7.Kapitel

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(Bild: Ethan Baker)

Mein Wecker riss mich aus meinem ungewöhnlichen Traum, den ich einige Sekunden später schon wieder vergessen hatte.

Etwas schwerlich rieb ich mir über die Augen und stand auf, um ins Badezimmer zu kommen.

Ich bin so froh darüber ein eigenes Badezimmer zu haben. Müsste ich mir eins mit Abby teilen, würde ich mich wahrscheinlich selbst irgendwann erschießen.

Schnell putzte ich mir noch die Zähne und wusch mein Gesicht, bevor ich in meine Klamotten schlüpfte und eilig nach unten lief.

"Mom, ich-", rief ich, unterbrach mich jedoch direkt selbst. Mom ist nicht zuhause.

Ein mulmiges Gefühl überkam mich. Sie kam mittlerweile nur noch nach Hause, um zu duschen und sich umzuziehen. Tagtäglich saß sie an seinem Bett und sprach zu ihm.

Mein Dad liegt jetzt seit etwa einer Woche im Koma und es fühlte sich an wie ein ganzes Jahr.

"Abby, wach auf.", rief ich stattdessen, um mich selbst aus meinen Gedanken zu holen.

"Wenn du nicht in 10 Minuten fertig bist, fahr ich los und du darfst den Bus nehmen oder laufen. Also beeil dich!", jaulte ich durch das riesige Haus, während ich mir ein Nutella- Brot schmierte.

"Bin wach!", rief sie mit einer verschlafenen Stimme.

Mit einem kurzen Grinsen setzte ich mich auf die Couch im Wohnzimmer und wartete.

Ich scrollte durch meine Nachrichten auf meinem Handy, als ich ein dumpfes Geräusch hörte. Als ob jemand hingefallen wäre.

"Abby?", rief ich mit gehobener Braue.

Als sie nicht antwortete lief ich nach oben. Sie war nicht in ihrem Zimmer.

Ich klopfe an die Tür des Badezimmers.

"Alles okay bei dir da drinnen?", fragte ich laut, damit sie mich über das laufende Wasser hören konnte.

"Alles gut! Bin nur hingefallen!", rief sie gelassen zurück.

Ich musste lachen. Abby ist so eine tollpatschige Person. Hinfallen ist ein alltäglicher Ablauf bei ihr.

"Hast du dich verletzt?", hinterfragte ich weiter schmunzelnd.

"Mir geht's gut, nur mein Hintern tut weh.", entgegnete sie lauthals.

Ich wendete mich lachend ab und setzte mich nochmal nach unten, um zu warten, da leuchtete mein Handy auf. Es war eine Freundschaftsanfrage von E_Baker

Ich erwischte mich selbst dabei, wie ich anfing jedes Bild durchzusehen. Wieso interessiert mich der Typ so sehr?

Ich scrollte immer weiter und weiter durch seine Bilder, bis Abby plötzlich über mir stand und ich vor Schreck fast mein Handy fallen ließ.

"Abby!", regte ich mich auf. Sie schaute nur interessiert und nahm mein Handy von der Couch.

"Wer ist dieser Typ. Oh mein Gott, der ist ja heiß. Kannst du mir den mal vorstellen?", schmachtete sie.

"Du bist 15 und hast nen Freund!", fuhr ich sie an.

"Kennst du den oder wieso likest du seine Bilder?", fragte sie aus dem nichts.

"Hab ich nicht.", entgegnete ich genervt, während sie mein Handy in der hatte.

"Doch, das eine hier mit dem Rolling Stones Shirt.", widersprach sie und drückte mir das Handy in die Hand.

Mit geweiteten Augen realisierte ich, dass sie recht hatte. Das muss passiert sein, als mir das Handy fast aus der Hand gefallen wär.

Schockiert schaute ich zu Abby auf.

"Naja, wär schlimmer gewesen, wenn du auf ihn stehen würdest.", lachte sie.

