Vorwort

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In unserem Leben sind wir manchmal gezwungen Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen die alles verändern können und unseren vorhergesehenen Weg in ungeahnte Bahnen lenken. Entscheidungen, von denen wir nicht einmal im Geringsten erahnen können, wohin sie uns führen werden, in dem Moment, wenn wir sie treffen.

Auch ich hatte in meinem Leben solche Entscheidungen getroffen, hatte sie treffen müssen, und sie hatten mich dorthin gebracht wo ich jetzt war.

Naja, obwohl es ehrlich gesagt nicht nur meine Entscheidungen gewesen waren, die mich zu diesem Punkt in meinem Leben geführt hatten, an dem ich heute stand. Bei mir hatte auch das Schicksal, der große Geist, die Götter, eine kosmische Kraft, oder wie man es auch immer nennen wollte, einen großen Anteil daran gehabt, und dafür Sorge getragen, dass sich mein Leben so entwickelt hat, wie es nun war.

Mir waren Dinge widerfahren, die ich nicht verstehen und noch weniger erklären konnte. Wie ich hier her gelangt war, an diesen Ort, in diese Zeit, war mir bis heute ein Rätsel und wenn ich so auf mein früheres Selbst zurückblicke, ist es schon fast ein Wunder, dass ich das alles überlebt habe.

Ich war durch und durch ein Kind des 21. Jahrhunderts gewesen. Ich hatte meinen Kaffeevollautomaten geliebt, meinen Mp3 Player und die Freiheit nach Lust und Laune shoppen zu gehen.

Mein Leben war einfach gewesen, und ich liebte es genauso wie es war. Ich hatte Journalismus studiert, und da meine Eltern gut situiert gewesen waren, konnte ich mich voll und ganz auf die Uni konzentrieren und musste nebenher nicht arbeiten.

Meine seltene Freizeit hatte ich gemeinsam mit meinen wenigen Freunden verbracht, oder ich hinter einem der etlichen Bücher, die ich mein Eigen genannt hatte. Ich war eben eine richtige Leseratte gewesen und in meinen Bücherregalen, die sich unter der schweren Last schon fast verbogen hatten, waren nicht nur Sachbücher und klassische Literatur zu finden gewesen, sondern auch der eine oder andere Liebesroman.

Doch all diese Dinge, die mir immer so wichtig gewesen waren, zählten in Wahrheit überhaupt nicht. Sie waren nicht notwendig, und in Wirklichkeit brauchte ich sie nicht, brauchte sie niemand.

Auf dem schweren und steinigen Weg, den mich das Schicksal beschreiten lassen hatte, war mir klargeworden, was das wirklich wichtige im Leben war, und welche Dinge ich wirklich brauchte. Dinge, die ich immer für selbstverständlich gehalten hatte.

Nahrung, ein Dach über dem Kopf, warme Kleidung im Winter, Freunde die für einen einstanden, und eine Familie, die immer für einen da ist.

Es war eine harte Schule gewesen, durch die ich gegangen war, die ich hatte gehen müssen, aber ich hatte es gelernt und verstand nun, für was es sich wirklich lohnte zu kämpfen und notfalls auch zu sterben.

Gedankenverloren stand ich inmitten des mannshohen Schilfs, das zu dieser Jahreszeit schon begonnen hatte seine grüne Farbe zu verlieren, ganz im Gegensatz zu dem Gras der Plains, dass schon lange ausgedörrt uns strohig war.

Die angetrockneten und teilweise noch leicht grünen Blätter raschelten im sanften Wind, der diesen sonnigen Nachmittag begleitete. Nicht mehr lange und der tiefblaue Himmel würde sich in den unterschiedlichsten Schattierungen zeigen, von Orange über Rot bis hin zu Violett und damit die Sonne bis zum morgigen Tag verabschieden.

Ich breitete meine Arme aus und legte meinen Kopf in den Nacken. Wie schön musste es sein, jetzt wie ein Vogel in die Lüfte zu steigen und sich einfach nur treiben zu lassen. Der Wind spielte mit meinen Haaren, die ich verzweifelt versuchte mit zwei Zöpfen zu bändigen, doch gegen mein naturgewelltes rotbraunes Haar hatte ich teilweise kaum Chancen.

Wie eine Feder im Wind - Die weiße LakotaTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang