Kapitel 3

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Ich schreckte auf und sah Sascha an. Dieser grinste nur breit. Er hatte nämlich genau mitbekommen, was passiert war, behielt es aber für sich. Ich setzte mich mit in den Kreis und reichte die Kaffeebecher herum, die alle dankend Annahmen.

Ungefähr 1 1/2 Stunden und 478km später landeten wir in Köln. Das Charity Event der RTL „Wir helfen Kindern" Stiftung fand in der Kunstbar Köln statt. Als wir dort ankamen, warteten bereits einige Fotografen am roten Teppich, um den ein oder anderen Promi zu erwischen. Wincent musste sich dem Blitzlichtgewitter stellen, während wir uns durch den Hintereingang ins Innere der Halle begaben. Wir saßen mit anderen Sängern, wie Wincents Kumpel Max Giesinger oder auch Revolverheld an einem Tisch. Während verschiedenste Promis entweder auftraten und sangen oder am Spendentelefon saßen, unterhielt ich mich mit den Jungs von Revolverheld. Wir kannten uns noch nicht persönlich, da Wincent seit meines Jobs in der Crew noch keine gemeinsamen Veranstaltungen mit den Helden hatte. Kris, der Gitarrist fragte mich deshalb Anfangs, ob ich Wincents Freundin wäre. Ich verneinte, doch freute mich innerlich trotzdem über den Gedanken der Jungs. Wincent und ich schienen ja gut zusammen zu passen. Helene Fischer, die ebenfalls am Event teilnahm, schient Wincent das Gleiche gefragt zu haben. Denn als ich die Beiden eine Weile beobachtete, schauten sie zu mir herüber und Wincent schüttelte nur schmunzelnd den Kopf.

Ich liebte es, die Crew auf all ihre Events zu begleiten, die Gerüchteküche allerdings brodelte ziemlich schnell und man rutschte schneller irgendwo rein, als man „Gerüchteküche" überhaupt aussprechen konnte. Ich wollte keinesfalls, dass Wincent durch mich Probleme bekam, deshalb hielt ich mich im Hintergrund.

Nachdem sowohl die Live Übertragung als auch das gesamte Charity Event beendet war, machten wir uns auf den Weg zu Aftershow Party im Keller des Gebäudes. Unten warteten schon einige Cocktails auf uns, die wir dankend annahmen. Ich entschied mich dafür, nach zwei Drinks auf Wasser umzusteigen, doch die Jungs und vor allem Wincent dachten nicht mal daran aufzuhören. Ich stand gerade mit Sascha an der Bar und unterhielt mich über anstehende Termine, als mir im Augenwinkel auffiel, wie sich eine blonde Frau zu Wincent setzte und sich an ihn ran machte. Es schien so, als würden sich die beiden schon näher kennen. Ich beobachtete die Beiden skeptisch. Sascha fiel mein Blick auf und er drehte sich um, um ebenfalls das zu sehen, was ich mir anschaute. Dann wendete er sich wieder mir zu und verdrehte die Augen.

S: „Wincents Exfreundin...", sagte er stumpf. „Wincent behauptet immer da läuft nichts mehr, aber ehrlich gesagt glaube ich da nicht wirklich dran.", fügte er noch hinzu und grinste. Mir mussten nach dieser Aussage wohl alle Gesichtszüge entgleist sein, denn Sascha hörte plötzlich auf zu grinsen und sah mich überrascht an. „Kathi? Weiß ich etwas nicht?", fragte er und legte dabei den Kopf etwas schief. Ehrlich gesagt tat mir der Anblick etwas weh. Sascha musste recht gehabt haben, denn gerade war die Blondine dabei, Wincent ihre Zunge in den Hals zu stecken und Wincent sah nicht gerade so aus, als würde ihm das nicht gefallen. Ich sah zu Sascha, der immer noch auf eine Antwort von mir wartete, doch ich bekam keinen Ton raus.

Stattdessen drehte ich mich nur wortlos um und lief auf die Toilette. Ich schaute in den Spiegel und sah eine enttäuschte junge Frau vor mir. Ich sah keine Träne über ihre Wange fließen, dafür war sie viel zu stark, aber ich kannte ihren Blick. Wie sie sich auf die Lippe biss und die Augen klein wurden. Sie war verletzt. Und die junge Frau war ich. Ich war verletzt. Es tat weh Wincent so innig mit einer anderen Frau zu sehen. Vor allem weil er immer behauptet hatte, er wäre Single. „Was geht es dich überhaupt was an Katharina? Du bist nur eine Kollegin von Wincent und mehr nicht!", dachte ich mir und entschied, wieder nach draußen zu gehen. Als ich zurück zur Gruppe kam, waren die blonde Frau und auch Sascha weg. Verwundert schaute ich mich um. Die Jungs saßen zusammen, lachten und tranken mittlerweile Bier. Zu viel Bier meiner Meinung nach. Als Wincent mich entdeckte lächelte er plötzlich und bot mir einen Platz neben sich an und klopfte auf das weiche Leder des Sofas rechts neben ihm. Skeptisch überlegte ich kurz, nahm das Angebot aber dann an.

W: „Wo warst du denn die ganze Zeit Kathi Schatz?" lallte Wincent und legte seinen Arm um mich. Ich zuckte kurz zusammen, weil ich genau wusste, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war. Dafür hatte er viel zu viel getrunken.

K: „Wincent meinst du nicht es wäre langsam Zeit, dass wir nach Hause gehen?", fragte ich distanziert. Er sah so unglaublich süß aus, wie er da so an mir hing, doch ich versuchte stark zu bleiben. Wincent nickte nur und stand ruckartig auf. Etwas schwankend konnte ich ihn hinter mir her zum Ausgang des VIP-Bereichs ziehen.

B: „Wir bleiben dann wohl noch hier - wollen euch Beide ja nicht stören!", rief Benni uns noch hinterher und die ganze Crew lachte.

„Viel Spaaaaß", konnte ich zum Schluss noch erkennen, aber nicht mehr orten,von wem dies kam. Ich verdrehte nur die Augen und ging weiter. Wincent hinter mir. Als ich es endlich geschafft hatte ihn zum Hotel zu bringen, überlegte ich kurz. Ich konnte ihn ja schlecht alleine lassen. Wohlmöglich würde er mir noch ersticken, sollte er sich übergeben. Also beschloss ich, mit in sein Zimmer zu kommen, um auf ihn aufzupassen. Er schmiss sich aufs Sofa und so fertig wie er dort hing, tat er mir fast ein bisschen leid . Deshalb half ich ihm ins Bad. Als er dort wieder raus kam, weitete sich mein Blick. Wincent stand nun nur in Boxershorts und mit verwuschelten Haaren vor mir und grinste mich schief an. Sein Oberkörper war extrem gut trainiert und er sah einfach nur verdammt gut aus.

365 Tage - Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt