8 - darkness

7.2K 617 156
                                    

Als ich endlich Zuhause ankam schmiss ich mich direkt ins Bett, nachdem ich mich in gemütliche Klamotten geworfen hatte. Jay und Daniel schienen noch unterwegs, zumindest stand das Auto nicht auf der Auffahrt, weshalb ich auch gar nicht mehr das Zimmer verließ, sondern mich einfach zudeckte und dann versuchte einzuschlafen. Nur leider hatte ich die Rechnung ohne Louis gemacht, der wohl ganz andere Pläne hatte. Gerade war ich kurz davor einzuschlafen, als ich die Treppe knarzen hörte und lautes Gekicher erklang. Das eine konnte ich definitiv Louis zuordnen, das andere war weiblich, also tippte ich auf Eleanor.

Ich hörte die Schritte im Flur, wie Louis Tür geöffnet und gleich darauf wieder zugeknallt wurde. Und leider waren die Wände nicht so dick, als das mir das Stöhnen und Gekeuche erspart bleiben könnte. Und ich wusste nicht, woher es kam, vielleicht weil ich mir in diesem Moment so ungeliebt und einsam vorkam, aber die Tränen kamen einfach und wollten nicht mehr aufhören zu fließen. Sich anzuhören, wie ständig der Name einer Person gestöhnt wurde, wurde irgendwann so unerträglich, dass ich es nicht mehr aushielt. Selbst Musik durch die Kopfhörer half nicht, weshalb ich mich aus dem Bett quälte, nach unten lief, mir Jacke und Schuhe anzog und dann nach draußen ging.

So hatte ich es früher schon immer in Dublin gemacht, wenn ich die Gedanken nicht mehr ausgehalten habe. Ich bin einfach raus und durch die Gegend gelaufen, um mich abzulenken, und wenn ich dann vor Müdigkeit und Erschöpfung schon beinahe einschlief, dann ging ich zurück und konnte mehr oder weniger friedlich einschlafen. Und so machte ich es auch in dieser Nacht. Kaum das ich nach draußen ging, konnte ich das Auto von Jay und Daniel entdecken, was mir sagte, dass die beiden in der Zwischenzeit wohl irgendwann nach Hause gekommen sind, aber selbst das hatte ich durch das Gestöhne nicht mitbekommen.

Ich lief eine Zeit lang einfach nur durch die dunklen Straßen. Alles war so still und friedlich, man konnte dadurch gar nicht erahnen, was für Menschen hier lebten und was für Gedanken sie voran trieben. Irgendwann erreichte ich einen Park, der so ruhig da lag, dass er mir nichtmal mehr gruselig vorkam. Ich ging durch den großen Eingangsbogen hinein und folgte dem Weg einfach, irgendwohin würde er mich schon führen. Tatsächlich landete ich nach nicht all zu langer Zeit an einem kleinen See, an dessen Ufer ich mich setzte. Ich schnappte mir immer wieder ein paar Steine und ließ sie übers Wasser springen, während ich über alles nachdachte. Im Moment fühlte es sich mehr als falsch an, nach Doncaster gekommen zu sein.

Als sich plötzlich Schritte hinter mir näherten blieb ich stocksteif sitzen, bis ich die Person erkannte, die sich neben mich setzte. ,,Ich habe nachgedacht. Warum weißt du, wie ich mich fühle? Und wieso verstehst du das?" Fragte Louis dann einfach drauf los, er roch ein wenig verschwitzt, aber kein Wunder nach dem Spaß den er gerade noch hatte. ,,Das geht dich genauso wenig an, wie mich was mit dir heute Abend los war." Murmelte ich leise und schaute auf den See hinaus.

