3. Kapitel

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Ich erfuhr nicht, bei wem es sich bei Chloes Tanzpartner handelte.

Nicht, dass ich mich da eingemischt hätte.

Naja.... Verschweigen wir besser die Sache, dass ich den ganzen Schultag damit verbracht hatte, Chloe dabei zuzusehen wie sie sich in Gegenwart von anderen Jungs verhielt. Leider war ich daraus nicht klüger geworden, denn meine beste Freundin verhielt sich normal, so wie immer. Sie hatte mit vielen Jungs geredet und hatte immer gelächelt und ihre positive Ausstrahlung versprüht, doch bei keinem hatte man ein verräterisches Glitzern in ihren Augen gesehen. Obwohl ich mich nicht in ihre Angelegenheiten einbringen wollte, fuchste mich die Tatsache, dass ich wirkliche keine Ahnung hatte. Was war ich nur für ein schlechter Kumpel, wenn ich es nicht einmal auf die Reihe brachte, überhaupt einen Verdacht zu haben.

Unzufrieden mit mir selbst kaute ich am Ende meines Bleistifts, während ich mir mehr Gedanken über Chloe und ihren mysteriösen Tanzpartner machte als über meine Skizze für das immer näher rückende Kunstprojekt. Wir sollten ein Filmplakat selbst gestalten. Uns einen Film mit Geschichte ausdenken, die Geschichte in Kurzfassung auf einen Zettel schreiben und uns dann fotografieren und das Plakat mit einem Programm am Computer erstellen. Eigentlich eine sehr coole Aufgabe, aber dafür hatte ich gerade keinen Platz in meinem Kopf. Zu sehr war ich beschäftigt damit, Chloe zu beobachten, die statt, dass sie neben mir saß und mit Lily und Enola unser Plakat skizzierte, am Tisch gegenüber stand und sich angeregt mit Ben unterhielt. Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen, doch als Chloe lachte, wirkte sie genauso fröhlich wie sie sonst war und auch Ben schien einfach nur Smalltalk zu halten...

Man, es war echt frustrierend.

"Patrick...", Lily zupfte schüchtern an meinem Ärmel. "Was hälst du davon?"

Die Skizze, die sie und Enola zusammen angefertigt hatten, war noch sehr undeutlich und ich konnte nicht wirklich erkennen, was sie darstellen sollte. 

"Ähh..." Ich kam mir dumm vor, doch glücklicherweise half Enola mir aus. "Also. Hier wäre dann das Paar in der Mitte, ganz groß. Aber nur die Köpfe und Schultern. Und zwischen den beiden Köpfen steht dann die Schwester. So wie eine Trennwand oder so. Aber halt kleiner und Ganzkörper. Darunter dann der Titel und unter dem Titel sieht man dann noch die anderen Mädchen."

"Küssen sich die beiden?", fragte ich und deutete auf die groben Skizzen der beiden Köpfe im Hintergrund. "Fast.", meinte Enola. "Die Schwester steht halt noch dazwischen."

"Und ihr wollt immer noch ein schwules Paar nehmen?", fragte ich zweifelnd. "Das ist unpassend für den Unterricht." "Ist es nicht!", rief Enola und blinzelte mich herausfordernd an. "Es ist im Gegensatz sogar sehr wichtig. Für die Storyline und für die behämmerten Vollidioten in unserer Klasse, die noch immer im Mittelalter leben."

Ich seufzte resigniert. "Und wie wollt ihr das bitte anstellen? Ich meine, wir haben nur einen Jungen in unserer Gruppe und das bin ich." Enola und Lily tauschten einen Blick, der nur zu deutlich zeigte, dass sich beide darüber noch keine Gedanken gemacht hatten.

"Da habt ihrs..."



Auch auf dem Nachhauseweg dachte ich noch über Chloe nach. Wer war ihr Tanzpartner? Und warum wurmte mich diese Unwissenheit so? War ich etwa eifersüchtig?

