03: Golden Eyes

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Die Luft um Ferrah herum war zwar frischer, aber der Nebel hüllte sie wie in einem Wattebausch ein. Die feinen Wassertropfen hinterließen einen kalten Film auf ihrer Haut, weswegen sie ihre Jacke enger um sich zog.

Wachsam schaute sie sich um, beobachtete die Dunkelheit. Achtete auf jedes Geräusch, das sie hörte.

Bedachtsam ging sie die Straße entlang, immer auf der Hut.

Eine schwarze Katze, die jaulend ihren Weg kreuzte erschreckte sie so sehr, dass sie panisch aufschrie. Sie hatte das jaulen der Katze nicht als solches erkannt und war um so erleichterter, als sie es sah.

Die Nacht war still. Totenstill. Von der Angst und den Sorgen der Bürger geprägt. Sie hafteten an jeder Straße, an jeder Lampe, an jedem Gebäude.

Früher, dachte sie. Früher war hier nachts so viel los. Diskotheken waren Nachts reihenweise geöffnet, davor lange Schlangen von Jugendlichen die den Rausch spüren wollten.

Supermärkte und Shoppingzentren hatten bis 22 Uhr ihre Türen geöffnet, in ihren Geschäften trendsüchtige Frauen und Mütter, die für die Familie einkauften.

Immer wieder wurde ein Fest gefeiert, die Straßen waren immer belebt.

Doch jetzt? Jetzt war alles dunkel, still und jeder verbarrikadierte sich in seinen Häusern. Ferrah seufzte sehnsüchtig.

Als sie an einer Kreuzung ankam, blieb sie unschlüssig stehen. Wo wollte sie eigentlich hin? Sie wusste es nicht, sie war einfach geflüchtet. Sie konnte es dort nicht mehr aushalten. Die Ereignisse standen ihr direkt vor Augen und sie wünschte sich, sie würde woanders leben. Wo niemand Angst haben musste. Wo nichts passierte. Doch so war es nicht. So würde es nie sein.

Nachdenklich betrachtete sie die drei möglichen Wege. Links von ihr war es stockdunkel, nicht eine Laterne strahlte ihr orangenes Licht aus.

Rechts von ihr war eine leicht beleuchtete Straße. Doch die Laternen flackerten und die erste Lampe knallte und knallte ehe ein Funkenregen der Straße entegeb sprühte und die Gasse in grelles weißes Licht hüllte. Ferrah erschrak, als sie plötzlich eine schwarze Gestalt in den Funken erschien. Sie wusste, dass es keine Einbildung war, sondern dass sie schleunigst weg musste. Da nur noch der Weg geradeaus frei war, nahm sie ihre Beine in die Hand und lief um ihr Leben. Die Haare wehten im Wind und ihre Füße hinterließen hallende Geräusche, die in der Stille der Nacht umso lauter wirkten. Der Regen, den sie vorher nicht gespürt hatte nahm zu und es wurde schwerer, zu sehen wo sie hinrannte, die Haare klebten im Gesicht wie ein nasse Matte.

Sie lief an vielen Seitenstraßen vorbei, an Einkaufszentren und leeren Wohnungen.

"Du kannst mir nicht davonlaufen." Ertönte eine tiefe, schmeichelnde Stimme in ihrem Kopf. Panisch sah sie sich um und stoppte. Ihr Herz raste, ob vor Angst oder der Anstrengung konnte sie nicht sagen. Wahrscheinlich beides.

"Du kannst mich nicht sehen, aber ich dich." Wieder diese Stimme. Sie war so einlullend und hätte sie nicht so soviel Angst, hätte er sie schon längst am Haken gehabt. Doch sie stand im Regen, mit wachsamen Augen und suchte die Gegend ab.

Es musste doch einen Ausweg geben!
Verzweifelt strich sie sich die nassen und verfilzten Haare aus der Stirn und inspizierte die Straße links von ihr. Sie sah sehr verkommen aus und sie ekelte sich jetzt schon davor. Doch es war ein Versuch wert. Sie rannte auf die Straße zu, doch bremste abrupt als die erneut die Stimme des Mannes hörte.

"Komm zu mir, kleines und dir wird nichts passieren. Komm her!", lockte er und Ferrah war kurz davor, die Kontrolle zu verlieren. Doch sie mobilisierte alle verbliebenen Kräfte und wehrte sich. Ihre Füße trugen sie wieder über den nassen, glitschigen Asphalt über den sie mehr schlitterte als lief.

[Jonah & Ferrah] Die Natürlichen - Im Kampf gegen das Dunkle Where stories live. Discover now