,,Und doch hast du gefragt, was ich jetzt auch tue. Aber naja, da du zuerst gefragt hast, werde ich dir ein wenig was verraten. Eleanor und ich haben uns gestritten und das hat mich fertig gemacht." ,,Hat ja ziemlich lange angedauert euer Streit", brummte ich sarkastisch, traute mich dabei nicht Louis anzusehen, da ich wahrscheinlich nur verstummen würde. ,,Ich würde ja jetzt sagen, Versöhnungssex ist der beste Sex, aber wir haben uns noch nicht wirklich versöhnt." Ich spürte Louis Blick auf mir, doch ich gab nicht nach. ,,Wenn du es genau wissen willst, ich hatte das Gefühl, das sie mich betrogen hat und das hab ich immer noch, deshalb noch keine richtige Versöhnung, aber ich liebe sie, deshalb würde ich ihr das sicherlich verzeihen."

,,Hört sich ziemlich dämlich an." Hauchte ich, konnte mir nicht wirklich vorstellen das Louis wusste, was Liebe ist. ,,Mag sein, aber so ist es nunmal." ,,Warum erzählst du mir das alles, wenn du mich hasst?" Fragte ich dann vorsichtig, traute mich nun auch, zu Louis rüber zu sehen, doch er stand einfach rasch auf und rannte wie ein aufgescheuchtes Reh davon. Verzweifelt ließ ich meinen Kopf in meine Knie sinken, während die Tränen flossen. Louis würde ich wohl so schnell nicht verstehen.

Am nächsten Tag kam ich kaum aus dem Bett. Noch gefühlte Stunden hatte ich einfach an dem kleinen See gesessen und nachgedacht. Doch im Endeffekt war ich keinen Schritt weitergekommen. Ich wusste nur, dass ich mich aus meiner Wohlfühl-Zone entfernt hatte und das wollte ich schleunigst wieder ändern. Das bedeutete, nur die nötigsten Wörter sprechen, unsichtbar werden. Ich hatte starke Augenringe, was wohl kein Wunder war bei nur knapp einer Stunde Schlaf, aber ich konnte es nicht ändern und stellte mich schonmal drauf ein, irgendwelche dummen Sprüche an den Kopf geworfen zu bekommen.

Kurz vor knapp ging ich nach unten, schwieg Johannah und Daniel an, die mir zwar besorgte Blicke zuwarfen, mich aber dann in Ruhe ließen, da sie wohl merkten, das ich gerade außer Stille nichts gebrauchen konnte. Als Louis runterkam würdigte er mich keines Blickes, doch auch ich schaute ihn nicht weiter an, wahrscheinlich würden mich dann noch Schuldgefühle überkommen, nur weil ich ihn gestern Abend trösten wollte und das konnte ich wirklich nicht gebrauchen.

Die Fahrt zur Schule über war auch schweigsam, selbst Jay startete nichtmal einen Versuch, herauszufinden was los war, sie rechnete als Antwort wahrscheinlich mit einer Lüge oder nur mit noch mehr schweigen. Als sie den Wagen auf dem Parkpkatz vor der Schule dann anhielt, sprang ich direkt aus dem Auto, was Louis mir gleich tun wollte, doch er wurde von seiner Mutter zurückgehalten, während ich mich aus dem Staub machte. Möglicherweise wollte sie jetzt herausfinden, was Louis gegen mich hatte, falls es darauf überhaupt eine Antwort gab. Einige Leute hassten ja auch einfach ohne Grund.

Ich schätzte aber einfach mal, besonders wegen der Aussage von Louis gestern Abend, dass es ihm missfällt, dass ich bei ihm zu Hause wohne. Mir würde es wahrscheinlich auch nicht gefallen, wenn ein fremder Junge bei mir einziehen würde, aber ich würde ihn sicherlich nicht mit Hass strafen, vorallem wenn ich die Gründe für seinen Einzug nicht kannte. Es fühlte sich falsch für mich an, einfach nicht fair, aber Louis hatte solche Gefühle wahrscheinlich einfach nicht.

___
Was haltet ihr von Louis' Verhalten?
All the love xx

Lovely Silence - Larry Stylinson Where stories live. Discover now