Schau doch nach

321 15 3
                                    

Gedankenversunken sah Hayley ihrer Tochter zu. Sie wollte nicht mehr denken, wollte nur mehr laufen. Die Frage war nur, ob sie vor der Wahrheit weg lief oder ihr entgegen ran. Die Tatsache, dass sie Klaus nicht mehr unter die Augen treten konnte, sprach eher für die Flucht. Aber vor was hatte Hayley Angst? Sie wusste ja nun, dass Klaus auch mehr zwischen ihnen spürte. Hatte sie etwa Angst davor ihn zu verletzten? Mit einem leisen seufzen lehnte sie ihren Kopf gegen ihre Hand, mit der sie sich an der Couch abstützte, auf welcher sie saß. Klaus malte wieder. Leise konnte sie die Pinselstriche hören. "Was er wohl mahlt?", murmelte Hayley halblaut und lächelte für eine Sekunde. "Schau doch nach", schlug Hope vor und strahlte ihre Mutter an, "Du siehst müde aus, Mami." Hayley hatte seit Tagen, genauer gesagt vier Tagen kein Auge zu getan. Seit dem Tag, an dem Elija es geschafft hatte, dass Klaus mit ihr redete. Aber sie war noch nicht zu weit. Zu viel würde sie bei einem unbedachten Schritt riskieren. "Ich bin nur Müde, Hope", beruhigte sie ihre Tochter und strich ihr übers Haar. Elija war seit vier Tagen auch nicht mehr im Haus gewesen. Wollte er ihnen Freiraum lassen? Oder wurden zwei ihm einfach zwei stur köpfige Hybriden zu viel? Alles war wieder ein Frack. Alle Beziehungen untereinander. Und Hope allein sollte doch Grund genug sein, um für alles zu kämpfen was sie liebte. So dass niemand leiden muss, den Hayley ins Herz geschlossen hatte. "Vielleicht hast du recht. Ich sehe einmal nach deinem Vater." Und das strahlende, glänzende Lächeln Hopes bestärkte ihren Beschluss. Hayley würde es wagen. Klaus in die Augen schauen und versuchen Ehrlich zu sein. Zu allen. Womöglich der einzige Weg um über ihre Gefühle ins Klare zu kommen.

Dennoch beeilte Hayley sich nicht. Sie nutzte keine ihrer Fähigkeiten. Sie brauchte gleich lange um Klaus Tür zu erreichen wie ein normaler Mensch. Viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf. "Was, wenn er wütend ist? Was wenn alles schief geht? Was wenn er mich eines Tages nicht mehr liebt aber eine andere?" Ein Stich traf sie in ihr Herz, wie als hätte man einen Holzpfahl hindurchgerammt. Alleine von der Vorstellung, dass jemand anderes Klaus und ihre Tochter hatte trieb Hayley in unglaubliche Anspannung, Wut und Gewissheit.
Nur noch wenige Zentimeter trennte Hayley von der Tür. Gerade als sie davor stehen blieb um noch einmal alles zu überdenken. Ging die Tür auf und Klaus lächelte sie an.
"Da hast du dir aber lange Zeit gelassen, Wolf-Girl." Er hatte ihr die Tür geöffnet und musterte sie. "Wenig geschlafen?" Hayley nickte. Aber auch Klaus war anzumerken wie Angespannt und Ermüdet er war. Aber kein Hauch von Wut befand sich in seiner Mimik. Dies wunderte die Hybridin. Wie oft war er wütend, wegen Kleinigkeiten. Wie oft drängte er, bis er das bekam was er wollte? Aber Hayley hatte er Zeit gegeben. Die Hybriden standen sich wiedereinmal gegenüber. Mit ihren Augen sahen sie sich an, wartend. "Du weißt, ich beschütze dich wie meinen größten Schatz. Weißt du wieso, kleine Wölfin?", er machte eine pause und ging wie so oft auf sie zu, "Weil du, Hope und meine Familie mein größter Schatz seid." Hayley Augen funkelten. Sie schienen wässrig, wie als würde ihr sogleich eine Träne über die Wange kullern. Für einen kurzen Moment sah sie zu Boden, bevor sie wieder aufsah und bemerkte, dass er nun ganz nah bei ihr stand. Fast hätten sich ihre Lippen schon berührt. "Klaus...", begann Hayley, "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so einen Idioten wie dich lieben würde." Fast schon langsam realisierte Klaus diese Worte. Er brauchte Sekunden um endlich ein ehrliches Lachen hervorzubringen, die Begierde in seinen Augen nicht mehr zu verschleiern. "Meine Königin", murmelte er, bevor er endlich seine Lippen auf ihre legte.

Doch das Glück hielt nicht lange an. Ein klingeln ertönte und fuhr beiden bis ins Mark. Es war zwar nur die Klingel der Haustür gewesen. Aber beide konnten ihn riechen und beide befürchteten das Gleiche: Er würde Schwierigkeiten bereiten.

Hayley und Klaus ~ForeverWhere stories live. Discover now