40. Kapitel • girls talk

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Ada
„Okay habe ich das jetzt richtig verstanden...", ich setzte mich energisch in die Runde von Eva, Luna (mit der ich nicht gedacht hatte jemals freiwillig zu reden) und mir und tauchte mit der rechten Hand einen Teebeutel in das heiße Wasser meiner Tasse. Darauf blickte ich abwechselnd von meiner Schwester zu Luna, die sich ja sonst wie einen siamesischen Zwilling an ihren italienischen Freund schmiegte und nicht lösen ließ. Matteo hatte allerdings widerwillig - aber zulieben seiner beiden besten Freunde - den Auftrag entgegengenommen Eric irgendwie zu beschäftigen bis Nina von ihrem Schäferstündchen wiederkam. Eric sollte zwar von dem Betrug erfahren, aber dann von Nina persönlich und nicht direkt ein Bild vor Augen bekommen, dass er nie wieder loswerden würde.

„Du...", fuhr ich fort und deutete mit dem Zeigefinger auf meine Schwester, „...wurdest von Eric angesprochen, gerade als du das allererste Mal in diesem besagten Roller warst und er hat zufälligerweise mitbekommen wie du mit mir telefoniert hast, wo ich gerade in Oxford angekommen bin und Nina getroffen habe?! Das ist schon ein ganz schön krasser Zufall nicht?!"

„So war es aber halt!" Verteidigend hob sie ihre Hände in die Höh, wobei sie mir allerdings netterweise noch eine Aspirin über den Tisch hinweg zuwarf. Sie kannte mich ja gut genug, als meine Zwillingsschwester, um zu wissen, dass das ein indirekter Vorwurf war, der eine schlechte Lüge tarnen sollte.

„Und dann hast du mir nichts von deinen Plänen mit deinem kleinen, neuen Freund erzählt?! Man ich bin echt enttäuscht von dir." Etwas zu temperamentvoll holte mich das Karma ein, indem ich mir die Zunge an meinem Kamillentee (nicht so wirksam wie grüner Tee, aber gut das einzige was meine Teeliebhabende Schwester in ihrer Handtasche gefunden hatte!) verbrannte, sodass ich die Tasse wieder fluchend abstellte und dabei sich auch die Hälfte des Inhalts über meine Hand ergoss.

„Ich wusste, dass du nicht dicht halten könntest, würde ich es dir erzählen du Plappermaul!" Sie reichte mir nur hastig ein Taschentuch. Ich würde Alles was ich hatte darauf verwetten, dass der Jurassic Park auch irgendwo in ihrer Tasche zu finden war. Ich bräuchte nur danach fragen. „Dazu wollte ich dich ja auch überraschen!", fügte sie nach kurzer Stille hinzu, während ich bereits fluchend meine Hand abtupfte.

„Dann hättest du ja wenigstens eine Matratze mitbringen können!", beschwerte ich mich halb im Ernst, „Wir sind nicht mehr so schmal wie kleine Kinder, dass wir uns problemlos ein Bett teilen können!" „Da habe ich halt nicht drüber nachgedacht...ich wollte dich einfach schnellst möglich wieder sehen." Ich spürte, dass sie lächelte. Allein aus dem Grund, dass ich es auch tat. Ich hob den Blick und es war beinahe sofort wieder Alles vergeben und vergessen, als ich in das warme Braun der Augen meines Gegenübers, die meinen so sehr ähnelten, blickte. Blöder Zwillingskomplex.

Ein unwillkürliches Schmunzeln verließ meine Lippen trotzdem.

„Ähm...ich will ja ungern das fröhliche Beisammensein stören, aber ich befürchte, dass wir ein ernsthaftes Problem kriegen..." Mein Blick flog etwas giftig zur Mexikanerin. Jetzt ruiniert sie noch unseren wirklich tiefsinnigen Geschwistermoment?! Was stimmte denn mit diesem Mädchen nicht? Sie hätte ja auch nicht die fünf Sekunden einfach so verstreichen lassen können.

„Korrekt.", begann ich allerdings trotzdem kühl und schaute sie so an, dass sie bestimmt am liebsten im Erdboden verschwinden würde. „Du hast Nina den Bären...äh die Eva... aufgebunden, dass meine Schwester was mit so einem Milchbubi wie Eric alias Ninas Freund, der gar keine Konkurrenz für jemanden wie Team Gastteo darstellt, anfangen würde!" Ich klatschte die Hand aufgebracht auf den weißen Tisch vor mir, dass die Kleine direkt aufschreckte, wie eine Taube auf einem Dach, auf die geschossen wurde. Sie blinzelte zumindest so hektisch, dass ich mich fragte, ob ich deswegen Asthma bekommen könnte. „Ich meine Hallo?!" Ich machte eine ausbreitende Geste mit den Armen und zog meine Schwester damit an mich, ehe ich vielsagend von ihrem Gesicht zu meinem zeigte. „Bei diesem Aussehen braucht man sich nicht mit Minder als einem Sixpack zufrieden geben."

