15 열다섯

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Changbin P.O.V

Wir haben das Krankenhaus nach diesem Vorfall verlassen und sind zu mir nach Hause gegangen, mittlerweile ist es schon ziemlich spät, doch Jisung und ich haben hier bisher nichts weiter gemacht als auf meinem Bett zu sitzen und zu Schweigen.

Ich weiß nicht woran er denkt, aber wenn er mir etwas wichtiges hätte erzählen wollen, hätte er das schon längst getan.

Hat er aber nicht, ich habe ihm auch nichts Besonderes zu erzählen, also schweigen wir und hängen unsere eigenen Gedanken nach.

Meine Gedanken wandern derweil zu dem blonden Jungen, der Jisung geholfen hat und anscheinend sofort gewusst hat, dass seine Rippe gebrochen ist, der seit mehr als 2 Jahren nichts mehr auf seinem Instagram Account gepostet hat und der allem Anschein nach seinen großen Bruder verloren hat.

„Wie ist Felix so?“,
Frage ich Jisung Also einfach gerade hinaus.
Er hat immerhin schon mehr Worte mit ihm gewechselt als ich selbst.

„Er war der Erste, der mich gefunden hat. Er hat sich um mich gekümmert, am Anfang erst einmal probiert.
Ich habe gesagt, ich brauche seine Hilfe nicht, aber er hat mir trotzdem geholfen..“,
Antwortet Jisung mir mit dem Blick auf der gegenüberliegenden Wand.
Ein kleines Lächeln bildet sich auf seinen Lippen:
„Er ist wirklich nett.“

Auch ich muss schmunzeln.
Das hört sich schön an, wenn sich Jemand um dich sorgt.
Das Gefühl, dass du Jemandem wichtig bist, auch wenn du ihn nicht wirklich kennst.

„Er hat sofort gewusst was los ist, hat gesehen, dass die Rippe gebrochen ist und hat sich vermutlich seinen Teil dazugereimt, nachgefragt hat er nicht,
Ich glaube er konnte es sich denken.“

Ich nicke nur und höre weiter gespannt Jisungs Erzählungen über Felix zu.
Ich mag den jungen und wenn Minho ihn auch mögen würde, hätte ich mich bestimmt schon mit ihm angefreundet.

Er ist der Typ von Jungen, die einem sofort sympathisch sind, weil sie fröhlich aussehen und mit dir reden, weil sie offen sind und auch lachen.

Ich habe ihn ab und zu bei Jeongin lachen gesehen.
Und ich habe Jeongin lachen gesehen, was mich auch glücklich macht.
Man sieht ihn nicht so oft lachen, er ist ein trauriges Kind, in sich zurückgezogen und still.

Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht, aber es scheint nichts positives zu sein.

Er bleibt immer noch lange Zeit in der Schule und macht Hausaufgaben oder Projekte, Freunde hatte er bislang nicht, nur Seungmin, den er schon kennt seit er klein war.

„Ich muss bald los, sonst kriegt mein Vater einen Anfall. Ich habe nicht bescheid gesagt, dass ich bei dir bin.“,
Teilt mir Jisung dann plötzlich mit und ich bin mir sicher, dass er am liebsten hier bleiben will, weil er weiß, was zu Hause passieren wird.
Aber wenn er noch länger bleibt, wird sein Vater noch wütender werden.

„Wird es schlimm sein?“,
Frage ich ihn darum und er weiß genau, worauf ich hinaus will.
Ich weiß schon was er sagen wird, als er seinen Mund um mir zu antworten:
„Ach nein, das ist nicht so schlimm.“

Obwohl ich seinen Worten keinen Glauben schenke lächel ich ihn an und erhebe mich dann von meinem Bett.

„Ich begleite dich noch bis nach Hause, es ist schon fast dunkel und dir muss ja nicht auch noch auf dem Weg was passieren“,
Sage ich, bevor ich ihm seine Jacke reiche und meine eigene anziehe, danach schwingt er seine Tasche auf seine Schultern und wir verlassen das Haus.

Auf dem Weg sagen wir nicht viel, ich habe zu große Angst vor dem, was gleich kommen wird und was Jisung gerade denkt weiß ich nicht.

Wir kommen an dem kleinen Haus an, in dem 5 Personen leben sollen und das eigentlich dafür viel zu klein ist.

„Überanstreng dich nicht..“,
Gebe ich Jisung den leisen Rat, der mir jedoch bloß einen Handschlag gibt und auf die Tür zugeht.

Ich entferne mich langsam vom Haus, bleibe dann allerdings stehen, als die Tür wieder ins Schloss fällt und ich sofort das Geschrei von Jisungs Vater hören kann.

Ich schließe meine Augen, nein ich kneife sie schon fast zu!
Ich verschließe meine Augen vor dem, was ich nicht sehen will.
Ich will nicht sehen, wie schlecht es den Menschen um mich herum geht und ich will nicht sehen, dass sie lügen.

Ich kann mich nicht von der Stelle bewegen, zu erstarrt bin ich von den Lauten, die ich höre.

Ich höre, dass Jisungs Vater schreit, ich höre das klatschen von Hand auf Haut, doch von Jisung höre ich keinen Ton.

Und das bringt mich zum weinen.
Ich senkte meinen Kopf und weine stumm.
Ich weine, weil ich weiß, dass Jisung gerade leidet.
Ich weine, weil er sich nicht wehrt und ich weine, weil ich weiß, dass er morgen in der Schule so tun wird als wäre nichts gewesen.
Er wird versuchen wieder den Starken zu spielen, der ja für alles sorgen kann, der, der immer alles im Griff hat und für jeden da ist.

Aber das ist er nicht.
Das kann er nicht.
Das ist einfach nicht möglich.

„Geh hoch und kümmere dich um deine Kinder! Und wag es nicht noch einmal spät nach Hause zu kommen!“,
Höre ich Jisungs Vater schreien und kurz darauf auch Jisungs Antwort darauf, die trotz des Ausrasters seines Vaters viel zu respektvoll und untergeordnet bleibt:
„Ja, Vater.“

Kümmer dich um deine Kinder.

Der Mann, der für Jisung nicht mehr mehr sein kann als ein Erzeuger, hat also tatsächlich die Erziehung von drei Kindern auf dessen Schultern geschoben.
Jisung ist froh, wenn er etwas zu essen bekommt, er sorgt sich so sehr um die Kinder, dass er komplett in diese Eltern-Rolle rutscht.

Das sollte er nicht.
Er ist doch selbst noch ein Kind, er kann sich nicht um drei Weitere kümmern, nebenbei in die Schule gehen und für sich selbst sorgen müssen.

Doch ich verschließen meine Augen vor dieser Wahrheit, weil ich sie mir nicht ansehen kann.

Ich versuche mir einzureden, dass alles gut ist und er morgen lachen wird, weil er glücklich ist und nicht, weil er sich dazu verpflichtet fühlt.

Nachdem ich lange Zeit der Stille gelauscht habe setzt sich mein Körper wieder in Bewegung und macht sich auf den Weg nach Hause.

Ich tue so, als hätte ich diese Situation gerade nicht erlebt.
Und ich tue so, als hätte ich den blonden Jungen nicht gesehen.

Den Neuen, der auf dem Friedhof sitzt, vor einem Grabstein.
Er weint stumm, doch seine Schultern beben.

Ganz schwach kann ich seine Worte hören, wie ein Mantra wiederholt er sie stetig:
„Bitte, bitte komm zurück.“

Versteckt ||ChangLix||Место, где живут истории. Откройте их для себя