10. Dezember - Spuren im Schnee

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Der Schnee knirscht unter meinen Füßen. Um mich erhebt sich der Wald, in weiß gekleidet. Ich laufe und laufe - für mich ist der Weg das Ziel. 

Vor meinen Füßen entdecke ich die Spuren eines Vogels. Wo er jetzt ist kann ich nicht sagen, wo er war bevor er sich hier in den Schnee setzte, ich weiß es nicht, wie so oft kenne ich nur einen Teil vom großen Ganzen. 

Selbst der Vogel weiß nicht alles: Wie könnte er ahnen, wer seine Spuren sieht? 

Ich laufe weiter und das Muster meiner Schuhsohle zeichnet sich immer wieder ab. Zehnmal, zwanzigmal, hundertmal. Vielleicht bleiben sie tagelang erhalten, vielleicht fällt frischer Schnee darüber, vielleicht tauen sie am nächsten Morgen weg.  Wer weiß, was mit ihnen passiert.

Die Spuren eines Rehs kommen in mein Blickfeld. Was es wohl hier getan hat? Ich kann bloß wissen, dass es hier war, nicht wann, nicht wie lange, nicht warum. 

Langsam wird mir kalt und meine Hände werden steif. Warum habe ich keine Handschuhe eingepackt? Ich drehe um und die alten Abdrücke meiner Stiefel mischen sich mit neuen. Als ich den Wald schon fast verlassen habe, erblicke ich die Fußstapfen eines Menschen. Er ist in eine ganz andere Richtung gelaufen. Welche Spuren ihm wohl auf seinem Weg begegnen werden?

Wie man eine Welt in Lametta einwickelt- Adventskalender 2017Where stories live. Discover now