht schaffe und Hilfe brauche. Oder falls ich dort heimlich mit meinem Freund vögele und ihr dazwischen platzen könnt. Oh, aber ich vergaß, das geht ja gar nicht, denn ihr haltet ihn ja von mir fern!" Mit jedem Satz wuchs meine Wut immer weiter ins Unermessliche und als die Rede dann auch noch auf Harry fiel konnte ich mich nicht mehr länger beherrschen. Meine Stimme wurde mit jedem Wort lauter und lauter und mir entging durchaus nicht, dass sich Ethans Augen bei der Erwähnung meines Freundes zu Schlitzen verengten, was meiner Wut endgültig den Ausschlag gab, in mir zu explodieren wie eine Bombe.

"Was soll denn eurer Meinung nach schon passieren, wenn ich aufs Klo gehe?", fuhr ich ihn heftig an und versuchte, meine vor Aufregung zitternden Hände wieder unter Kontrolle zu kriegen. "Ihr habt mir mein Leben in den letzten Jahren wirklich schon genug zur Hölle gemacht, also könnt ihr jetzt auch einmal fünf Minuten auf mich warten!" Und damit machte ich auf dem Absatz kehrt und stürmte ohne eine weitere Antwort abzuwarten aus dem Raum. Am liebsten hätte ich die Türe hinter mir zugeknallt, aber leider war es so ein Hightech-Ding mit eingebauter Bremse.

Larry OneshotsWhere stories live. Discover now