2. Kings of Love

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Obwohl das Thema der Besprechung sehr wichtig war, da es um den Release von „Back To You" und dessen allerletzte Vorbereitungen ging, saß ich die ganze restliche Zeit lang wie auf glühenden Kohlen. Ich konnte mich einfach nicht mehr konzentrieren. Ständig schwirrten mir Harrys Worte im Kopf herum, sowohl seine erotischen Äußerungen, als auch die Tatsache, dass ich es später irgendwie schaffen musste, Ethan abzuschütteln, um zu ihm nach Hause kommen zu können. Die Besprechung schien eine halbe Ewigkeit zu dauern und Ethan erkundigte sich aufgrund meiner ständigen Abwesenheit mehrmals mit zusammengezogenen Augenbrauen nach meinem Wohlbefinden. Als die beiden Musikproduzenten nach einer weiteren ermüdenden Stunde endlich aufstanden, war ich so erleichtert, dass ich von meinem Stuhl hochschoss wie von der Tarantel gestochen. Rasch überspielte ich mein auffällig ungeduldiges Verhalten, indem ich den Beiden lächelnd die Hand reichte, während ich mich herzlich bei ihnen für ihre hervorragende Arbeit und ihre großen Mühen bedankte. Dafür musste ich wenigstens noch nicht einmal schauspielern, Digital Farm Animals und seine Musikproduzenten hatten mir in den letzten Monaten mit ihren hervorragenden Leistungen praktisch das Leben gerettet. Dennoch entging mir Ethans misstrauischer Blick nicht, als er sich ebenfalls erhob.

"Es ist uns eine Freude, Mister Tomlinson", versicherte mir der eine Musikproduzent, dessen Namen ich ärgerlicherweise vergessen hatte, und der andere, von dem ich mir ziemlich sicher war, dass er Mister Jones hieß, klopfte mir lächelnd auf die Schulter. "Machen Sie sich keine Sorgen. Back To You wird ein großer Erfolg." "Das hoffe ich." Freundlich nickte ich den beiden zum Abschied noch einmal zu und verließ dann mit langen Schritten den Raum. Ethan folgte mir auf dem Fuß und hielt mich zurück, noch bevor wir am Aufzug angekommen waren. "Was ist denn heute los mit dir, Louis?", wollte er wissen und schaute mich aufmerksam an. "Du bist überhaupt nicht bei der Sache. Gibt es etwas, das ich wissen sollte?" "Ich bin nur müde", antwortete ich und drückte auf den Knopf, um den Aufzug zu rufen. "Sonst ist alles in Ordnung." Glücklicherweise schien Ethan diese Erklärung sofort zu akzeptieren. Immerhin war es keine Seltenheit, dass ich die Nächte in Hotelclubs verbrachte und mich betrank. Irgendwie musste ich mich ja davon ablenken, dass Harry nicht an meiner Seite war. "Du solltest dringend schlafen", stellte er fest und betrat den Aufzug, kaum dass die Türen sich öffneten. "Lass dich am besten auf der Stelle von Ramon ins Hotel fahren und schlaf dich aus." "Warum ins Hotel?", entfuhr es mir unwillkürlich. "Mein Haus ist nur eine halbe Stunde weit weg!" "Weil das Hotel näher ist und du Ruhe brauchst", stellte Ethan mit eisiger Stimme klar. "Außerdem gibt es dort Leute, die sich um dich kümmern, wenn es dir schlechter gehen sollte." Und die ein Auge darauf haben, dass du dich von deinem Freund fernhältst. Ich konnte Ethans Gedanken praktisch hören, doch heute würde er mir keinen Strich durch die Rechnung machen. "In Ordnung", sagte ich und tat so, als sei das Thema damit für mich beendet.

Gemeinsam verließen wir den Aufzug und Ethan begleitete mich bis hinaus vor das Gebäude, wo bereits Ramons dunkelblauer BMW mit den verdunkelten Scheiben auf mich wartete. Mit gesenktem Kopf lief ich zu ihm hinüber und stieg hinten ein. Ramons braune Augen trafen augenblicklich durch den Rückspiegel die meinen. "Hallo, Louis", sagte er und schien mich mit seinem Blick zu durchdringen. "Wohin soll es denn gehen?" "Ins Hotel", antwortete Ethan für mich, noch bevor ich einen Ton hatte sagen können. Er hatte die Beifahrertüre geöffnet und sah Ramon vielsagend an. "Louis ist sehr müde und sollte sich ausruhen." "In Ordnung." Ramon nickte ruhig und Ethan warf mir noch einen warnenden Blick zu, bevor er die Türe zuknallte und Ramon losfuhr. Davon ließ ich mich jedoch nicht beeindrucken. Das Einzige, was mich interessierte, war: Ethan fuhr nicht mit uns. Und das machte alles so viel einfacher, als ich erwartet hatte. Kaum, dass Ramon um die nächste Ecke gebogen und Ethan außer Sichtweite war, hob ich die Stimme. "Ramon, bring mich nach Hause." Augenblicklich schoss Ramons Blick im Rückspiegel zu mir und durchbohrte mich eindringlich. "Louis..." "Bring mich nach Hause habe ich gesagt!" Allmählich verlor ich die Beherrschung. "Es ist schon schlimm genug, dass Ethan meint, mein Leben in der Hand halten zu können, da musst du dich nicht auch noch gegen mich stellen! Harry ist verdammt nochmal mein Freund und es ist immer noch meine Entscheidung, was ich in meiner Freizeit mache! Und jetzt fahr mich nach Hause, ich hab's eilig!" Einen Moment lang musterte Ramon mich mit einem unergründlichen Blick aus seinen onyxbraunen Augen, bevor er ohne weitere Widerworte das Lenkrad herumkurbelte und in die Gegenrichtung des Hotels in Richtung meines Hauses abbog. „Ich hoffe dir ist klar, dass das Ethan uns beide dafür umbringen wird", bemerkte er wie beiläufig und gab Gas. „Bist du dir wirklich sicher, dass du die Konsequenzen auf dich nehmen willst?" „Absolut." Ich hatte nicht den leisesten Zweifel. Harry nicht sehen zu dürfen war, als würde mir mein Leben gestohlen und ich konnte das keine Sekunde mehr länger ertragen. „Er wird merken, dass du nicht im Hotel bist. Spätestens morgen früh." Ramon blieb vollkommen ruhig. „Was soll ich ihm dann sagen?" „Keine Ahnung." Erschöpft lehnte ich mich im Autositz zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Erfinde irgendwas, sag ich wäre weggelaufen. Schieb die Schuld einfach auf mich, er wird sowieso sofort wissen, dass ich dafür verantwortlich bin. Er hat mich schon den ganzen Tag im Verdacht." Ramon zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts und steuerte weiter geschickt durch den chaotischen Stadtverkehr bis in das ruhigere Viertel, in dem mein Haus lag.

Larry OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt