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Unschlüssig betrachtete ich mein Outfit im Spiegel.

Die Viskosehose und das Shirt waren meine Lieblingssommerklamotten, doch plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob es wirklich gut aussah. Nicht dass ich einen Grund hätte für Nathen gut aussehen zu wollen, aber trotzdem...

Bevor ich mich jedoch hätte erneut umziehen können, schlüpfte ich meine Chucks und lief schließlich runter zur Haustür.

Nathen hatte mir gestern Abend, als ich mit Ellen eine Serie geschaut hatte, seine Adresse geschickt. Überrascht hatte ich festgestellt, dass er höchstens 15 Minuten Fußweg entfernt wohnte.

Erst hatte ich überlegt, ob ich ihm antworten sollte, mich aber schließlich dagegen entschieden.

Weil mein Vater nach dem Frühstück heute Morgen sofort wieder los musste, blieb mir nichts anderes übrig, als den Weg zu Fuß zu gehen. Leider fuhr ausgerechnet hier nämlich kein Bus entlang.

Aber es war schon Anfang September, weshalb es nicht mehr viel zu warm, zum draußen sein war. Außerdem war wirklich angenehmes wolkiges Wetter und etwas Bewegung würde keinem schaden.

Gespannt darauf was mich erwarten würde, lief ich los und stand wenig später in einer ruhigen Vorstadtgegend mit lauter Altbauten.

Mit den Strahlen der Mittagssonne, die sich vereinzelt durch die dicken Wolken quetschte und die bunt gefärbten Bäume erstrahlen ließ, wirkte es unglaublich friedlich, was im krassen Kontrast zu meinen Gefühlen stand, wenn ich daran dachte, dass ich gleich bei Nathen sein würde.

Als ich bei der Adresse ankam, stand ich vor einem fünfstöckigen Altbau, der den angrenzenden ähnelte, jedoch war dieser aus dunkelroten Backsteinen.

Ich drückte probeweise gegen die Tür und trat ein, als sie sich öffnete. Dann nahm ich den langen Weg nach oben in Angriff.

Glücklicherweise hatte mir Nathen geschrieben, dass er ganz oben wohnte, denn die Namen auf den Klingelschildern sagten mir gar nichts. Ganz oben hatte ich den Name William gelesen, aber ich hatte keine Ahnung, ob das Nathens Nachname war.

Langsam kam die Nervosität, die ich seit Freitag bemüht verdrängt hatte zurück. Immerhin stand ich mittlerweile vor Nathens Haustür.

Letztere wurde so schwungvoll geöffnet, dass sie beinahe wieder zufiel. Erschrocken sprang ich nach hinten.

"Nath-" Als er mich sah, unterbrach sich der junge Erwachsene in Nathens Alter und sah mich überrascht an. Er hatte schokoladenbraune Haut, ebenso braune Augen und  krauses kurzrasiertes dunkles Haar. Eben diese Art, die man unbedingt mal anfassen wollte.

„Na sowas, wer bist du denn?", fragte er mich.

„Ich bin Zoé", antwortete ich etwas überrumpelt.

Der hünenhafte öffnete die Tür vollständig und reichte mir seine Hand.

Als ich sie nahm, schüttelte er sie mit angenehmem Druck und zog sie schließlich wieder zurück.

„Ich bin übrigens Omar. Nathens bester Freund und Mitbewohner."

Dann wohnte er gar nicht mehr mit seinen Eltern zusammen?

Ich war mir nicht sicher, wie alt Nathen war, aber älter als 19 schätzte ich ihn nicht. Allerdings ging er erst seit dieser Woche auf meine Schule und die nächste war fast 10 Kilometer von hier entfernt, was theoretisch heißen konnte, dass sie frisch eingezogen waren. Allerdings sah es in der Wohnung nicht danach aus.

Ich musste ihn irgendwann auf jeden Fall danach fragen.

Auf ein Mal warf Omar den Kopf in den Nacken und fing lautstark an zu lachen.

Ice RainWhere stories live. Discover now