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Als ich am Montag vor der Schule auf meine beiden Freundinnen wartete, traf mich beinahe der Schlag, als ich sie auf mich zukommen sah. Denn sie waren nicht alleine.
Es war Nathen höchst selbst, der sich, mit ihnen in eine entspannte Unterhaltung vertieft, auf mich zubewegte.

Als er aufschaute und bemerkte, dass ich die drei beobachtete, sah er sofort wieder zu Vanessa und schien plötzlich ganz vertieft in das Gespräch zu sein, als sie schließlich vor mir standen.

"Na ihr", begrüßte ich Vanessa und Kira herzlich mit einer Umarmung ignorierte Nathen dabei gekonnt.
Ebenso mein nervöses Herz.

"Hey Zoé"

Nathen sprach meinen Namen zögerlich aus.

Manch einer würde mein Verhalten zweifellos als kindisch und unreif erachten, doch ich kam nicht umhin ihn weiter zu ignorieren.

Mein Fuß fühlte sich zwar heute wieder in Ordnung an, aber es war doch offensichtlich, dass wir nicht dafür bestimmt waren Freunde zu sein. Oder uns überhaupt am selben Ort aufzuhalten.

Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und plötzlich spürte ich einen warmen Atem von an meinem Nacken. Ich erschauderte.

"Lass uns reden."

Reglos stand ich da und sah unsicher meine Freundinnen an. Während Kira versuchte die Situation abzuschätzen, war Vanessa zweifellos beeindruckt von Nathen.
Das war typisch für sie. Sobald jemand gut aussah, war sie total hin und weg. In der Hinsicht war sie eindeutig oberflächlich, aber die Jungs wussten, woran sie bei ihr waren.

"Bitte."

Ich stieß ergeben die Luft aus, von der ich nicht mal wusste, dass ich sie angehalten hatte und drehte mich schließlich zu Nathen, der das selbe weiße T-Shirt wie bei unserer ersten Begegnung vor ein paar Wochen trug und Mal wieder viel zu gut aussah.

Fordernd blickte ich zu ihm auf, ohne einen Hehl darum zu machen, wie genervt ich im Augenblick von ihm war.

"Was willst du?"

"Reden."

"Lässt du mich danach verdammt nochmal in Ruhe? Mir reicht es langsam!" Mir fiel es schwer mich zu konzentrieren, wenn er mich so undefinierbar ansah, wie in dem Augenblick. Und genau das war ein entscheidender Grund, wieso wir uns voneinander fernhalten mussten.

Kurz wand ich mich zurück zu meinen Freundinnen und wir verabredeten uns für die große Pause, bevor ich Nathen nun schon zum zweiten Mal zu dem Weg, hinter der Schulecke folgte.
Als ich ihn an der Wand lehnen sah war es mir, als hätte ich ein Deja vu. Ich selbst lehnte mich an die niedrige Mauer, hinter der ein paar Büsche und Bäume wuchsen. So war ein gesunder Abstand von anderthalb Metern zwischen uns.

"Also", begann er und stieß seinen Atem aus. "Ich glaube ich muss nicht erwähnen, dass wir bis jetzt irgendwie einen schlechten Start hatten."

Er warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu und ließ ihn dann zu den Pflanzen hinter mir schweifen.

"Der Tag mit dir war zugegebenermaßen besser als gedacht, obwohl wir bloß diese beschissene Arbeit für Deutsch beenden mussten. Aber als der Anruf kam, da sind bei mir die Sicherungen durchgebrannt. Es hatte echt nichts mit dir zu tun und ich weiß es ist scheiße von mir gewesen, mich dir gegenüber so unfreundlich zu verhalten."

Ich schabte unruhig mit meinen Füßen über den Boden, während ich herauszufinden versuchte, was ich von dem allen hielt. Dass ihm der Tag mehr oder weniger gefallen hatte, ließ mein dummes Herz für einen Augenblick schneller schlagen.

Ich fragte mich immer noch, was hinter diesem Anruf gesteckt hat, das ihn so wütend gemacht hat. Doch danach würde ich ihn jetzt ganz sicher nicht fragen, denn anscheinend wollte er es mir nicht sagen. Schließlich nickte ich, um ihm zu signalisieren, dass ich zuhörte, was ihn zum Weiterreden veranlasste.

Ice RainWhere stories live. Discover now