Kapitel 35

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Luna:

Für einen Moment war ich geschockt. „Wie...kommst du jetzt auf diese Frage?" Hatte er einen Verdacht? Hatte ich mich verraten? Nervös wartete ich auf seine Antwort. Doch er zuckte nur mit den Schultern. „Nun ja, ich hab ihn noch nie gesehen und weder Ambar noch du haben ihn mal erwähnt. Ist er arbeiten?"

Hin- und hergerissen kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Ich hatte versprochen, ihm bei einer Frage ehrlich zu antworten. Aber ich hatte Zweifel. Schließlich fasste ich mir ein Herz. Nein dachte ich. Ich muss ihm ehrlich antworten. Er hat es nucht verdient, belogen zu werden.

Darum wandte ich mein Gesicht zu ihm, um ihn anzusehen. „Ich bin alleinerziehend." „Oh!" machte er, sichtlich geschockt. Vorsichtig hakte er nach. „Und...wieso? Ist er...naja...tod?"
Mit ausdrucksloser Miene schüttelte ich den Kopf. „Nein. Ich hab mich noch vor Sols Geburt von ihm getrennt."

„Das tut mir Leid." Seine Augen spiegelten ehrliches Bedauern wieder. Ich lächelte traurig. „Muss es nicht. Es war meine Entscheidung..."
Und ein Teil in mir bereute diese Entscheidung. Sooo sehr! „Und kommt er Sol mal besuchen?" wollte Matteo weiter wissen.
Ich biss mir auf die Lippe und vermied es ihn anzusehen. „Nein."

Entsetzt hob er eine Augenbraue. „Wieso nicht?! Soetwas müsste er als Vater doch tun!"
„Er weiß nichts davon..." murmelte ich so leise, dass Matteo es eigentlich nicht hätte hören können. Aber irgendwie hatte er mich doch verstanden. „Er weiß überhaupt nichts von Sol?!" „Doch!" wehrte ich mich laut.

Dann minimierte ich meine Stimme. „Er weiß, dass es sie gibt, aber nicht, dass er der Vater ist." Das war keine Lüge. Verständnislos sah Matteo mich an. „Warum?!" Ich wandte mich von seinem Gesicht ab. Diese Frage verursachte einen Kloß in meinem Hals. Mit erstickter Stimme flüsterte ich: „Er will kein Kind."

Eine stille Träne verließ mein Auge. Diese Worte gehört zu haben, waren eine Sache. Sie selbst auszusprechen eine andere. Meine Sicht verschwamm. Da spürte ich plötzlich zwei Arme, die sich um mich legten. Ohne weiter darüber nachzudenken lehnte ich mich gegen Matteos Brust und ließ mich von seinen Armen umhüllen.

Bei ihm fühlte ich mich so geborgen und beschützt vor der Außenwelt. Eine Weile weinte ich einfach still in seine Brust. Er sagte nichts, sondern hielt mich einfach in seinem Arm. Es war ein seltsames Gefühl, sich von dem Mann trösten zu lassen, wegen dem man weinte. Aber... andererseits brachte mir seine Nähe am meisten Trost.

Oh Gott, was war nur mit mir und meinen Gedanken los?! Ich war so verwirrt!

Als irgendwann keine Tränen mehr kamen, lehnte ich mich zurück und lächelte Matteo schwach an. „Besser?" fragte er fürsorglich. Ich nickte. „Ja, danke." „Keine Ursache." Dann legte sich seine Stirn in Falten. „Weißt du, oft sagen Menschen etwas in einer Situation, von der sie in dem Moment auch überzeugt sind. Aber dann... mit der Zeit, wenn dieses etwas eintrifft, kann es sein, dass diese Menschen alles in einem völlig anderen Licht sehen."

Verständnislos sah ich ihn an. Er sprach weiter: „Ich meine ja nur, dass, vielleicht, wenn du ihm Sol zeigst, er sie ins Herz schließt und... bei euch bleiben will." Ich erschauderte. Er sagte diese Worte, als wüsste er von allem.

„Ich... ja, vielleicht. Aber es ginge trotzdem nicht." setzte ich an. „Es ist...kompliziert." versuchte ich mich zu erklären, gab es dann jedoch auf. Er lächelte mich aufmunternd an. „Schon gut, du musst es mir nicht erklären." Erleichtert atmete ich aus. Dann straffte ich meine Schultern und vertrieb die düsteren Gedanken.

„Wie auch immer. Ich komme gut alleine zurecht, und ich habe ja auch viel Hilfe von Ambar und meinen Eltern." Immernoch lächelte er. „Ich weiß. Und ich finde du machst das wirklich toll!" Verlegen strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sah woanders hin, während ich ein „Danke" murmelte.

Dann fiel mein Blick auf die Uhr. „Ohje, schon so spät?! Ich muss langsam mal wieder nach Hause!" Matteo nickte und stand mit mir auf. „Ich muss auch gehen. Aber..." Einen Moment lang wirkte er unsicher. „Können wir...also ich meine: Hast du vielleicht Lust, dich nochmal mit mir zu treffen?"

Ehe mein Gehirn es verhindern konnte, hatte ich bereits ein Lächeln aufgesetzt. „Ich würde mich freuen!"

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Das nächste Kapitel wird kürzer, aber dafür brauche ich nicht so lange bis es draußen ist. Und, kleiner Spoiler: Es könnte euch mächtig interessieren was da passiert ;) 😉❤️

Don't lose the PrincessWhere stories live. Discover now