Kapitel 1.2

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Eine Gestalt ragte hoch über ihr auf, im Dunkeln ... im Schatten ... ein Mann ... riesenhaft ... dunkelhaarig, lange, wilde Flechten und er trug einen kurzen Rock, ging mit bloßen Knien ..., mit ausdruckslosem Gesicht ... ein Schotte! Er hatte das Gesicht blau und wild aussehend bemalt und das riesige Schwert blankgezogen.

Es ragte über ihrer zarten knienden Gestalt auf, die in zerrissener Novizinnentracht und ohne Schleier vor ihm hockte. Die Haare fielen offen herab bis auf die Hüften, bedeckten ihre bloße Haut. Sie blickte bestürzt zu dem Krieger auf. Ihre Lippen bewegten sich leise wie zum Gebet, in ihren Augen standen Tränen. Doch Lillian konnte nicht verstehen, was sie zu dem Wilden sagen würde. Die Hände hielt sie vor der Brust gefaltet. Gleich würde er zuschlagen. Er hob seinen Arm ... hob sein Schwert empor ... Wieder sprach Lillian etwas und schloss die Augen, neigte das Haupt ... wartend auf den erlösenden Schlag ... und das Schwert fuhr herab ...

Lillian blinzelte und sah dann wieder klar. Die Luft kehrte in gepressten Atemzügen in ihre Lungen zurück und Lillian konnte nun doch endlich wieder aufstehen.

Lieber Gott, ... sie würde sterben!

Sie hatte ihren eigenen Tod vorausgesehen ... und vorher bestimmt großes Leid, wie ihre zerrissenen Gewänder besagten ... Man würde sie entführen, vielleicht sogar schänden ...

„Nein, Herrgott, nein! So grausam kannst du doch nicht sein!", Lillian schluchzte auf, als sie Gabriellas angstvollen Schrei vernahm. Sie rief nach ihr!

Lillian fielen die Wilden ein, die vor den Toren standen, ... Schotten, wie sie nun wusste und rannte erneut los. Zwar viel ihr das Atmen immer noch sehr schwer, aber das Gefühl zu ersticken, hatte sich Gott sei Dank gelegt. Sie hatte es überlebt, nur um dann doch noch zu sterben.

Vielleicht konnte sie sich im Gewölbe der seligen Schwester Katharina verbergen ...?

Doch sie würde sich nie rechtzeitig dorthin in Sicherheit

bringen können, schoss es ihr durch den Kopf, als sie sich durch den Torbogen schleppte und dann fast die steile Steintreppe hinunterfiel.

Dabei dachte sie die ganze Zeit voller Grauen an ihre Vision. Ihr Gewand war zerfetzt ... beschmutzt ... auch blutig?

Sie würde diesen Barbaren in die Hände fallen. Oh Gott, sie würde gewiss auch ihre Unschuld verlieren ... sie selbst, niemand anderes!

„Oh himmlische Mutter Jesu-Christ, lass es bitte nicht zu, dass sie mich verschleppen!", betete sie inständig, obwohl sie bereits wusste, dass es sinnlos war. Andere Schicksale vermochte sie zu ändern. Ihr eigenes dagegen sicherlich nicht. Tränen rannen ihr über das Gesicht, wenn sie an die eifrigen Pläne dachte, welche sie in den nächsten Wochen zu ihrer Bestimmung hatten führen sollen.

Sie sollte doch den Schleier nehmen und sie war dazu bereit. Bis dahin wäre es nur noch ein einziger Monat gewesen.
Lillian geriet wieder ins Stolpern und fiel nun doch noch die letzten vier Stufen hinab.

Dabei schlug sie sich, auf der Kante der letzten Stufe, den Kopf an und blieb einen Augenblick lang benommen liegen.

Das Haupttor lag nur noch einen Steinwurf weit entfernt und erzitterte gerade unter einem fürchterlichen Hieb. Lillian konnte schon deutlich das wilde Geschrei und die lauten Anfeuerungen der Krieger dahinter hören.

Lillian kämpfte sich wieder auf die Beine und rang erneut angestrengt nach Luft.

Ihr fielen die Anweisungen der guten Schwester Alba ein, die sie ihr immer gab, wenn sie wieder einen Anfall ihres Luftmangels hatte, und versuchte ruhiger zu atmen und besonders tief auszuatmen. Doch irgendwie klappte es nicht so recht.

Die Rache der Highlander - Bestseller bei BOD (Leseprobe)Where stories live. Discover now