Kapitel 1

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Hand in Hand gingen wir den kleinen Friedhofsweg neben etlichen Gräbern entlang. Der sandige Boden unter unseren Füßen knisterte und die Blätter flogen im Wind. Es war eine herrliche Stille in der Luft. Man konnte einzig und allein das leise rascheln der Blätter, ein leichtes heulen des Windes und das leise Atmen meines Freundes hören.
-Alles in Ordnung mit dir?"-, fragte er mich und blieb stehen. Dann nahm er meine andere Hand und zog mich zu sich.
-Ja, klar-, sagte ich bedrückt, obwohl ich wusste, dass er weis, dass das nicht stimmte.
Denn meine Angst und Trauer spiegelten sich in meinen Augen wieder, die Trostlos und Müde aussahen. Ich hasste diesen Tag.
Ich hasste diesen Ort. Und ich hasste dass, was gleich auf mich zukommen würde.
-Willst du das wirklich? Es ist nicht deine Aufgabe-, probierte er mich aufzumuntern und nahm mein Kinn hoch. Seine dunklen braunen Augen schauten mich Mitleidig an und sein Vertrauter Geruch fesselte sich an meine Seele, die seit vielen Jahren schwer belastet war. Ich drehte mich um und nahm wieder die Hand meines Freundes.
-Von wem sonst?-
Wir standen vor dem Grab, das in Mamor färbender Farbe erhaltenen war und schauten es an. Nun hüpfte ich auf die einzelnen Steine des Grabes und probierte mühsam, einen kleinen gebunden Blumenstrauß vor dem Grabstein zu platzieren. Als ich mich wieder aufrichtigte, schweifte mein Blick an der weißen eingemeißelten Schrift auf dem Grabstein vorbei.

Mark Schäfer
1995-2018

Zwei Monate ist es her, und es fühlt sich immer noch an, als wäre es gestern gewesen. Seit er mit einem Unbekannten in die Luft gesprengt worden ist, hat sich mein Leben komplett geändert. Wir hatten geplant, das Studium in Berlin abzubrechen und das Studium in Manchester neu anzufangen. Eigentlich hatten wir, beziehungsweise ich keine Wahl. Nachdem Vorfall auf unserer Schule an dem Mark auch beteiligt war, wurde er von der Uni verwiesen und musste sein Studium abbrechen. Ab den Moment hatte ich natürlich die Wahl.
Gehe ich mit ihm nach Manchester und studiere dort, muss aber mein jetziges Studium verwerfen?
Oder solle ich hier bleiben, bei meiner Familie und mein Studium weiterführen?
Hätte ich allerdings die zweite Auswahl gewählt, wäre meine Beziehung mit Mark aus gewesen. Und das hätte ich nicht zulassen können, denn ich habe ihn über alles geliebt. Doch die Fragen habe ich mir nie beantworten müssen, denn zu dieser Entscheidung kam es nie. Nach dem Unfall vor acht Wochen lag ich bis vor einem Monat im Krankenhaus wegen eines sehnesrisses am Fuß, einer Gehirnerschütterung und wegen einer geprellten Rippe.
Zwar sind die Wunden gut verheilt, ab der innere Schmerz blieb immer da. Auch den Psychologen, den ich nach meiner Genesung bekommen habe, hatte sich nur die Haare an mir rausgerissen. Außer eines Traumas fehlte mir psychisch nichts, doch als meine Therapie anfing, bekam ich ab und zu immer wieder Heul-und Wutausbrüche. Zum meinen Glück hatte sich das ein wenig gebessert und der Schmerz kam tagsüber nur noch selten hoch. Aber abends kehrte er immer wieder zurück, was bis jetzt die größte Belastung meines Lebens war. Jemand tippte auf meinen Rücken, woraufhin ich mich erschreckte, herum wirbelte und fast auf die Blumen trat.
-Erschreck mich nicht so!-, entgegnete ich lachend und drehte mich zu ihm um.
-Ups, Tschuldigung-, sagte er grinsend-, wusste nicht das du dich so erschreckst-, lachte er.
-Tja, jetzt weist du's-, lachte ich zurück.
-Wollen wir wieder zurück-, fragte er mit einer etwas ernsteren Miene. Schlagartig war meine gute Laune vorbei, und ich schaute über die Schulter nach hinten, wo Mark's Name in den Sonnenstrahlen reflektiert wurde.
-Ja-, sagte ich leise und schaute ihm wieder an. Er schenkte mir ein Lächeln, was mein Herz wieder aufleuchten ließ.
Schließlich machten wir uns wieder auf dem Weg zurück, wie wir hergekommen sind. Hand in Hand, alleine, und immer noch voller Trauer gingen wir zum Ausgang und stiegen in den den schwarzen Porsche meines Freundes, der eigentlich seinen Vater, einen Anwalt, gehörte. Doch als ich die Autotür des Vordersitzes aufmachen- und einsteigen wollte, sah ich im Außenspiegel eine schwarze Gestalt, die im Gestrüpp zwischen ein paar Gebüsche und Bäume stand. Ich riss meine Augen auf, erstarrte in meiner Bewegung und kriegte keine Luft mehr, als ich sah, wer es war.

Mark.

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Hallo zusammen,
das hier ist mein erstes Buch, bitte seit nicht so streng mit mir ;)
Ich würde mich sehr über Verbesserungsvorschläge freuen :)
Ihr könnt auch gerne einen
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Würde mich sehr freuen 💕

Nineteen- Wenn eine Zahl zum Leben erweckt Where stories live. Discover now