Ich verschränkte schlussendlich unzufrieden die Arme vor der Brust, weswegen Luna theatralisch seufzte und die Augen verdrehte. „Italienerinnen..." Musste sie ja von Matteo kennen.

„Könnten wir bitte einfach vergessen, dass ich diesen Gedanken hatte..." Sie sah wirklich schuldbewusst aus. Aber vielleicht täuschte ich mich auch, weil ich versuchte in jedem das Gute zu sehen. Sie war wirklich der erste Mensch, den ich auf den ersten Blick nicht leiden konnte. Sie sollte sich mal bitte angemessen ihres Alters verhalten und sich nicht an Matteo kletten, als wäre er ihr Leben (okay vielleicht war ich auch ein wenig eifersüchtig...) Obwohl...einen heißeren Typen würde sie sich eh nicht angeln können. Wie auch immer das hässliche Entlein den schönen Schwan ergattert hatte. Nina musste mir die Story unbedingt später erzählen, wenn ich nicht mehr sauer auf sie war. Ich meine...wie konnte man seiner besten Collegefreundin bitte den festen Freund verschweigen?!

„Naja ganz unrecht hatte sie nicht." , ertönte plötzlich ziemlich ausweichend und Ada konnte tatsächlich froh sein, dass ein Tisch zwischen ihr und mir stand, wenn es auch nur ein Kleiner war. „Entschuldige?!" Ungläubig flog mein Blick zurück zu meiner, wirklich äußerst verlegenen, Schwester. Nervös zupfte sie an ihrem, vermutlich vom Flug unordentlichen, Dutt und wagte es gar nicht erst mich anzusehen. Oh Gott. Was kam denn jetzt bitte?!

„In einem Moment war ich vielleicht etwas schwach und hätte ihn fast geküsst...", nuschelte sie fast viel zu undeutlich und kratzte sich verhalten am Arm. Ich kriegte den Mund vor Staunen gar nicht mehr zu. Sie ließ sich auf dieses Kaliber hinab? Konnte ich das überhaupt Kaliber nennen? Ich meine er wirkte nett, aber optisch war er mir nicht mal eine richtige Vier auf einer Skala von Eins bis Zehn. Da ich vor Schock gar nichts mehr zu sagen hatte, sprach Eva einfach so schnell wie möglich weiter „Ich bin aber direkt zurückgewichen, als ich mich daran erinnert habe, dass er eine Freundin hat!"

...

Meine Schwester hätte fast den Freund meiner Mitbewohnerin und gleichzeitigen besten Collegefreundin geküsst. Puh. Das musste ich wirklich erstmal verdauen.

„Das heißt er hat nichts getan?!" Anscheinend schrillten Lunas Alarmglocken doch nochmal (hoffnungsvoll?) auf, während Eva nur hilflos mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung...kann ich euch nicht sagen. Er hat irgendwie so ein Pokerface was er je nach Belieben aufsetzen kann..."

Danach blieb die Mexikanerin urkomisch still für Ihre Verhältnisse und quirlige und aufgedrehte Charakterart, weswegen ich stattdessen die Chance nutzte und das Wort ergriff. „Okay..." Ich holte tief Luft und fasste mir an den Kopf - der Kater ließ wirklich langsam aber sicher nach und mich zurück zu klarem Verstand bringen. „...fokussieren wir uns trotzdem lieber erst mal auf das Wesentliche. Wir müssen verhindern, dass Eric Nina und Gastón irgendwie erwischt...oder Nina allgemein zuerst findet. Niemand macht ihr vor mir eine Ansage!"

Und als ich somit die Tasse erneut mit einem dramatischen Klirren absetzen wollte, schlug das Karma erneut zu, sodass auch der Rest des Tees sich auf meiner Hand vergoss.

Eva konnte sichtlich kaum ihrem Lachen Maß einhalten, als sie mir das nächste Taschentuch reichte.

∞∞∞
Ich hab's geschafft yeaaah

The Blue Bracelet - Our History • {Gastina} - [✔︎]Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora