Kapitel 5

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Mir wurde ganz schwindelig und fiel nach hinten. Es drehte sich alles und mir wurde wieder schlecht.
War das real?
Ich wollte aufstehen, aber konnte mich noch nicht mal aufrappeln.
Vor mir der leere Sarg, in welchen sich ein Messer befand.
Als ich wieder einen Blick drauf warf, verlor ich fast wieder mein Bewusstsein. Ich lag mich vorsichtig hin und probierte meine Atmung wieder auf den Normalstand zu bringen. Ich probierte stark zu bleiben, aber die ersten Tränen kullerten schon an meiner Wange herunter. Sie waren unaufhaltsam.

Mit schneller Atmung, heulenden Gesicht und zitternden Fingern holte ich mein Handy heraus und tippte die Nummer meines Freundes ein.
-Lion?-, fragte ich heulend, während ich mich langsam hinsetzte und mit zugekniffenen Augen eine halbe Drehung im sitzen machte, weil ich mir den Anblick des Sarges und dem blutigen Messer ersparen wollte.
Zusammengekrümmt wartete ich auf eine Antwort, als ich mitbekam, dass jemand abgenommen hatte.
-Hmm?-, hörte ich an der anderen Leitung und es rauschte.
-Kannst du kommen?-, fragte ich schluchzend. Anscheinend hatte er erst jetzt mitbekommen, dass ich weinte.
Denn nachdem ich meine Frage ausgesprochen hatte, meldete er sich panisch.
-Was ist los? Hayden?-.
Ich hörte einen Stuhl umfallen und eine Tür zuschlagen. Dann hörte ich das Geräusch eines Schlüssels und nochmal eine Tür zuschlagen.
-Kannst du zum Friedhof kommen?-, fragte ich leise.
Dann hörte ich nur noch einen Piepton und lag auf.

Ich hatte mich nur noch zusammengekrümmt und wartete auf ein weiteres Geschehen. Die Stille machte mir Angst.
Der Sarg machte mir Angst.
Alles machte mir Angst.
Ich kam mir vor wie ein Opfer in einem Horrorfilm. Und mein Retter wird nie ankommen. Plötzlich hörte ich Schritte und blickte auf. Ich erwartete das schlimmste. Als ich eine Gestalt sah, wollte ich anfangen zu schreien und stand ruckartig auf.
-Hayden?-.
Es war Lion.
Halb stehend drehte ich mich Richtung Weg. Doch ich sah ihn nicht.
-Lion?-, rief ich nervös.
Fieberhaft fing ich an, an meinen Fingernägeln zu kribbeln und fragte nochmal.
-Lion?-.
Doch es kam keine Antwort.
-Lion?!-, rief ich jetzt lauter und ging den kleinen Weg Richtung Haupt- beziehungsweise Hauptausgang entlang. Nach zehn Meter bog ich ab und knallte gegen jemanden zusammen.
-Ahhhhhhhhhhh-, schrie ich, kniff die Augen zu und machte mich darauf bereit zuzuschlagen.
-Hey!-, hörte ich Lion sagen und blinzelte.

