Kapitel 33

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Luna:

Als ich mich aufrichtete, stand Matteo am Geländer gelehnt und klatschte beeindruckt. „Wahnsinn, du bist ja ein richtiges Skatergirl!"
Irritiert fuhr ich auf ihn zu. „Skatergirl?" Er nickte grinsend. „Ja. Ist das kein guter Name?"
Ich schmunzelte und tat so, als wäre ich sehr skeptisch. Er grinste. „Ach komm, viele Mädchen wären begeistert wenn ich ihnen einen Spitznamen geben würde!"

Herausfordernd verschränkte ich die Arme. „Ach wirklich? Und wieso?" Selbstsicher zeigte er an sich runter. „Sieh mich an!" Das tat ich. Schon die ganze Zeit. Gespielt grübelnd fragte ich: „Warst du mal beim Augenartzt? Ich glaube du leidest an Wahnvorstellungen!" Dabei musste ich mir ein Grinsen verkneifen.
„Nein, tu ich nicht. Aber süß, dass du dich so um mich sorgst!" erwiderte er frech und zwinkerte mir zu.

Da traf es mich wie ein Blitz. Schlagartig verschwand meine gute Laune. Dieses Gespräch... So ähnlich, nein, fast genau so lief das Gespräch, als wir uns vor 4 Jahren im Roller getroffen haben. Diese Erkenntnis versetzte mir einen Stich in den Magen. Unbewusst schlang ich die Arme um meinen Bauch. Matteo fuhr besorgt zu mir rüber. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch er Skates anhatte.

„Hey, alles in Ordnung? Das war nur ein Witz..." versuchte er mir zu helfen. Ich lächelte etwas gequält. „Ich weiß, alles gut." Ein kleines Lächeln erschien auch auf seinen Lippen. „Wollen wir vielleicht zusammen skaten?"
„Ich..." Verräterisch zuckte meine Hand nach seiner. Ich wollte unbedingt mit ihm skaten, aber...

Matteo wollte mit einem anderen Mädchen skaten. Mit Rose. Machte er das mit Absicht? Hatte er mich bereits vergessen? Mit wie vielen Mädchen hatte er schon geskatet? Hatte er mit ihnen viel mehr Spaß gehabt?
Ich fühlte mich wie eine Verräterin, eine Verräterin an mir selbst.

Tief atmete ich durch. Schluss jetzt! dachte ich. Es ist Matteos gutes Recht, wenn er mit anderen Mädchen etwas machen möchte. Schließlich habe ich ihn damals verlassen. 
Es war ja klar, dass er nicht auf mich warten würde. Das sollte er ja auch nicht. Deshalb bin ich doch gegangen, oder?

Immernoch hielt Matteo mir abwartend seine Hand hin. Zwinkernd versprach er: „Ich verspreche, dass ich dir nicht über die Füße fahren werde!" Das brachte mich zum kichern. Meine düsteren Gedanken waren vertrieben, und ehe ich mich versah, hatte ich meine Hand bereits in seine gelegt.

Er führte mich auf die Mitte der Bahn und kam vor mir zum stehen. Dann setzte ein neues Lied aus den Lautsprechern ein. Es war „Alas". Keiner sah uns zu, und doch war ich aufgeregt wie vor einem Auftritt. Erst als wir zum ersten Schritt ansetzten atmete ich aus und konnte mich völlig entspannen. Die Musik nahm uns ein und wir tanzten das, was uns gerade einfiel.

Trotzdem fühlte es sich so an, als hätten wir schon lange dafür geprobt. Wenn Matteo mich in der Luft herumwirbelte, schloss ich die Augen genoss das Gefühl in der Luft zu schweben. Einmal musste ich sogar lachen, weil das Glücksgefühl mich derart überschwemmte, dass ich nicht anders konnte als meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Dann - irgendwann - verklang der letzte Ton des Liedes. Sanft setzte mich Matteo auf dem Boden ab, und wir verneigten uns als Schlussposition vor dem unsichtbaren Publikum. Ein paar Sekunden war es still. Wir hörten nur das laute, angestrengte Atmen des Anderen. „Wow. Das war..."

„Gut?" beendete ich Matteos Satz mit einem fragenden Blick. Er nickte. „Ja..." Er lächelte, machte allerdings einen Gesichtsausdruck, als könne er nicht fassen, was da gerade eben passiert war. „Alles in Ordnung?" fragte ich besorgt. Er nickte und schien sich wieder zu fassen. „Ja, alles bestens. Ich wollte nur...ähm, also... willst du vielleicht noch einen Spaziergang mit mir machen?"

Don't lose the PrincessWhere stories live. Discover now