Campus-Party

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„Hui, die Lesung war gerade wirklich..."
„Ermüdend?", fragte ich und sah sie schmunzelnd an.
„Das kannst du laut sagen!", lachte sie und schob sich an einer Studentengruppe vorbei, die sich mitten im Gang platziert hatte, sodass man kaum vorbei kam.
Einer von ihnen erzählte
lautstark von einer Party,
auf der er anscheinend
letzten Freitag war.
Die Gruppe lachte.
So laut...
Ich konnte laute Menschen nicht ab...
Warum musste man vor
seinen Freunden protzen,
was man tolles gemacht hatte
und das in einer Lautstärke,
dass es die halbe Uni mitbekam...
Aber das war ihre Sache und ihr Leben.
Ich hatte mein Leben und gerade
lief ich lebend neben ihr,
der wichtigsten Person in meinem Leben.
„Gehst du zu der Lesung heute Abend? Ich habe gehört, dass die ganz hilfreich sein soll, aber sie geht bis sehr spät..."
„Ja Mal sehn, ich wollte Mittag essen und dann ein Nickerchen machen. Ich denke ich entscheide dann spontan, ob ich noch hingehe oder lieber meine Materialien sortiere."
„Hmmm...stimmt, die Materialien...das muss ich auch noch machen."
Wir liefen ein Stück schweigend nebeneinander.
Die Mittagssonne schien durch
die großen Fenster der Universität und
tauchte alles in ein helles Licht.
Für diesen einen Moment fühlte ich mich,
als wäre alles so richtig,
wie es war.
Ganz von dem Moment gefangen,
bemerkte ich nicht,
wie sie stehen blieb.
Neugierig drehte ich mich nach ihr um.
Sie stand wenige Schritte hinter mir
vor der großen Pinnwand und
blickte nachdenklich auf eins der Plakate.
„Die scheinen eine Campus-Party zu veranstalten..." Sie tippte auf die großgeschrieben Wörter "Campus" und "Party" auf dem bunten Plakat.
„Du weißt doch, was ich von Partys halte...", ich versuchte sie von ihrer Idee abzubringen. Das konnte einfach nicht gut ausgehen...
„Wir müssen ja auch nicht lange bleiben", sie weitete ihre Augen und schob die Unterlippe vor.
Ihr Hundeblick war das absolute Grauen,
aber genau das machte ihn so unschlagbar.
„Na gut...", gab ich mich geschlagen, „Aber ich bleibe nüchtern und passe auf, dass du dich nicht zu sehr betrinkst!"
Sie verdrehte die Augen,
doch ein Grinsen schlich sich
trotzdem auf ihre Lippen.
„Okay, M-a-m-a!"

Leer...

So leer...

Was sollte ich schon tun?

Alles war einfach leer und grau...

So sinnlos...

Hold OnWhere stories live. Discover now