Ich sah Lion's Gesicht und fiel ihm sofort in die Arme. Währenddessen ließ ich meinen Tränen vollen Lauf. Er schlung seine Arme ebenfalls um mich.
-Was machst du denn hier?!-, fragte er mich mit ernster Miene, während er sich von mir löste. Seine Hände blieben jedoch an meiner Taille.
-Entweder werde ich verrückt oder wir haben es mit einem Horrorfilm zutun.
Er schaute mich verwirrt an.
-Was?-.
Ich schluchzte.
-Da! An Marks Grab...es..ist dort nicht normal-, sagte ich tränenblind und drückte meinen Kopf wieder gegen seiner Brust.
-Was soll denn nicht normal sein?-, fragte er. Man konnte eindeutig erkennen dass er mir nicht glaubte. Er zog eine Augenbraue hoch und musterte mich.
-Das Grab...-.
-Was ist damit?-.
-Da lag niemand drin...-.
Er schaute mich voller Entsetzen an und lachte. Er lachte?! Er LACHTE!
Was war denn so witzig?! Es war eher zum heulen.
-Ich wusste nicht dass du dir schon so etwas einbilden würdest-, lachte er und tätschelte meinen Kopf. Die ,,Szene" erinnerte mich sehr stark an die vom Parkplatz, als ich Mark zum ersten Mal gesehen habe (in der Sache war ich mir sehr sicher). Er glaubte mir schon wieder nicht.
-Man! Du verstehst das wieder nicht! Es lag keiner drin!-, schrie ich.
Seine Miene verdunkelte sich und er schaute mich voller Entsetzen an. Aber nicht weil er mir glaubte, sondern weil ihm klar geworden ist, dass ich dafür dem Sarg ausgebuddelt haben musste.
-Du kannst doch nicht...mitten in der Nacht einen Sarg auf dem Friedhof ausbuddeln!!, bist du verrückt!-.
Ich sah ihn mit großen Augen an und nahm seine Hand.
-Es lag keiner im Sarg!-, probierte ich ihn klar zumachen.
Als er seine Hände von meiner Taille löste, nahm ich seine Hand und zog ihn hinter mir her. Ich zog ihn um die Ecke Richtung Grab. Eigentlich wollte ich nicht wieder zurück. Ich wäre lieber weggerannt. Aber ich wollte Lion beweisen, dass ich recht hatte. Ich ging immer schneller. Ich rannte fast als Lion mich zurück zog.
-Psst!-, hörte ich ihn sagen und er schubste mich zu Seite. Ich schaute ihn verwundert an. Doch bevor ich was sagen konnte, schmeißte er uns ins nächste Gebüsch neben dem Weg. Ich wollte aufschreien. Aber er drückte seine Hand auf meinen Mund und befahl mir leise zu sein. Mit aufgerissen Augen und schnellen Atmen durch die Nase saßen wir, eingequetscht, in einem Gebüsch. Lion hatte mich zwischen seine Beine gezogen und meinen Oberkörper mit seinen Händen auf seinen gedrückt um mich ja still zu halten.
-Bleib ruhig!-, zischte er mir mit zusammen gebissenen Zähnen zu und befreite mich anschließend aus dieser unbequemen Position, nachdem er gesehen hat, dass ich meine Klappe halten würde. Dann schob er ein paar Blätter zu Seite und lugte durchs Gebüsch. Ich machte es ihm nach und lugte ebenfalls hindurch. Ich wusste garnicht, dass wir an Marks Grab schon angekommen waren. Aber es war Licht da. Genauer gesagt ein Licht einer Taschenlampe, die ein Friedhofsordner hielt. Ich konnte die Silhouette erkennen. Als er die Lampe näher an sein Gesicht hielt, konnte man sein erschrockenes Gesicht sehen. War auch kein Wunder:
Vor ihm gegenüber lag, halb auf dem Weg, ein offener Sarg. Der hölzerner Deckel lag schräg daneben. Außerdem befand sich dort noch ein riesiges Loch und eine Schaufel. Er tat mir fast schon leid, diesen Anblick ertragen zu müssen. Ich schaute zu Lion rüber, der mich inzwischen mit einen erschrockenen Gesicht ansah. In seinen Augen spiegelten sich Wut, Verwunderung und....und...
Ja. Ich konnte es nicht wirklich deuten.
Ich glaube es war..
Unsicherheit.
Ja, Unsicherheit.
Unsicherheit?
Vielleicht aber auch Angst?
Na klar hatte er Angst.
Ein Angestellter vom Friedhof hatte gerade einen illegalen Tatort vor sich liegen, wenn ihr versteht was ich meine.
Dann blitzte es.
-Scheiße-, flüsterte Lion während ich meine Augen zukniff.
-Er hat bestimmt ein Foto gemacht-.
Ich hatte die ganze Sache mit Mark inzwischen irgendwie vergessen, oder verdrängt. So genau wusste ich es nicht...
Jetzt war es nur Thema, nicht in den Knast wegen einer illegalen Straftat zukommen. Eine Straftat war illegal, ich dumme.
Aber ich war jetzt nicht in der Lage mir Gedanken über meine wohl angeborene Dummheit Gedanken zu machen. Plötzlich setzte sich der Mann in Bewegung, hob den Sparten auf und ging mit schnellen Schritten Richtung Ausgang. Nachdem er außer Sichtweite war, sprang Lion auf und zerrte mich mit.
-Bist du bescheuert?-, schrie er mich an und ging in die Hocke. Dann raufte er sich die Haare und schaute mich von unten verzweifelt an.
Ich sagte nichts.
Denn jetzt fiel mir wieder ein, warum ich überhaupt hier war. Ich drehte mich Richtung Marks Begräbnis und sah den Sarg an. Dann blieb mir der Atem in der Lunge stecken. Ich bewegte mich langsam dorthin und traute meinen Augen nicht. Ich ging weiter und schaute in den braunen Leichenbehälter hinein, und schwankte. Ich hörte wie mein Freund sich auf mich zubewegte und blieb schließlich neben mir stehen. Wir sahen beide den Sarg, welcher sich mit meiner Handytaschenlampe zu erkennen ließ. Mein Freund schluckte und drehte sich schnell um. Der Gestank der Leiche trat uns beiden in die Nase.

