IV. Stütze

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POV Chuuya

Als ich die Augen öffnete, sah ich braun. In meinem Kopf dröhnte es, wie damals, als ich den schlimmsten Kater in meinem ganzen Leben hatte. Langsam richtete ich mich auf. Arme und Beine taten weh und beim Aufsetzten spürte ich, wie sich mir wieder der Magen umdrehte. Aber es war nicht so schlimm wie vorher...
Stimmt. Was war eigentlich passiert?!

Hektisch sah ich mich um. Ich saß in einem schlicht eingerichteten Zimmer. Die Couch auf der ich saß, bildete die Mitte des ganzen Raumes. Umringt war ich von dunkelgrünen Wänden, uralten Schränken und einem Schreibtisch, auf dem säuberlich geordnete Papiere lagen. Ein paar Zimmerpflanzen waren auf den Kommoden platziert und die alten Gemälde verliehen dem Ganzen einen Touch von Kolonialstil.

Ich atmete die angestaute Luft aus.
Wo war ich hier? Oder besser gesagt, wer hat mich hier hergebracht?

Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern, an kleine Details oder an Personen, die ich in Betracht ziehen könnte und es traf mich wie der Blitz.
Alle Erinnerungen aus dem Vorfall in der Gasse stürzten erdrückend auf mich ein.

Mein Körper fing an zu frieren.
Ich hatte Dazai's Leiche gesehenen...
Der Feind hatte ihn umgebracht.

Ich zwang mich zu einem müden Lächeln. Er wollte den Tod ja immer. Aber er wollte es nicht so. Warum jetzt? Es gab noch so viel was ich ihm an den Kopf werfen wollte! Wieso stirbt er da einfach?

Ein kleiner Windhauch fegte durch den Raum und brachte die seidenen Vorhänge der Fenster zum Tanzen. Ich zog die Beine dicht an meinen Körper und vergrub den Kopf zwischen meinen Knien.

Dazai ist tot.

Diesen Gedanken wiederholte ich immer und immer wieder und je mehr ich es mir klar machen wollte, desto versponnener wirkte es.

»Was für ein Anblick. So geknickt habe ich dich lange nicht mehr gesehen.«

Müde hob ich den Kopf. Ein brauner Schopf ragte hinter der hölzernen Tür hervor. Mit geschmeidigen Schritten betrat die Person den Raum und lehnte sich rücklings gegen die Tür, sodass sie leise ins Schloss fiel.

»Hey.«

Ich fühlte mich wie unter einer tiefen Schicht aus Schnee und Eis begraben. Alles war wie versteinert. Für einen Moment vergaß ich sogar zu atmen. Das einzige was ich tat, war den Mann anzustarren, den ich schon mein Leben lang kannte und der mir nach seinem Tod lächelnd entgegen strahlte.

Sachte erhob ich mich von der Couch und kam langsam auf ihn zu.

»Du hast ganz schön lange geschlafen. Ich dachte schon du wachst gar nicht mehr auf. Ah?-«

Seine Arme. Ich wollte einfach nur in seine Arme.

Er war da, er stand hier.
Ich klammerte mich fest an ihn, als wäre er das Einzige auf dieser Welt, das mir Halt gibt. Und ehrlich, das war er auch; meine Stütze.

»Chuuya?«
»Du lebst.«

Ich musste es sagen. Ich wollte es sagen! Er lebt, er war nicht tot. Mir entfloh ein dumpfes Lachen. Irgendwie war das absurd,- ich hatte mich noch nie so erleichtert gefühlt.

»Ist ja schon gut.«

Behutsam tätschelte er mir den Kopf und zusammen glitten wir hinab auf den Boden.

»Du bist so ein Mistkerl.« hauchte ich. Meine Stimme war nicht zu mehr Worten imstande.
Warum?
Weil ich gerade mit den Tränen kämpfte.

»Das ist es, was du mir sagen willst Chuuya? Wirklich?«
Er lachte vergnügt. Während er mir sanft über den Rücken strich, lächelte ich still in seine Weste hinein.
Dazai, du Idiot!

ONE MORE NIGHT! [Soukoku] Where stories live. Discover now