Kapitel 1-Das Monster

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"Sieht doch gar nicht mal so schlecht aus. ",dachte sich Hicks als er das Schwert aus dem Wassereimer nahm und das Muster darauf betrachtete, an dem er die letzten Monate gearbeitet hatte.
"Ein paar Stunden Arbeit noch und es würde perfekt aussehen! Das Schwert war für seinen Vater, Hicks wollte es ihm zum nächsten Snoggletog schenken."

"Die Sonne geht bald unter,dein Vater wird gleich hier sein um dich abzuholen."riss Grobian,Hicks aus seinen Gedanken.
"Was sagst du?"fragte Hicks und hielt Grobian das Schwert mit dem Muster hin. "Nicht schlecht, gar nicht schlecht, du hast in den letzten Monaten echt große Fortschritte gemacht dein Vater wird sicher sehr stolz auf dich sein", Hicks' Herz machte einen großen Hüpfer in seiner Brust, solche Komplimente bekam er nicht oft zu hören.
Er schlang seine kurzen Arme um Grobians Bauch. Grobian war immer für ihn da wenn es Hicks nicht gut ging, er Streit mit seinem Vater oder Sorgen hatte. Seit einem Jahr arbeitete er nun schon hier in der Schmiede und es gefiel ihm richtig gut. Anfangs hatte er oft Angst vor dem glühendem Metall und den lauten Geräuschen gehabt aber nun konnte er schon alleine einen Dolch schmieden und bei dem Muster auf seinem Schwert hätte sogar Grobian sich etwas anstrengen müssen.
"Ich hab' dich lieb", murmelte Hicks in Grobians Bauch. "Ich dich auch Jungchen", entgegnete Grobian ruhig und wuschelte Hicks durch das Haar "aber nun müssen wir mal anfangen aufzuräumen bevor dein Vater dich holen kommt. Denkst du nicht? ".
Hicks seufzte, dann nickte er.

Eine Viertelstunde später stand Haudrauf auch schon vor der Schmiede. Während Hicks noch im Hinterzimmer die Schürze gegen seine Fellweste austauschte und sein Holzschwert , das er immer zur Abwehr von Drachen bei sich trug , in seinen Rucksack packte, unterhielten sich Grobian und Haudrauf noch vor der Schmiede.
Als Hicks herauskam meinte sein Vater:" Hättest du etwas dagegen schon mal alleine nach hause zu gehen? Grobian und ich müssen noch etwas wichtiges besprechen. "
Hicks schluckte, er hasste die Dunkelheit ,die inzwischen schon schwarz und kalt über Berk kroch und Hicks' Knie bei dem Gedanken daran schon zittern ließ. Allerdings wollte er doch ein echter Wikinger werden und die kennen keine Angst, sagte sein Vater immer.

Hicks schüttelte den Kopf und ging zu Grobian, der ihn kurz an sich drückte.
" Gute Nacht Jungchen, du schaffst das!"flüsterte er ihm dabei zu.
Dann holte Hicks das Holzschwert aus dem Rucksack und lief langsam los.

Als er außer Sicht war,fragte Haudrauf: " Denkst du echt ich sollte ihn in den Drachentötungs-Vorbereitungskurs schicken, du siehst doch wie klein ,anhänglich und ängstlich er ist. ",
" Gib dem Jungen doch mal eine Chance Haudrauf, du merkst doch wie doll er sich bemüht groß und mutig zu sein! Er könnte endlich die anderen Kinder besser kennen lernen . Außerdem weiß man nicht wie er sich während des Kurses entwickeln wird. " meinte sein Freund.
"Wahrscheinlich hast du recht, ich bin oft etwas überbesorgt. Irgendwann muss er ein Wikinger werden müssen, ob er nun will oder nicht!" ,
" Und zur Not bin immer noch ich zur Stelle falls etwas ist", grinste Grobian ," nun geh mal nach dem Kleinen schauen. Ihm schien die Dunkelheit nicht ganz geheuer zu sein."
Sie verabschiedeten sich und Haudrauf machte sich auf den Weg nach Hause.

