chapter thirty-three

130 6 0
                                    

[...]

»Die Tage rasen an uns vorbei. Sie hat nur noch eine verdammte Woche, bevor es zu spät ist! Es ist seitdem es passiert ist jeden Tag dasselbe! Wir fahren in der Früh ins Krankenhaus, sitzen den ganzen Tag neben ihrem leblosen Körper, bis wir abends wieder zurückfahren und am nächsten Tag wieder!« schrie ich weinend in mein Handy, während Harry, der neben mir im Bett saß, zur Beruhigung über meinen Oberschenkel streichelte.

»Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll, Mama.« sagte ich und wollte zu meiner Mutter, die aber gerade mit meinem Vater, Nadja und Mario in England war.

»Melanie, das wird schon wieder. In einer Woche kann sich der Körper bestimmt erholen.« sagte sie zu mir und ich schüttelte weinend den Kopf, obwohl sie mich nicht sehen konnte.

»Es tut mir leid... Dass ich deinen Urlaub störe. Wir hören uns... morgen oder so.« presste ich gerade so hervor.

»Du kannst mich immer anrufen, Maus.« hörte ich meine Mutter noch sagen, bevor ich auflegte und das Handy achtlos auf das Bett schmiss.

Ich starrte unter verschwommener Sicht auf das Bettlaken vor mir und war am Ende mit meinen Nerven.
Die letzten zwei Wochen waren jeden Tag dasselbe gewesen. Ich stand in der Früh auf, Harry und ich fuhren zu Sam, ich redete und weinte neben ihrem Bett, bis am Abend Camila und Thomas kamen und wir wieder ins Hotel fuhren. Vierzehn Tage lang und es war kein Zeichen von Besserung zu erkennen. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Die Verzweiflung von Camila und mir stieg von Stunde zu Stunde und wir konnten nichts weiter tun, als ihr beim Sterben zuzusehen.

Ich legte mich hin und starrte statt auf das Lacken, auf die Decke. Die letzten zehn Stunden hatte ich, wie jeden Tag, im Krankenhaus verbracht und lag danach mit Harry und dem TV-Abendprogramm im Hotelzimmer.

»Das tötet mich, Harry...« gab ich schluchzend von mir.

»Shhh...« machte er und zog mich an sich.

Er konnte mich immer beruhigen, indem er meinen Kopf streichelte, was er auch tat.
Er hatte eine Taktik entwickelt, mit der er mich immer aus meinen Heulkrämpfen holte. Desto weniger Tage Sam blieben, desto mehr Tränen vergossen Camila und ich.
In unserem Freundeskreis, hatte sich alles mittlerweile herumgesprochen. Weswegen ich stündlich neue Nachrichten von Leuten bekam, die Sam gute Besserung wünschten und fragten, ob sie sie besuchen konnten. Leute von denen wir wussten, dass Sam sie leiden konnte, ließen wir zu ihr, die Anderen wurden ignoriert.

»Sieben Tage, Melli. Sie schafft das. Weißt du noch, Robert hat gesagt, dass ihre Organe wieder ein wenig selbstständiger geworden sind.« nuschelte Harry an meinen Kopf, bevor er einen Kuss darauf drückte.
Ich schloss die Augen und dachte nach.

»Harry und ich, das ist alles so merkwürdig, Sam. Er ist schon die ganze Zeit, seitdem du weg bist da. Und wir kommen uns irgendwie näher, aber wir sind trotzdem irgendwie nur Freunde und ich weiß, dass du jetzt die Augen verdrehen würdest, wenn du könntest... Er ist die letzten zwei Wochen kein einziges Mal von meiner Seite gewichen. Er ist die ganze Zeit für mich da und wir kuscheln und küssen uns jeden Abend in den Schlaf und der Sex ist wirklich gut und... Ich... Ich glaube, für mich ist es mehr, als für ihn. Für mich ist er mehr, als ich es für ihn bin. Er ist aber auch generell komisch, mit seinen ganzen Geheimnissen. Er sagt, er darf keinen Sex mit mir haben, hat ihn aber trotzdem. Und warum er jetzt hier ist, weiß ich auch immer noch nicht. Ich brauche jemanden, dem ich das erzählen kann. Ich will mit dir und Camila in Pyjamas und Decken gekuschelt im Bett liegen und darüber reden.« hatte ich einige Stunden davor weinend zu Sam gesagt.

Ich hatte wirklich schreckliche Angst davor, sie würde nie wieder aufwachen. Ich hatte Angst davor, sie könnte für immer weg sein. Ich wollte nicht mitansehen müssen, wie jemand den ich so liebe starb. Ich konnte das nicht.

love destroyed through glory | [H.S.]Where stories live. Discover now