Nicht fehlerfrei (Claudias Sicht)

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Roman schaute mich immer noch an und legte seinen Kopf schief. Ich  schaute wieder auf mein Handy und legte meine Stirn in Falten. Im  Augenwinkel sah ich das Roman aufstand und auf mich zukam.
„Was los?", er nahm mein Kinn und drückte es leicht bestimmend nach oben.
Meine Augen fühlten sich mit Tränen.
„Claudia?", fragte er nochmal.
Ich schaute ihm in die Augen und er wusste was los war.
„Ok. Ich verstehe", er ließ mein Kinn los und drehte mir den Rücken zu.
Er ging sich energisch durch seine Haare.
„Ich  versteh dich nicht, Claudia. Ich verstehe dich einfach nicht", er blieb  an einem Fenster stehen und stützte sich mit einer Hand ab.
„Roman, bitte", flüsterte ich.
„Schon gut. Du kannst es einfach nicht", sagte er leise genug, damit ich wusste, dass es das Ende war.
Ich musste gehen. Ich schaute Luna an, die dort zwischen uns beiden stand.
„Was heißt hier überhaupt, ich kann es einfach nicht?", fragte ich ihn.
„Du kannst nicht lieben. Du kannst keinen nah an dich ran lassen", sagte er ohne mich anzuschauen.
In  der Spiegelung vom Fenster sah ich, dass seine Wangenknochen sich immer  wieder bewegten. Ein Indiz dafür, dass er kurz vorm Platzen stand.
„Wenn du meinst. Du bist fehlerfrei, ja?", schrie ich ihn dann an.
Meine Wangen füllten sich mit Tränen.
Er  drehte sich um, und sah mich wütend an. „Ich würde niemals sagen, dass  ich fehlerfrei bin. Aber was bist du? Falsch? Fehlerfrei? Unfähig zu  lieben? Was bist du, Claudia?", sagte er mit einem sehr bestimmenden  Ton.
Unsere Blicke aufeinander geheftet.
Ich schnipste einmal und Luna stand neben mir.
Romans Wangenknochen pulsierten immer mehr. Ich drehte mich um nahm meine Trainingsschuhe und zog sie an.
„Du gehst einfach so", sagte er in der gleichen Tonlage.
„Ich  muss gehen. Und da du eh denkst, dass ich falsch bin, macht das keinen  Sinn. Ich wusste es von Anfang an. Hätte ich mal nicht auf Liv gehört  und wäre hierhergekommen", ich schnappte meine Tasche und rannte  zusammen mit Luna die Treppe herunter.
Ich schloss mein Auto auf und zeigte Luna das sie einsteigen sollte.

Roman kam mir hinter her und schrie mich an

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Roman kam mir hinter her und schrie mich an.
„Verpiss  dich aus meinem Leben. Das ich meine Zeit mit dir verschwendet habe und  ich mich auch noch in dich verliebt habe. Sowas benötige ich nicht.  Sowas benötigt keiner. Falsch bist du und verlogen. Du spielst mit den  Gefühlen der anderen. Und sowas wollte ich und habe ich versucht davon  zu überzeugen mich zu lieben", sein Kopf wurde rot, weil er mich so  anschrie.
Ich  schaute ihn nur an, weil ich ihm nicht entgegnen konnte. Er hatte ja  Recht. Dort stand ich am Auto, mit einem wütenden Roman. Die Lichter in  den anderen Wohnungen gingen an. Ich schaute ihm nochmal in die Augen,  das letzte Mal, die Wut und Trauer in seinen Augen. Ich wollte etwas  sagen, aber ich konnte nicht. Ich setze mich ins Auto und fuhr los. Ich  fuhr einfach los ohne nochmal zu ihm zu schauen. Ich raste nach Hause,  durch die Stadt Richtung Autobahn. Meine Gedanken musste ich für meine  Mama und meinen kleinen Bruder sortieren. Meine Gefühle musste ich  hinten anstellen. Wie immer. Als ich nichts mehr sehen konnte, weil ich  weinte, was ich nicht gemerkt hatte. Bog ich auf einen Parkplatz ein.  Ich stellte den Motor ab und ließ meinen Kopf aufs Lenkrad fallen. Ich  weinte. Ich weinte wie schon lange nicht mehr.