Nach ein paar Schritten sah Hicks den schwachen Lichtschein aus der Schmiede kaum noch.
Er umklammerte das Holzschwert mit beiden Händen und ging weiter.
Wieso musste ausgerechnet sein Haus so abgelegen liegen?, tagsüber war er schon oft alleine zwischen der Schmiede und seiner Hütte hin und her gelaufen, doch ohne Licht und all die Dorfbewohner sah alles ganz anders aus.
"Echte Wikinger kennen keine Angst",hörte er seinen Vater in seinem Kopf sagen. Mutig lief Hicks weiter.
Bald schon war er von vollkommener Dunkelheit umschlossen.
Nun begann der schwierigste Teil: die lange Treppe zu seiner Hütte. Hier standen keine anderen Hütten mehr und wenn ein Drachen, ein Troll oder das schwarze, haarige Monster mit den leuchtenden gelbgrünen Augen von dem er so oft träumte Hicks angreifen würde, wäre niemand da um ihm zu helfen. Er war gerade in der Mitte der Treppe angelangt als er auf einmal ein Knacken im Gebüsch neben sich vernahm.
Hicks blieb wie erstarrt stehen. Er umklammerte das Holzschwert , sodass seine Fingerknöchel schmerzten.
Seine Hände und Arme zitterten so heftig , dass er Angst hatte das Schwert könne ihm aus den schwitzigen Händen gleiten. Hicks nahm all seinen Mut zusammen und drehte sich zur Seite um: Da stand es das Monster von dem er in seinen schlimmsten Albträumen verfolgt wurde. Die leuchtenden grünen Agen blendeten ihn ,sodass er für einen kurzen Moment nichts sehen konnte. Das Schwert glitt ihm aus der Hand,Hicks versuchte zu schreien , doch der Schrei blieb ihm in der Kehle stecken. Er stolperte einen Schritt nach hinten ,fiel dabei über die nächste Treppenstufe und blieb zitternd,seinen Kopf unter den Armen versteckt, liegen." Nun ist es aus",dachte er. "Das Monster würde ihn fressen und er sähe Grobian und seinen Vater nie wieder. " Er hörte schon die stapfenden ,schweren Schritte des Monsters näher kommen, er konnte das Licht der glühenden Augen bereits duch seine geschlossenen Augenlider scheinen sehen und er hörte das Schnaufen des Monsters , als würde es versuchen ihn aufzuspüren.
Hicks zuckte zusammen als er auf einmal die Stimme seines Vaters neben sich vernahm. Vor lauter Schreck und Erleichterung stiegen ihm Tränen in die Augen und er begann zu weinen.
Hicks zitterte noch am ganzen Leib als er merkte wie er von den starken Händen seines Vaters gepackt und hoch gehoben wurde. Endlich hatte er den Mut die Augen zu öffnen und sah direkt in die seines Vaters. "Habe ich dir nicht gesagt nach Hause zu gehen? Was kauerst du hier auf der Treppe ? Und warum weinst du ? Habe ich dir nicht erklärt Wikinger weinen nicht? ", schimpfte Haudrauf,
"In 20 Jahren wirst du das Dorf hier anführen müssen. Aber wahrscheinlich sollte ich das besser deinem Cousin Rotzbakke überlassen. Du hast scheinbar nicht das Zeug dazu!"
Hicks versuchte die vielen Tränen zu unterdrücken die ihm bei diesem Satz in die Augen stiegen und anfingen seine Wangen hinunter zu laufen. "Nun war sein Vater sauer auf ihn, Hicks brachte ihm echt nur Schande. Sein Vater hatte einen besseren Sohn verdient,einen der keine Angst vor Monstern und Drachen hatte , abends alleine einschlafen konnte und nicht andauernd weinte ."
Nun sah er auch noch,im Licht der Fackel seines Vaters, einen Schrecklichen Schrecken mit leuchtenden grünen Augen aus dem Gestrüpp davon fliegen. "Jemand der einen winzigen Drachen nicht von einem riesigen Monster unterscheiden kann hat echt nicht das Zeug zu einem Anführer." Bei diesem Gedanken fing er nur noch mehr an zu schluchzen. Haudrauf stöhnte genervt auf und stellte ihn zurück auf den Boden.
Grob griff er nach Hicks' Hand,mit der anderen hob er das Holzschwert auf.
Dann fing er an stumm die Treppe hinauf zu steigen.
Hicks stolperte an der Hand hinter ihm her. Seine Knie zitterten ,Tränen strömten seine Wangen hinunter und er spürte einen stechenden Schmerz in seinem linken Knie.

Zuhause angekommen fing Haudrauf an Haferbrei zu kochen, nachdem er seinen schluchzenden, zitternden Sohn mit einer Decke neben das Feuer gesetzt hatte.
Er wusste immer noch nicht was mit Hicks los war ,nur das er sauer auf ihn war . Nicht weil er weinte oder hingefallen war , sondern weil er besorgt um Hicks war.
Wie sollte der Junge den Drachentötungs-Vorbereitungs-Kurs überleben wenn er nicht einmal nachts alleine nach hause laufen konnte?

Hicks rollte sich unter der Decke neben dem Feuer zusammen. Der Schreck steckte ihm immer noch tief in den Knochen. Schon bald hatte er keine Tränen mehr und schlief ein.
Das nächste was er spürte,war dass jemand an ihm rüttelte. Sein Kopf tat weh und in seinem Knie spürte er immer noch den Schmerz.
"Essen ist fertig, Großer", hörte Hicks seinen Vater sagen. "Er war also nicht mehr sauer auf ihn." Hicks setzte sich auf , sein Vater hob ihn hoch und setzte ihn auf seinen Stuhl. "Wie geht es dir?",fragte Haudrauf. "Mein Kopf tut weh", schniefte Hicks. "Das kommt davon weil du so viel geweint hast",meinte sein Vater versöhnlich. Hicks viel ein Stein vom Herzen ,"er war also echt nicht mehr sauer."
Nach drei großen Tassen Wasser ging es ihm tatsächlich besser.

Nach dem Abendessen verarztete Haudrauf die Schürfwunde an Hicks' Knie.
Als das erledigt war merkte Hicks wie müde er war und kroch auf Haudraufs Schoß. Er kuschelte sich in seine Arme und war schon fast eingeschlafen als die Haudraufs Stimme auf einmal die Stille unterbrach:"Hicks?".
"Ja?",murmelte Hicks verschlafen.
"Es tut mir leid was ich vorhin gesagt habe. Es war nicht so gemeint. "
Hicks kamen erneut die Tränen als er sich erinnerte. Sei Vater streichelte ihm über den Rücken. "Es war sehr mutig von dir alleine den Weg nach Hause anzutreten, deshalb möchte ich dass du zuammen mit den anderen Kindern in Grobians Drachentötungs-Vorbereitungs -Kurs gehst."
Hicks setzte sich schlagartig auf, stieß dabei allerdings von unten mit den Kopf gegen Haudraufs Kinn.
Er war auf einmal hellwach. "Endlich glaubte er Hicks könnte lernen ein richtiger Wikinger zu werden. Klar wusste Hicks ,dass er nicht wie die anderen Kinder war. Sein Vater wusste das auch , aber wenigstens dachte Haudrauf, Hicks könne es lernen und wenn sein Vater das dachte könnte es doch vielleicht sogar wahr sein" , dachte sich Hicks. "Da gab es nur ein Problem: Er hatte riesige Angst vor Drachen." Hicks schaute seinen Vater an , der sofort verstand was los war." Ihr werdet noch keine Drachen töten. Ihr werdet eure Kraft trainieren, Waffen und ihre Funktion kennen lernen, schmieden und noch viel mehr", beruhigte Haudrauf ihn und lächelte Hicks an.
Hicks lächelte zurück und kuschelte sich zurück in die Arme seines Vaters.
"Es tut mir leid", flüsterte Haudrauf nach einiger Zeit in die Stille hinein. "Mir auch", murmelte Hicks. Schon bald schlief er tief und fest in den Armen seines Vaters.
Auch wenn sie oft Streit hatten und sein Vater manchmal sehr grob zu ihm war , war er doch ein guter Vater für Hicks und beschützte ihn vor allen Monstern dieser Welt.

Nach diesem Erlebnis träumte Hicks nie wieder von dem Monster, das er nun endlich besiegt hatte.
Allerdings hätte er sich zu dieser Zeit nie erträumen können, dass später in seinem Leben ein schwarzes Lebewesen mit leuchtend grünen Augen ihm seine Lebensbestimmung geben und sie gemeinsam das Leben auf Berk für alle Zeiten verändern würden.

Der Drachentötungs-Vorbereitungs-KursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt