Die letzten Tage waren, einer nach dem anderen, einfach dahingeschlichen, als würden sie niemals ein Ende nehmen wollen. Die Zeit schien schon beine zum Stillstand gekommen zu sein, und je länger es dauerte, desto unruhiger wurde ich. Immer größer wurden meine Sorgen, um die Männer rund um Waŋblí.
Ging es ihnen gut?
Waren sie von den Pahotcha empfangen worden?
Waren sie uns überhaupt freundlich gesinnt?
Was, wenn wir diese Männer in ihr Verderben geschickt haben, in ihren Tod?
Obwohl, hatte nicht eigentlich ich sie geschickt?
Auch wenn Matȟó Wikčémna sie ausgewählt hatte, war es doch ich gewesen, die entschieden hatte, dass überhaupt jemand von uns mit den Pahotcha reden sollte. Ich hatte diese Idee erst in den Raum geworfen. Ohne mein Zutun, wären sie niemals fort geritten.
So wäre es meine Schuld, wenn Waŋblí und den Anderen etwas schlimmes widerfahren würde. Ganz alleine meine Schuld.
An jedem einzelnen Tag, der an uns vorüber zog ohne dass unsere Späher etwas positives zu vermelden hatten, versuchte ich mich mit harter körperlicher Arbeit abzulenken. Das war die einzige Möglichkeit meinen Geist davon abzuhalten sich in immer weitere Schreckensszenarien zu vergaloppieren.
Von Sonnenaufgang bis weit nach Sonnenuntergang war ich auf den Beinen und erledigte nicht nur meine Aufgaben, sondern unterstützte Takchawee und Kimimila Sápa auch bei den ihrigen. Ich ging in diesen Tagen an die Grenzen meiner Belastbarkeit, und wenn ich lange so weiter machen würde, wäre der Tribut hierfür ziemlich hoch.
Mein Tun blieb nicht unbemerkt von den anderen Dorfbewohnern. Auch wenn ich es nur am Rande bemerkte, und es mich im Grunde genommen kaum interessierte, war mir dennoch aufgefallen, dass mir immer wieder bewundernde Blicke zugeworfen wurden. Augenscheinlich wurde es hier hoch angerechnet, wenn man so fleißig arbeitete wie ich, und das, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu beklagen.
Was jedoch der Auslöser meiner Arbeitswut war, blieb den anderen verborgen. Nur Ozuye Tȟáŋka wusste, woher mein Tatendrang resultierte, was der eigentliche Grund für mein Verhalten war, für das mein Körper jeden Abend bitter bezahlen musste.
Ich tat es aus der Sorge heraus, diese Männer, die ich allesamt kannte, den einen mehr, den anderen weniger, in den sicheren Tod geschickt zu haben.
Schon früher hatte ich immer aus dem Bauch heraus entschieden, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Dieses Mal hätte ich es vielleicht tun sollen.
Müde stapfte ich durch das knietiefe Wasser. Eigentlich hatte ich schwimmen gehen wollen, doch dann einfach die Lust verloren. Viel zu sehr hielten mich meine trüben Gedanken gefangen, als dass ich mir auch nur ein Quäntchen Freude gönnen wollte.
Ich hatte meine Stiefel am Ufer zurückgelassen, bevor ich mit bis zum Scham hoch gerafften Kleid in den Fluss gewatet war. Die rauschenden Fluten hatten mich kraftvoll willkommen geheißen, und ihre angenehme Kühle wirkte beruhigend auf meine schmerzenden Gelenke.
Es war kein Wunder, dass meine Beine wehtaten, schließlich war ich den ganzen Tag auf den Beinen, und gönnte mir kaum einen Moment der Ruhe. Langsam aber sicher zehrte ich meinen Körper aus, und die Müdigkeit war zu meinem ständigen Begleiter geworden.
Doch genau das wollte ich. Ich wollte abends erschöpft sein, und zwar so sehr, dass ich kaum noch die Augen offen halten konnte. Nur so war es mir möglich, trotz meiner aufgewühlten Gedanken in den Schlaf finden.
Natürlich war mir nicht entgangen, dass Ozuye Tȟáŋka sich um mich sorgte, auch wenn er kein Wort darüber verlor. Ich konnte es in seinem Blick erkennen, und wenn er mich des Nächtens in seinen Armen hielt und sanft über meinen Kopf streichelte.
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Wie eine Feder im Wind - Die weiße Lakota
Historical FictionIch war eigentlich eine normale Studentin, hatte eine Familie, eine Schwester, Freunde. Ich hatte Pläne, für eine Zukunft in der Gegenwart. Doch das Schicksal hatte anderes für mich im Sinn. Es hat mich ins späte 18. Jahrhundert geführt, unter Mens...