 Ich weinte wie schon lange nicht mehr

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Ich  liebte diesen Kerl. Seine Berührungen, ja sogar wenn er unfair zu mir  wurde. Ich rief Liv an. Diese ging direkt ran. „Liv", sagte ich leise  verweint ins Handy.
„Maus?", kam von ihr verschlafen.
„Kannst du kommen?", fragte ich sie.
„Ja, sicher wo bist du?", ich gab ihr meine Daten durch und legte auf.
Ich  schaute aus dem Fenster und sah alle anderen Lichter der Autos an mir  vorbei fahren. Immer wieder sah ich Roman vor mir, wie er mich anschrie.  Ich kniff meine Augen zusammen um die Bilder aus meinem Kopf zu  bekommen. Gefühlte tausende Stunden später traf Liv ein. Sie riss die  Tür auf und nahm mich direkt in den Arm.
„Was hat er getan?", fragte sie mich, als sie mich weiter drückte.
„Er....Chris hat angerufen...Mama liegt im Krankenhaus, Liv. Ich kann das nicht", sagte ich wieder unter Tränen.
„Ist Chris im Krankenhaus?", fragte sie mich und ich nickte.
„Komm", sie zog mich mit zum Auto und rief Luna.
Während  der Autofahrt ins Krankenhaus, schaute ich aus dem Fenster und dachte  über mein Leben nach. Immer wieder kam etwas dazwischen wenn ich  glücklich war. Immer wieder musste ich entbehren und nun war die Liebe  meines Lebens ebenso weg. Liv nahm meine Hand und drückte sie. Sie  lächelte mich leicht an. Am Krankenhaus hielt sie und drückte mich  nochmal.
„Wenn  was ist dann melde dich", sagte sie. Sie nahm Luna mit und ich betrat  zum millionfachsten das Krankenhaus. Die Schwestern lächelten mich schon  an. Schwester Barbara kam auf mich zu und drückte mich.
„Es tut mir so leid", sagte sie dann.
„Danke", sagte ich leise.
„Etage 3, Zimmer 372", kam von ihr.
„Danke", ich wollte gerade gehen, als sie mich aufhielt.
„Möchtest  du so hochgehen?", sie schaute mich von oben bis unten an und ich hatte  noch meine Sportsachen an und sah im Spiegel das ich total verweint  war. Ich schüttelte den Kopf. Sie nahm meine Hand und zog mich ins  Schwesternzimmer.

Sie holte aus einem Spind eine Hose und einen Pullover.
„Hier nimm das", sie hielt es mir hin und zeigte auf die Umkleide.
„Danke", ich ging hinein und zog mich um, wischte mein Gesicht mit kaltem Wasser ab und ging hinaus.
Ich musste stark sein. Ich musste für Mama und für Chris stark sein. Ich durfte keine Schwäche zeigen und so ging ich hinaus.
„Danke", ich straffte meine Schulter und ging zum Aufzug.
Als er im dritten Stock hielt und die Türen aufgingen, sah ich meinen kleinen Bruder.
Mein  kleiner Bruder, der auf einmal wieder drei war und verweint in meinem  Zimmer saß und meine Barbie in der Hand hatte, weil er ihr die Haare  geschnitten hatte. Er blickte hoch und die Tränen flossen. Ich stürmte  zu ihm und nahm ihn sofort in die Arme.
„Mama", sagte er mit einer gebrochenen Stimme.
„Schon ok. Ich mache das", ich drückte ihn.
„Der Arzt will mit dir sprechen, Große", sagte er dann.
„Ok", ich holte aus meiner Hosentasche Geld und gab es ihm,
„Komm hol dir was zu trinken", ich lächelte ihn an und striff ihm die Haare aus dem Gesicht.
Er  war so stark und dennoch so zerbrechlich. Er stand auf und wählte eine  Nummer. Ich hörte nur ein, „Meine Schwester ist da. Nein du brauchst  nicht kommen. Ich melde mich bei dir. Ich dich auch", mein kleiner  Bruder war verliebt. Ich grinste leicht.

„Frau Pfeifer?", ich hörte die Stimme des Oberarztes.
Ich erschrak und zuckte zusammen. Als ich mich umdrehte, zeigte er auf sein Büro. Ich kam dem nach und ging hinein.
„Wollen  Sie etwas trinken?", ich lehnte ab. „Also, ihre Mutter mussten wir ins  künstliche Koma versetzen. Die Therapie ist nicht angeschlagen. Obwohl  die Werte so stabil waren und eigentlich zeigten, dass sie es schaffen  kann", er schaute mich an.
„Okay. Das bedeutet?", fragte ich ihn.
„Es gibt noch eine Möglichkeit, die wird aber mehr kosten. Können Sie das?", fragte er mich.
Ich massierte meine Hände, die in meinem Schoß lagen.
„Geben sie mir Zeit, ich muss das klären", sagte ich ihm.
Er nickte.
„Kann ich zu ihr?", kam es dann von mir.
„Natürlich", er lotste mich in das Zimmer.
Als ich die Tür aufmachte, sah ich sie dort. Sie lag im Mondschimmer in einem Bett, angeschlossen an viele Geräte.
„Bleiben sie nicht so lange", sagte er mir.
Ich nickte. Ich nahm ihre Hand und drückte sie.
„Ich schaffe das, Mama. Ich besorge das Geld und dann geht es dir besser", dann gab ich ihr einen Kuss.
Ich sammelte Chris ein und gemeinsam fuhren wir zu den beiden. Ich schrieb eine E-Mail an Frau Werdehausen.

„Sehr geehrte Frau Werdehausen,
leider  muss ich Ihnen mittteilen, dass es mit Herrn Bürki nicht funktionieren  wird. Er hat mir heute gestanden, dass er sich in mich verliebt hat. So  kann ich leider nicht weiterarbeiten. Ich bitte um einen anderen Auftrag  mit (ich musste schlucken) allen Extras. Ich erwarte Ihren Anruf, mfg  C.R." Ich klickte auf Senden.

Meine Königin (Beendet)Where stories live. Discover now