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Als wir den Club betraten, empfing uns laute Musik und schwere Bässe, die zum Tanzen einluden, obwohl ich die teils überspielten Songs eigentlich nicht mehr hören konnte.

Zuerst gaben wir unsere Sachen an der Garderobe ab, bevor Ellen mich fest umarmte, irgendwas von Max und Tanzen nuschelte, sich dann mit  mit Max durch die Menge schon und Nathen und mich alleine ließ.

"Ist ja nicht zufassen."

Ich schüttelte leicht von Ellen genervt den Kopf und drehte mich zu Nathen um, der ebenfalls auf die Stelle blickte, an der meine beste Freundin und ihr Halbfreund eben noch gestanden hatten. 

Zugegeben, ich hatte genau gewusst, dass Ellen und Max mich einfach alleine lassen würden. Sie meinte es sicher nicht böse und sie war verknallt und ich gönnte es ihr, dass sich etwas zwischen Max und ihr entwickelte. Da Nathen da war, nahm ich es ihr nicht übel, wäre er jedoch nicht hier gewesen, hätte ich den gesamten Abend alleine verbringen müssen.

Als Nathen meinen Blick spürte, zuckte er schmunzelnd mit den Schultern und deutete auf die Treppe neben der Tanzfläche, die zu einer Art Galerie hinaufführte. Von dort aus hatte man die gesamte Tanzfläche im Erdgeschoss in Blick. Es war schon verdammt voll, obwohl es höchstens zehn Uhr sein konnte. Aber das war gut so, denn so würde mich wenigstens niemand bemerken, falls ich mich später doch noch auf die Tanzfläche trauen sollte.

Nathen griff plötzlich nach meiner Hand, und setzte sich mit mir im Schlepptau in Bewegung.  

Er hatte meine Hand nur genommen, um mich in der Menge nicht zu verlieren, während er den Weg nach oben ansteuerte, doch trotzdem flatterte mein Herz einen Augenblick lang. Ich konnte auf nicht anderes mehr achten, als auf ihn. Die langen Beine, die in dunkelgrauen Jeans steckten, der süße Hintern, sein schwarzes T-Shirt, das über seinem Rücken spannte, als er den anderen Arm ausstreckte, um ein paar Menschen zur Seite zu schieben. Er war so männlich. Und die Art wie er mich hinter sich durch die Menschenmenge führte und diese teilte, so wie Mose das Meer.

Oben war es nicht ganz so voll. Die meisten Leute standen mit Drinks an das Geländer gelehnt oder an der Bar, die sich an der Wand neben der Treppe erstreckte. Eine der paar Sitzgelegenheiten war sogar noch frei und wir ließen uns auf der Bank am Geländer nieder. 

Leider war Nathen die Person von uns beiden, die sich zuerst setzte, was mich vor die Entscheidung stellte, wie dicht ich mich an ihn heran setzen sollte. Bevor er  mein Zögern jedoch hätte bemerken können, setzte ich mich mit ein wenig Abstand zwischen uns auf die Bank. So würde ich mich dann vielleicht doch noch halbwegs entspannt mit ihm unterhalten können.

Ich linste zu dem jungen Mann neben mir und ertappte ihn beim Starren. Meine Augen weiteten sich kaum merklich, was ihn zu grinsen veranlasste.

"Tja...", begann ich einfallslos. "Wieso war mir klar, dass Ellen mich hier sowieso nicht brauchen würde?"

Er zuckte mit den Schultern.

"Aber wieso warst du dann einverstanden überhaupt mit ihr her zukommen,wenn du doch wusstest, dass sie dich alleine lassen würde?", fragte er zu Recht.   

"Weiß nicht,aber vermutlich weil wir beste Freundinnen sind. So etwas macht man nach meiner Definition von besten Freunden." Ich biss mir nachdenklich auf die Lippe und beobachtete die Leute in unserer Umgebung.

Hinter Nathen lehnte ein Pärchen am Geländer, dass sich so etwas von ein Zimmer nehmen sollte. Fast musste ich grinsen. Doch dann viel mir ein, wie lonely ich selbst doch war. Aber mal ehrlich. Wie machten die Leute das? Wie konnten so viele Menschen erfolgreich in einer Beziehung sein? Wie überwand man die Stufe Freundschaft und gelangte auf die höhere Beziehungsebene? Und wenn man jemanden neu kennen lernte und sofort die Beziehungsschiene an fuhr, wie klappte das dann trotzdem bei so vielen Menschen? Hatte niemand der anderen Menschen Angst davor, gegen eine Wand zu rennen? Oder machte ich in Gedanken einfach alles zu kompliziert?

Ice RainDonde viven las historias. Descúbrelo ahora