Marks halbverfaulter Körper stach mir in die Augen und der eiskalte Anblick stach mir mitten in die Seele. Ich stotterte und drehte mich um. Mir war plötzlich ganz kalt. Mein Freund stöhnte.
-Das ist dich nicht dein Ernst!?-, sagte er während er sich sein Sweatshirt über die Nase hielt.
-Hattest du vor mir die Leiche deines Ex's zuzeigen?-.
Ich beantwortete die Frage nicht.
Ich meinem Kopf kam ständig nur eine Frage auf:
Wie?
Wie war so was möglich?
War das überhaupt die Realität?
-Nein-, sagte ich stumpf.
-Oder vielleicht doch? Vielleicht. Aber eigentlich wollte ich dir ein leeres Grab zeigen, das ich vor einer viertel Stunde ausgegraben habe.-, lachte ich und schmiss mich in seine Arme. Dann fing ich zum hundertsten Mal an diesem Tag an zu heulen.
-Wir fahren Nachhause-, sagte er leise und ging Richtung Parkplatz. Höchstwahrscheinlich hatte er das hier alles garnicht richtig verstanden. Und er würde wohl erwarten, dass ich hier alles noch in „Ordnung" bringen würde. Jetzt stand ich alleine da. Außer mir, keine Menschenseele. Ich drehte mich um und ging wieder Richtung Grab. Ich schaute nochmal hinein und sah ihn. Meinen toten Freund.
Mir wurde wieder ganz schlecht und hielt mir die Hand vor den Mund um nicht gleich loszukotzen. Ich hatte gerade vor den Deckel aufzuheben und ihn wieder in Position zubringen, als ich wieder das Messer sah. Aber diesmal steckte es nicht alleine im Sarg, sonder steckte neben Marks Kopf. Unter anderem lag unter der Klinge ein weißer Zettel. Er war ebenfalls voller Blut und war schon halb zerrissen. Mit kleinen Schritten ging ich darauf zu. Mein Herz klopfte immer schneller und ich musste immer wieder unnormal oft schlucken. Meine Kehle hatte sich inzwischen auch schon zugebunden. Ich bückte mich und zog das Messer aus den Sarg. Dann ließ ich es auf den Boden fallen. Der Klang vom alten Metall ertönte. Dann nahm ich den Zettel und faltete ihn auf:

,,Ich lebe nicht in der Dunkelheit,
die Dunkelheit lebt in mir"

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Heyyyyyy Leute 😜,
hier ist wieder ein neues Kapitel!
Ich hoffe es gefällt euch.
Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt? Habt ihr irgendwelche Wünsche (Ideen), was in der Geschichte noch vorkommen soll?
Dann schreibt sie in die Kommentare. 💝
Euch noch einen schönen Tag 💚

Eure LifeforStyles_0906

Nineteen- Wenn eine Zahl zum Leben erweckt Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu