6. 1650 (AU)

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Hallohallo :)

Heute gibt es endlich einmal einen ONEshot xD

Viel Vergnügen!

„Harry? Harry! Harry, komm zurück!" Völlig außer Atem stürmte ich hinter meinem festen Freund her über den Marktplatz und machte mir gar nicht erst die Mühe, meine Stimme zu dämpfen. Es half sowieso nichts: Es war ohnehin schon die ganze Straße auf uns aufmerksam geworden, nachdem Harry mitten auf der Kreuzung aus der Kutsche geflohen war und nun die Einkaufsstraße in Richtung seiner Wohnung hinunterhetzte, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her.

„Harry, bitte! Warte! Ich hab's nicht so gemeint, okay?" Hastig kämpfte ich mich durch eine kleine Gruppe alter Damen, die ihre Einkäufe miteinander verglichen, und rannte weiter. Verdammt, war der Mann schnell. Mit seinen langen Beinen hatte er einen deutlichen Vorteil gegenüber mir, und ich musste mir die Hände in die Seite pressen, damit mich das Seitenstechen nicht völlig erledigte. Ich musste zu ihm. Ich musste das hier klären. Ich musste einfach!

„Bitte! Ich kann das erklären!", flehte ich schon fast und versuchte, noch einmal einen Zahn zuzulegen, doch der große Lockenkopf dachte noch nicht einmal daran, sein Tempo zu verringern. „Verdammt nochmal, Harry!" Die Umstehenden sogen entsetzt die Luft durch die Zähne ein und ich biss mir schuldbewusst auf die Lippe. Ich sollte nicht so fluchen, besonders nicht in der Öffentlichkeit. Insgeheim tat dies zwar Jeder irgendwann einmal, aber nach außen hin musste man sich immer Sorgen machen, dass es hieß, man sei mit dem Teufel im Bunde, sobald man auch nur ein falsches Wort in den Mund nahm. Das allgemeine Misstrauen war in den letzten Jahren nur noch mehr gestiegen, seit die Pest begonnen hatte, sich einen nach dem anderen gnadenlos zu holen. Und die letzten Verbliebenen fürchteten nun alles und jeden. So wie auch wir.

Harry reagierte jedoch noch nicht einmal auf meinen Fluch-Ausbruch. Stattdessen stürmte er an den letzten Läden der Straße vorbei auf das hübsche, weiße Fachwerkhaus am Ende der Straße zu, in dem seine Wohnung lag. „Harry!"

Ich gab es auf, seinen Namen zu rufen, als er stehenblieb und mit zittrigen Fingern versuchte, seinen Schlüssel aus der Tasche zu ziehen. Es hatte keinen Zweck. Er würde nicht hören. Aber er musste mir einfach zuhören! Wie sollte mein Leben denn schon weitergehen, wenn er es nicht mehr bunt machte, so wie jetzt? Wenn die funkelnden Lichter verschwanden, die überall leuchteten und alles zum Strahlen brachten, seit dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte?

Ich erinnerte mich noch, als sei es erst gestern gewesen. Dabei war es inzwischen schon über eineinhalb Jahre her, dass ich an einem bewölkten Sonntagmorgen zu ihm in den Laden gewankt war und nach einem spontanen Gedächtnisverlust aufgrund des äußerst attraktiven Verkäufers mein eigentliches, dringliches Anliegen vollkommen vergessen hatte. Stattdessen hatte ich spontan nach einer Packung Schuhwichse gefragt und aus dem darauffolgenden, zugegebenermaßen ziemlich seltsamen Gespräch war über Wochen hinweg eine Freundschaft entstanden, die mein gesamtes Leben völlig auf den Kopf gestellt hatte.

Ich konnte nicht mehr ohne ihn leben, völlig ausgeschlossen. Ich brauchte ihn, und ich konnte ihn jetzt nicht gehenlassen. Nie mehr. Wenigstens hatte die Verzögerung durch den Schlüssel dafür gesorgt, dass ich ein Stück weit aufholen konnte und Harry hatte es offenbar so eilig, mir zu entkommen, dass er sogar vergaß, die Türe wieder hinter sich abzuschließen. Mitten im Treppenhaus holte ich ihn endlich ein und packte ihn an seiner Jacke. „Harry! Harry, wir müssen reden. Bitte!"

Wie von der Tarantel gestochen fuhr Harry zu mir herum und ich wich erschrocken zurück, als ich endlich sein Gesicht sehen konnte. Seine Gesichtsfarbe war beunruhigend blass und ging sogar bereits ins Gräuliche, unter seinen Augen lagen tiefe Schatten und seine Augen selbst waren weit aufgerissen, verquollen und glänzten vor Tränen. „H-Harry, was..." Hilflos streckte ich meine Hand nach ihm aus, doch er wich hastig vor mir zurück, fast schon so, als hätte er Angst vor mir.

Larry OneshotsOù les histoires vivent. Découvrez maintenant