Kapitel 1.4

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Wie betäubt lag sie neben dem Stein, konnte zunächst nicht richtig fassen, was da eben geschehen war.

Sie wäre beinahe vergewaltigt worden. Vielleicht war sie es ja auch schon? Was wusste sie schon von solchen Dingen? Doch der Herrgott hatte noch Schlimmeres verhütet, dessen war sie sich gewiss. Dieses harte große Stück Fleisch, was am Manne hing und ihr bestimmt unendlich mehr Schmerzen bereitet hätte, war nicht in sie eingedrungen. Doch es war auch so schlimm genug. Ihre Brust brannte, wo MacKeith sie gebissen hatte und ihr Unterleib und die Arme schmerzten ebenfalls, von den harten Kniffen und grausamen Spielen.

Aber sie konnte nun auch nicht einfach hier liegen bleiben

und ihrem Schicksal harren, das da kommen würde.

Wenn es eventuell auch nicht die MacKeith waren, die sie wieder in ihre Gewalt bringen mochten, waren da ja auch noch diese anderen Wilden, die über die Gruppe hergefallen waren.

Diese konnten sie ebenso gut schänden und töten. Immerhin war sie Engländerin und ihr Gewand sah nun auch nicht mehr nach dem einer Novizin aus.

Langsam öffnete sie die Augen und hob vorsichtig den Kopf.

Rund um sie kämpften und starben die MacKeith-Soldaten.

Die Angreifer trugen ein anderes kariertes Plaid. Sie riss die Augen auf.

Diese Farbe war ihr bekannt!

Der Schotte in ihrer Vision trug solche Kleidung. Der Schotte mit dem Schwert und den harten dunklen Augen ... ihr Mörder!

Langsam glitt Lillian von dem Stein herab und kauerte sich ganz klein zusammen. Dann sah sie sich erneut um, wartete auf eine Gelegenheit, um zu flüchten und betete, dass ihre zitternden Beine sie noch eine kleine Wegstrecke tragen mochten.

Ihr war schrecklich kalt und das Gewand derart zerstört, dass

tatsächlich nur noch ein dünner Strang Wolle über der linken Schulter es noch zusammenhielt. Ihr tat alles weh und ein seltsamer Schwindel kam immer wieder über sie.

Die Sicht verschwamm ihr vor Augen und sie konnte nicht einmal mehr richtig geradeaus sehen.

Doch hier zu bleiben wäre purer Wahnsinn.

Die Wildheit und der Zorn, mit der die fremden Krieger ihre Schwerter in die Leiber der MacKeith stießen, erschreckte Lillian zutiefst, war sie doch stets behütet und weitab von Kampf und Tod aufgewachsen.

Rasch zog sie sich nun an dem Stein hoch und rannte einfach los, egal wohin, nur fort.

Mehr als einmal wäre sie dabei fast von einem Schwert getroffen worden, doch sie hatte Glück und bekam nur einmal einen kleinen Schmiss ab, der ihren linken Arm streifte. Sie kümmerte sich allerdings nicht weiter darum, weil es nicht einmal besonders wehtat und rannte einfach weiter.

Endlich erreichte sie die Bäume und lief nun heftig keuchend immer tiefer in den Wald hinein. Auch hier kämpften vereinzelt Soldaten miteinander, doch Lillian schlug einfach einen großen Bogen um sie und flüchtete weiter, so schnell sie nur konnte. Äste und Zweige peitschten ihr Gesicht und mehr als einmal fiel sie über eine hervorstehende Baumwurzel. Doch die Angst ließ sie sich wieder hochrappeln und weiter eilen, aber schließlich konnte sie einfach nicht mehr.

Ihre Beine knickten unter ihr ein wie dürres Reisig und sie fiel auf die Knie. Schluchzend krabbelte sie über den Boden und verkroch sich unter einem besonders dicken Büschel Farn, in der Hoffnung sie wäre inzwischen vielleicht weit genug von den Kämpfenden entfernt.

Diese Hoffnung erfüllte sich natürlich nicht.

Nur wenig später erklangen von Ferne her erneut Schlachtrufe, das Klirren von Stahl auf Stahl und lautes Geschrei.

Die Rache der Highlander - Bestseller bei BOD (Leseprobe)Where stories live. Discover now