Die Sonne schien blass hinter einigen grauen Wolken hervor und kitzelte meine Nase verspielt. Nein, das konnte nicht sein. Ich war nicht in Chloe verliebt, ganz sicher. Es war wärmer als vom Wetterdienst angekündigt und ich stolperte in Parka und Winterstiefeln über den Bürgersteig. Vielleicht dachte ich auch nur so über Chloe und ihren Tanzpartner nach, um mich davon abzulenken, dass ich noch keine hatte? Das würde Sinn machen. Denn der Ball war in fünf Monaten und viele hatten schon eine Begleitung. Nur ich eben noch nicht. Aber allein der Gedanke an eine Tanzpartnerin, ließ mich erzittern. Wen sollte ich fragen, wenn Chloe nicht ging? Sina, Mareike oder Fiona? Chloe hatte Recht, alle Drei waren sie hübsch und beliebt. Mit ihnen hätte ich die Chance, Ballkönig zu werden. Aber auch Enola oder Lily konnte ich fragen. Auch sie waren hübsch und ich fand sie viel netter als zum Beispiel diese dumme Bitch Fiona. Hach, warum musste es nur so kompliziert sein? Ich wollte auf keinen Fall, dass irgendein Mädchen dann dachte, ich stände auf sie und das könnte etwas ernsteres werden...

Mein Blick schweifte über den Himmel bis hin zu dem Anwesen, dass auf der anderen Straßenseite hinter dem Haus stand. Es war das größte Haus hier in der Gegend mit einem riesigen Gelände, sah fast schon aus wie eine Villa und wirkte zwischen den kleinen, eng an einander geschmiegten Reihenhäusern fehl am Platz. Aber es war sehr schön und ich genoss den Anblick des sauberen, weißen Steins sehr. Jedes Mal, wenn ich hier entlang ging, riskierte ich einen Blick auf das Anwesen und fragte mich, wer dort wohnte. Kinder auf jeden Fall, denn in dem riesigen Garten, der fast schon ein kleiner Park war, stand ein Klettergerüst und eine Schaukel. Jedoch hatte ich dort noch nie ein Kind spielen sehen. Allgemein hatte ich dort noch nie eine Person gesehen. Weder im Garten, noch im Haus. Manchmal fragte ich mich sogar, ob es vielleicht leer stände, aber verwarf den Gedanken wieder, wenn ich Licht brennen sah. Außerdem wäre der Garten ja sonst nie so ordentlich und gepflegt, oder?

Vielleicht hatten die Eltern ja auch ein Kind verloren. Genau wie Mama.... Und sich vorher aber noch Kinderspielzeug für den Garten angeschafft?

Meine Gedanken waren wieder bei Stella und ich verfluchte mich selbst. Es machte mich immer traurig, an meine verlorene Schwester zu denken. Warum dachte ich Hohlkopf überhaupt an Fehlgeburten oder tote Kinder? Glücklicherweise dachte ich nicht lange an sie, denn ich nahm eine Bewegung wahr.

Und zwar am zweiten Fenster von rechts ganz oben unter dem Dach. Zuerst dachte ich, ich hätte mich vertan oder ich habe jetzt Verfolgungswahn wegen Stella, aber beim zweiten Hinsehen, erkannte ich, dass es keins von beiden war. Am Fenster saß tatsächlich jemand und schaute hinunter auf die Straße. Ein Junge, mein Alter vermutlich, mit dunklem Haar. Mehr konnte ich nicht erkennen, dafür war er zu weit weg.

Doch die Tatsache, dass dieses Haus mir zum ersten Mal ein Lebenszeichen zeigte, entfachte meine Neugier und ich winkte dem Jungen zu. Er sah das und erstarrte, bevor er den Vorhang zuzog und  dahinter verschwand.


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Helloooo Friends <3

Hoffe, ihr habt angenehme Ferien und ich wünsche euch allen schöne Ostern mit diesem Kapitel. Wenn ihr mir einen Osterwunsch erfüllen könntet... Wie findet ihr das Kapitel?

Hab euch lieb! Danke, dass ihr so treu seid, auch, wenn ich nicht so aktiv bin :3

~gebackeneZucchini

Brüder küssen sich nicht. || KÜRBISTUMOR Where stories live. Discover now