00: Prologue

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Die Schatten der Nacht zogen sich über Hügel, Wiesen und verschluckten alles Licht, das die metallenen Müllcontainer von den flackernden Lampen in den engen Gassen reflektierten. Hier und da strich eine jaulende Katze durch die dunklen Straßen, und kletterte in einen der umgefallen Container, auf der Suche nach verwendbarer Nahrung. Der Wind pfiff um die Bäume, schüttelte und wirbelte sie herum wie in einem Sturm. Er jaulte, winselte und heulte als würde er gequält. Das Knarzen und Quietschen der knorrigen, morschen Bäume warf eine unheimliche und schauerliche Atmosphäre auf. Wegen des orkanartigen Windes klapperten die Fensterläden der verlassenen Häuser. Die Stadt wirkte wie leergefegt, niemand war auf den Straßen zu sehen, in keinem der Häusern brannte Licht.

Manche Türen standen offen und gaben den Blick auf die anscheinend verlassenen Räume preis. Möbel und unwichtige Habseligkeiten standen noch in den Zimmern. Jedoch waren diese wenigen Dinge in einem unverwendbarem Zustand. Vieles war angekokelt, zerrissen oder zerbrochen. Der Zustand der Dinge ließ auf einen Kampf und ein hastiges Verlassen der Stadt hindeuten.

Was dort wohl passiert ist?, dachte sich Ferrah schaudernd. Immer öfter hörte man von sogenannten "Geisterstädten". Dörfer, in denen täglich ein anderes Fest gefeiert wurde, waren plötzlich still und gerieten nach kurzem Trubel in den Medien schnell in Vergessenheit. Städte, die plötzlich von einem Tag auf den anderen verlassen waren. Städte, vor deren Toren plötzlich tausende Menschen um Einlass und einen Ort zum Leben baten.

Zeitungen waren täglich mit Artikeln über verschwundene Menschen zugepflastert, die Medien überschlugen sich und stellten eine Theorie nach der anderen auf.

Die "Retro" vermutet eine Gruppe von Serienkillern dahinter, doch diese Annahme war so unlogisch, dass niemand daran glaubte. Selbst eine Gruppe von 10 Serienkillern würde es nicht schaffen eine Stadt mit hunderttausenden Einwohnern leer zu fegen.

Die Reporter sprachen von einer dunklen Gewalt, die unermüdlich über unsere Welt rollte wie ein Lawine und alles mit sich riss, was ihr in den Weg kam.

Wissenschaftler vermuteten einen Virus und versuchten die Lösung auf logische, rationale Weise zu finden.

Doch nach knapp zwei Monaten kamen zu den verschwundenen Personen neue Details ans Licht. Sie waren nun endlich wieder aufgetaucht, erst noch verwirrt doch nach ein paar Stunden wieder Herr ihrer Sinne.
Auch wenn anfangs alles noch normal schien, so wiesen diese Personen seit geraumer Zeit ein merkwürdiges Verhalten auf.

Rational denkende Bänker riefen plötzlich uralte Verschwörungstheorien auf den Plan und verschreckten die Menschen mit angsteinflößenden Zeilen.
Trauernde Ehefrauen, deren Ehemänner im Krieg oder bei Überfällen gestorben waren schmiedeten plötzlich öffentlich Rachepläne und riefen Frauen, deren Männer noch im Krieg steckten oder die Uniform trugen, zur Scheidung auf.

Nun, ein Jahr nach all den Ereignissen, hatte sich die Kriminalitätsrate in den Städten und Ländern in unermessliche Höhen geschraubt. Jeden Tag auf's Neue verschwanden Menschen, die Monate später vollkommen verändert auftauchten.

Überall fürchteten die Menschen, die noch nicht infiziert waren, wie Ferrahs Mutter zu sagen pflegte, um ihr Leben und liefen stets hektisch und mit tiefen Sorgenfalten durch die Straßen.

Selbst die Wirtschaft litt darunter. Noch nie wurden so wenig Luxusartikel verkauft und selbst der Anstieg der lebensnotwendigen Dinge glich diese Krise nicht aus.

Auch Ferrah gehörte zu denen, die noch unversehrt waren. Doch sie schloss jeden Tag erneut mit ihrem Leben ab, sobald ihr ein unbekannter Mensch entgegen kam, jedes Mal erleichtert, wenn nichts passiert war.

Ihr Tagesablauf war zermürbend, die sie ständig begleitende Sorge und Angst raubten ihr regelmäßig den Schlaf, hielt sie in ihren eisernen Armen gefangen.

Es fühlte sich an, als sei sie einem Alptraum gefangen, aus dem sie sich nicht befreien konnte. Stählerne Ketten der Hilflosigkeit hatten sich um ihre Hände und Füße gebunden und hielten sie fest umklammert.

Bis jetzt hatte sie noch Glück, dass ihr nie etwas passiert war, doch sollte sich das Blatt schon bald wenden. Früher als ihr lieb war.

[Jonah & Ferrah] Die Natürlichen - Im Kampf gegen das Dunkle Where stories live. Discover now