"Das Bild ist 5 Wochen alt, Abbs!", erwähnte ich überfordert.

"Beruhig dich mal, Dyl. Das ist doch nur n Typ. Er wird wohl kaum denken, dass du ihn gestalkt hast, weil du in ihn verschossen bist.", lachte sie wieder.

Noch bevor ich widersprechen konnte, fragte sie, ob wir endlich los könnten.

Ich nickte nur und stand auf.

"Ich geh ihm einfach aus dem Weg.", sprach ich meine Gedanken laut aus.

"Wird nicht nötig sein.", entgegnete sie gelassen.

Ich widersprach gar nicht erst. Ich würde ihm definitiv aus dem Weg gehen.

An der Schule angekommen, lief Abby direkt auf ihre komischen Freunde zu und begrüße sie, ohne sich bei mir zu verabschieden. War mir irgendwie lieber, wenn man bedenkt, dass sie echt peinlich sein konnte.

Ich schlug die Tür des Wagens zu und lief in die Schule und zu meinem Schließfach. Ich fuhr mit dem Finger über meinen Stundenplan, der neben einigen Stickern an der Innenseite der Tür klebte, um nachzulesen, welche Bücher ich heute brauchen würde.

Geschichte. Ugh.

Wieder eins der Fächer in denen ich Mrs. Martin hatte. Die zerbrechliche alte Frau, die vor sich hin murmelt und am besten direkt in Rente gehen sollte.

Ich verdrehte die Augen und schlug die Tür des Fachs zu. Dahinter lehnte Ethan an den Schließfächern und schaute mich erstmal nur lachend an.

"Schon so früh am Morgen den Drang die Augen zu verdrehen?", erkundigte er sich.

"Du kennst doch Mrs Martin.", entgegnete ich direkt mit erhobener Augenbraue.

Scheint, als ob er das mit dem Bild noch nicht gesehen hat.

"Da stellt sich mir noch eine Frage.", erwähnte er, während er anfing loszulaufen. Ich folgte ihm langsam und wir liefen den Gang entlang, um zum Geschichtsraum zu kommen.

"Schieß los.", jaulte ich.

"Stehst du auf die Rolling Stones?", fragte er mit Andeutung auf das Bild. Er wackelte mit den Augenbrauen und lachte.

Fuck.

"Nicht ich. Meine Schwester.", rettete ich mich.

Sorry, Abbs.

"Deine Schwester?", wiederholte er direkt. Er klang ja fast schon enttäuscht.

"Kleines brünettes Geschöpf aus der Mittelstufe. Sie ist zwei Jahre jünger als wir.", beschrieb ich sie kurz.

"Hat sie auch deine grau- blauen Augen oder bist du das Wunderkind der Familie.", wich er von meiner Schwester ab. Er redet über meine Augen? Das hab ich ja noch nie erlebt.

"Das hab ich von meiner Mom.", lachte ich "Abby hat die grünen Augen von meinem... Dad."

Ich machte ne kurze Atempause, bevor ich weitersprechen konnte. Es fiel mir schwer auch nur an meinen Dad zu denken.

"Alles in Ordnung?", fragte er besorgt mit verzogener Miene.

"Ja, ich.... ähm... es fällt mir nur schwer über ihn zu reden.", sprach ich zum ersten Mal aus. Keiner außer Thomas wusste wie dreckig es mir damit ging.

"Ist er...-"

"Er liegt im Koma.", erwiderte ich schnell, bevor er aussprechen konnte, was er sagen wollte.

"Das tut mir leid.", murmelte er vor sich hin.

"Wir sollten jetzt reingehen, es klingelt gleich.", wechselte ich das Thema schnell.

Ich hatte das Gefühl ihm vertrauen zu können und trotzdem war ich nicht bereit dazu mit ihm, oder mit irgendjemandem, darüber zu reden. . Es tat einfach zu sehr weh.

Growing up in RiverdaleWhere stories live. Discover now