Kapitel 42

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Luna:

Ambar hatte den Fernseher schon längst ausgeschaltet, doch ich starrte immernoch auf die Stelle, an der bis eben noch Matteos Gesicht zu sehen war. Ich konnte immernoch nicht glauben, was gerade passiert war.

Matteo hatte mich... verteidigt. Er hatte das Risiko auf sich genommen, sich in aller Öffentlichkeit zu blamieren, seinen Ruf zu verlieren, sich vor seinem Vater rechtfertigen zu müssen! Und das alles nur...
für mich.

Ambar hatte sich neben mich gesetzt und bis eben noch geschwiegen. Nun stupste sie mich vorsichtig an. Erst jetzt nahm ich wieder wahr, was um mich herum passierte. Mein Blick war tränenverschleiert, ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich weinen musste.

Unsicher sah Ambar mich an. „Wie geht es dir?" Ich musste lächeln, und brachte nicht mehr als ein „Gut!" zustande. Sobald das Wort aus meinem Mund kam, begriff es auch der Rest meines Körpers. Es war, als würde eine Welle aus Freude durch meinen Körper strömen und jede Traurigkeit vernichten, die sich in den letzten Jahren angesammelt hatte.

Nun lächelte auch Ambar. „Willst du zu ihm?" Nickend beantwortete ich ihre Frage. Voller Vorfreude sah sie mich an und machte Anstalten, mich aus dem Raum zu scheuchen.
„Na dann geh! Los, mach schon!" Ich sprang auf, wischte mir über das Gesicht und rannte zur Tür hinaus.

Draußen rannte ich weiter. Ich konnte immer nur an eines denken: Matteo. Er wollte mit mir zusammen sein! Es war ihm egal, was andere über uns dachten. Er sagte, ich sei perfekt für ihn!

Er meinte, dass wir uns an dem Ort treffen sollten, an dem alles angefangen hatte. Vermutlich meinte er damit das Blake South College, wo wir uns kennengelernt hatten. Hastig rannte ich in diese Richtung und ignorierte alle Passanten, die an mir vorbeiliefen. Nach ein paar Minuten kam ich keuchend vor der Eingangstür der Schule zum Stehen.

Aufgeregt, aber auch nervös umfasste ich den Türgriff und zog. Es war nicht abgeschlossen, darum ließ sie sich leicht öffnen. Eilig durchquerte ich die leeren Flure, bis ich an der richtigen Stelle ankam. Der Flur war leer. Hatte ich mich geirrt? Meinte Matteo vielleicht einen anderen Ort?

Ich wollte schon weitergehen, als mich etwas hier behielt. Statt umzukehren lief  ich auf die Stelle zu an der Gaston, Nina und ich vor über vier Jahren standen. Nachdenklich starrte ich auf den Boden. Es kam mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass ein versnobter Prinz in unsere Schule, und damit auch in mein Leben spazierte. Wenn ich damals gewusst hätte, was an dem Tag auf mich zukommen würde... Dass diese eine Begegnung mein Leben für immer verändern würde...

Ein Geräusch ließ mich hochfahren. Als ich mich umdrehte, sah ich wie die Tür aufging und Matteo durch sie hindurchschritt. Er trug nicht mehr die Prinzenuniform, sondern eine braune Hose und ein buntes Hemd mit einem albernen, aber trotzdem irgendwie süßen Muster. Das war ganz der Matteo den ich kannte.

Er schien ein wenig nervös, trotzdem lag ein erleichtertes Lächeln auf seinen Lippen, als er mich sah. „Du bist gekommen." Etwas unbeholfen lächelte ich. Eine Weile war es still. Matteo schien etwas sagen zu wollen, doch er schien nicht recht zu wissen, wie er anfangen sollte. Darum begann ich. „Das, was du vorhin gemacht hast... Das war unglaublich! Danke."

Matteo erwiderte mein Lächeln. „Damit wollte ich dir beweisen, wie wichtig du für mich bist."
Dann räusperte er sich und holte etwas aus seiner Hosentasche. „Und ich habe dich hierhergebeten, um dir noch einen weiteren Beweis zu geben." „Ach ja?" Irritiert, aber auch neugierig trat ich ein paar Schritte näher. Auch er kam einen Schritt auf mich zu.

Nun standen wir uns direkt gegenüber.
Seine Stimme zitterte ein wenig, doch sein Blick war klar als er sagte: „Luna, du bist wie ein Sturm in mein Leben gewirbelt und hast alles verändert. Ich würde dir so gerne tausend Dinge nennen, die ich an die liebe, aber die Wahrheit ist, dass ich gerade zu aufgeregt bin, um einen klaren Gedanken zu fassen!"

Ich kicherte, da er in diesem Moment wirklich hilflos aussah. Dann aber nahm er meine Hände und strich mit seinem Daumen sanft darüber. „Aber ich hoffe, dass du auch ohne viele Worte die Verbindung zwischen uns spürst. Und hoffentlich spürst du dann auch, wie sehr ich dich liebe.

Und deshalb möchte ich dich nicht mehr aus meinem Leben lassen. Genauso wenig wie unsere Tochter. Ich habe sie kennen und lieben gelernt, und kann mir keinen einzigen Tag mehr ohne ihr Lachen oder deine strahlenden Augen vorstellen."

Während er das sagte kniete er sich vor mich hin und holte eine kleine Schatulle hervor. Als er sie öffnete kam ein silberner Ring zum Vorschein. „Und darum möchte ich dich fragen: Willst du mich zum glücklichsten Mann der Welt machen und für immer an meiner Seite bleiben?"

Don't lose the PrincessWhere stories live. Discover now