Kapitel 19

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Matteo:

Ich sah nach draußen. Der Himmel ließ sich nicht von den Wolken unterscheiden. Beides war grau. Regentropfen liefen über das Fenster. Das Wetter war genauso, wie ich mich fühlte. Seit drei Jahren, um genau zu sein. Ja, drei Jahre war es nun schon her, dass Luna verschwunden war.

Am Anfang hatte ich sie gesucht. Überall. Ganz Mexico hatte ich nach ihr abgesucht. Ich hatte ihre Eltern angerufen, Nina und Gaston. Alle wussten nichts von ihr. Und jetzt... Jetzt saß ich im Flugzeug nach Buenos Aires. Mein Vater hatte mir nach einem Jahr verboten weiter nach Luna zu suchen.

Ich hatte versucht, mich von ihr zu lösen. Sie loszulassen, zu akzeptieren, dass sie nicht mehr hier war. Aber es ging nicht. Überall dachte ich an sie. Die Erinnerung an sie war wie ein Schatten, der mich überall hin verfolgte. Es war schlimm. Einerseits versuchte ich, ihr Gesicht, dass so oft vor meinem inneren Auge erschien, zu verdrängen und vergessen.

Andererseits versuchte ich sie krampfhaft festzuhalten, um sie bei mir zu halten. Und nun, drei Jahre später, flog ich wieder in die Stadt unserer ersten Begegnung. Wegen einer Hochzeit. "Eure Majestät?" Ich sah auf. Eine Stewardess lächelte mich an. "Würden Sie sich bitte anschnallen? Wir landen in Kürze." Nickend tat ich was sie sagte.

Die Landung war nichts besonderes. Ich wurde am Flughafen durch den VIP-Ausgang befördert und dort in eine Limousine gesteckt, die mich in mein Hotel fahren sollte. Durch die getönten Fensterscheiben des Wagens betrachtete ich die Stadt. Buenos Aires hatte sich nicht verändert. Es war noch genauso, wie als ich es verlassne hatte.

Da stieg plötzlich ein Impuls in mir auf. Mit bittender Stimme befahl ich dem Fahrer: "Stoppen Sie den Wagen!" Der Fahrer tat wie befohlen und hielt am Straßenrand. Der Butler, der meine Termine regelte und neben mir saß, empörte sich, als ich aus dem Wagen ausstieg.
"Hoheit, was soll denn das? Sie müssen schleunigst zum Hotel, dort haben Sie bereits einen Termin mit -" "Der wird warten müssen. Ich komme nach." murmelte ich nur und schlug die Autotür zu.

Dann drehte ich mich hastig um und lief um die nächste Ecke, um ja nicht aufgehalten zu werden. Als ich endlich alleine war, atmete ich erleichtert auf. Dann lief ich einfach los. Ich hatte das Bedürfnis, die vielen Orte zu sehen, an denen ich früher war. Zuerst lief ich zum BS-College. Die Schule war schon geschlossen, doch trotzdem sah alles noch so aus wie früher.

Mit einem Lächeln dachte ich an die Zeit, in der ich ein ganz normaler Schüler war. Es war die beste Zeit meines Lebens... Dann lief ich in den naheliegenden Park, mit dem ich ebenfalls so viele schöne Erinnerungen verband. Unter anderem Lunas und mein erstes Date oder unser erster Kuss. Sogar die Bank fand ich wieder, auf der ich damals das Lied für Luna gesungen hatte.

Daran erinnerte ich mich, als wäre es erst gestern gewesen. Nachdenklich setzte ich mich auf die Bank und dachte nach. Beziehungsweise starrte ich eine Weile einfach nur auf den Boden und genoss es, ganz für mich zu sein. Ohne von jemandem beobachtet zu werden.

Gerade als es am friedlichsten war, wurde die Stille auf einmal von einem Schluchzen unterbrochen.

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Na? Wer, denkt ihr, schluchzt da?

Don't lose the PrincessWhere stories live. Discover now