chapter thirty-eight

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Die Gänge des Hotels kamen mir länger vor als sonst. Ich wusste nicht, was mich dazu trieb, irgendwo hinzufahren. Ich suchte in meinem Kopf nach Gründen, als mir einfiel, dass ich noch Papier und Stifte brauchte, für die Grabrede.
Ich verließ das Hotel und sah die Straße entlang, in der Hoffnung einen Paparazzo zu sehen, an dem ich meine gestaute Wut auslassen konnte. Es war keiner da. Ich hatte Wut, auf die Person, die Sam getötet hatte. Ich hatte Wut auf die Polizei, die uns bis dahin nur gesagt hatte, dass sie nicht mehr wegen Körperverletzung, sondern wegen Mord ermittelten. Ich ging den Weg entlang und atmete die kalte und frische Luft ein.
Ich stieg in das Auto, als mein Handy in der Hosentasche läute. Ich stellte es auf lautlos und las die Nachricht.

»Melli, wie geht es dir? Wenn du mich brauchst, fliege ich sofort zurück nach Wien.« hatte meine Mutter mir geschrieben.
Ich antworte ihr, dass sie das nicht musste und ich sie liebte. Ich suchte auf meinem Handy nach dem nächstbesten Schreibwarengeschäft und drückte auf die Navi-Funktion. Ich wollte es gerade weglegen, als eine Nachricht aufleuchtete, Camila.

»Diese Grabrede zu schreiben ist das schrecklichste, was ich jemals machen musste.«
Ich antwortete ihr, dass ich sie noch nicht geschrieben hatte und starte den Wagen.

Mein iPhone hatte mich zu einer nahen Einkaufsstraße geführt, von der ich einen Block entfernt parkte und zu Fuß ging. In meinem Auto, waren meine Kopfhörer gewesen, welche ich in meine Ohren streckte. Ich konnte die Lautstärke der anderen Menschen einfach nicht ertragen.
Ich betrat das Geschäft und suchte nach Papier und Stiften, mit denen ich schön schreiben konnte. Stumm erledigte ich meinen Einkauf und verließ das Geschäft.
In der Straße waren einige Menschen und ich fühlte mich unglaublich beobachtet. Ich sah umher und entdeckte einen McDonald's, auf den ich zusteuerte.
Ich kaufte dort etwas für Harry zum Essen und einen Smoothie für mich, obwohl ich weder Durst noch Hunger hatte. Ich bestellte an einem der Bildschirme, weil ich mit niemandem kommunizieren wollte.
Ich verließ das Fastfood-Restaurant wieder, mit einer Papiertüte in der einen und einem Beutel mit Schreibwaren in der anderen Hand. Ich fühlte mich die ganze Zeit angestarrt und beobachtet, weswegen ich die Straße schnell verließ und im selben Tempo zu meinem Wagen eilte. Meine Kopfhörer und mein Handy hatte ich in meiner Paranoia achtlos in meine Hosentasche gestopft.
Außer Atem setzte ich mich in mein Auto und sperrte die Türen zu. Ich sammelte mich kurz, ehe ich mit zusammengekniffenen Augen nach meinem Autoschlüssel suchte, den ich beim Reinkommen zusammen mit den Säcken, auf den Beifahrersitz geworfen hatte. Es war schon dunkel draußen und somit auch im Innenraum des Fahrzeugs, was mir die Suche erschwerte. Als ich ihn endlich gefunden hatte, startete ich den Motor und fuhr los.

In der Tiefgarage beim Hotel parkte ich wieder. Ich nahm alle Sachen und verließ das Auto. Die kühle Außenluft tat mir gut. Mein Kopf fühlte sich nicht mehr so schwer an.
Ich betrat wieder das Hotel und begab mich zu Harrys Suite. Ich griff ich meine Hosentasche und holte die Schlüsselkarte raus. Ich hielt sie an den Sensor und die Tür ließ sich öffnen. Im Eingangszimmer und sah ich, einen nervös auf und ab gehenden Harry, der sich sein Handy gegen das Ohr hielt und gestresst in die Haare griff. Er sah mich, rannte auf mich zu und drückte mich fest an sich.

»Mach das nie wieder! Hau nie wieder einfach so ab. Wo warst du? Ich habe tausend Mal angerufen!« nuschelte er wütend gegen meinen Kopf.
Ich löste mich und hielt ihm sein Essen entgehen. Ich hatte ihm dasselbe gekauft, was er in Florenz genommen hatte.

»Danke, aber das hättest du nicht tun müssen.« sagte Harry und ich ging an ihm vorbei.
Ich setzte mich an den großen Tisch, der mitten in Raum war, und packte die Papiere und Stifte, die ich gekauft hatte aus. Harry setzte sich mir gegenüber und aß.
Ich fing an zu schreiben und zerknüllte die Zettel immer wieder, weil entweder Tränen drauffielen, oder die Texte einfach schlecht waren. Als Harry fertig war, schmiss er den Müll, der von seinem Essen übrig geblieben war weg, und setzte sich neben mich. Er las mit, was ich schrieb und legte unterstützend seine Hand auf meinen Oberschenkel.

love destroyed through glory | [H.S.]Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang