Kapitel 3

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Ich öffnete langsam die Augen und blinzelte ein paar Mal um mich an das helle Licht im Raum zu gewöhnen. Mein Blick schweifte langsam umher und ich bemerkte schnell, dass ich immer noch im Krankenhaus war. Dabei hatte ich so sehr gehofft, dass es ein Alpraum war aber das war es leider nicht. Ein Klopfen an der Zimmertür riss mich aus meinen Gedanken. "Herein.", rief ich verwundert. Die Türklinke bewegte sich langsam nach unten und die Tür öffnete sich. Eine Krankenschwester kam mit einem kleinen Essenswagen herein gefahren und lächelte mich freundlich an. "Mittagessen", sagte sie fröhlich und stellte einen Teller mit Hühnerfrikassee neben mir auf den Tisch. Der Geruch stieg mir in die Nase und wiederte mich an. Allein bei der Vorstellung, etwas zu essen drehte sich mein Magen um. "Ich hab keinen Hunger.", murmelte ich während ich entsetzt auf den übervollen Teller starrte. Die Schwester sah mich verwundert an. "Aber du hast noch nichts gegessen seit dem du hier bist. Du musst doch bestimmt hungrig sein.", sagte sie besorgt. Sie hatte Recht. Ich hatte furchtbaren Hunger. Mein Magen schmerzte aber der Gedanke, dass ich seit meiner Ankunft noch nichts gegessen hatte machte mich stolz. Zu stolz um jetzt wieder etwas zu essen. "Ich bin nicht hungrig.", wiederholte ich überzeugt von meinen Worten. "In Ordnung. Wenn du nicht essen möchtest, dann musst du auch nicht aber ich lasse dir den Teller trotzdem hier für den Fall, dass du doch hungrig wirst.", sie zwinkerte mir freundlich zu und verließ den Raum.

Ich war froh, dass sie einfach ging und mich nicht zum essen zwang. Trotzdem änderte dieser kleine Erfolg wenig an meiner Gesamtsituation. Ich erinnerte mich an das gestrige Gespräch mit Mom und mir wurde klar, dass ich kein Wahl hatte. Ich werde in eine Klinik müssen. Allein der Gedanke, daran war schrecklich und schnürte mir die Kehle zu. Ich merkte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten und ohne dass ich es wollte fing ich an zu weinen.
Und da war es plötzlich wieder: Dieses unbändige Verlangen nach Schmerz. Ich musste mich ritzen. Ich musste es einfach tun.

Ich sprang von meinem Bett auf und versuchte irgendetwas zu finden womit ich mich verletzen konnte. Jedoch gaben meine Beine nach ein paar Schitten nach und ich sank weinend am Boden zusammen. Nach ein paar missglückten Versuchen aufzustehen begann ich meine Fingernägel in meinen rechten Arm zu krallen bis er blutete. Das Gefühl tat gut aber das machte es auch nicht besser. Ich schleppte mich mühsam zu meinem Bett und zog mich daran hoch. Erschöpft legte ich mich wieder hin. Eine Träne kullerte mir über mein ohnehin schon verheultes Gesicht. Schlimmer könnte es in diesem Moment wirklich nicht mehr werden...

Ich hörte ein lautes Klopfen an der Tür und wischte mir schnell meine Tränen weg. Noch bevor ich "Herein" rufen konnte öffntete sich die Tür und ein Arzt trat zu mir. Er hatte eine aufgeschlagene Mappe in den Händen und las offenbar darin. "Alissa Smith, 17 Jahre alt, versuchter Selbstmord...", murmelte er vor sich hin während er mit langsamen Schrittem auf mich zu kam. Als er vor mit stand klappte er seine Mappe zu und legte sie auf das Bettende. "Mrs. Smith sie werden heute entlassen und in das Timberline Knolls Treatment Center verlegt. Sie haben Glück, dass sie noch einen Platz bekommen haben. Die Warteliste ist beinahe endlos aber ich habe ein gutes Wort für sie eingelegt.", sagte er fast triumphierend. Ich habe Glück? Meinte er das ernst? Ich starrte ihn finster an. Er verstand mein Schweigen offenbar nicht. Vielleicht erwartete er ein Dankeschön aber darauf konnte er lange warten. Sein Blick wanderte auf den Teller von dem ich nichts angerührt hatte. Ich betete, dass er nichts dazu sagen würde und das tat er auch nicht.

Nach einem gefühlt ewig andauernten Schweigen räusperte er sich und sprach weiter. "Nun ja...Ihre Mutter wird ihnen ein paar Sachen für die Klinik zusammenpacken und hier später abgeben. Um 18:00 Uhr werden sie dann abgeholt und in die Klinik gebracht. Eine Schwester wird sie zum Auto bringen.", sagte er in gleichgültigem Ton. Wenigstens erklärte er mir, was als nächstes passieren würde. "Ich verstehe.", murmelte ich nickend. "Haben sie sonst noch irgendwelche fragen?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Daraufhin nahm er seine Mappe und verließ den Raum.

Ich musste mich wohl einfach mit dem Gedanken abfinden. Ich werde in eine Klinik gehen. Es bringt mir nichts mich noch weiter fertig zu machen, ändern würde das rein garnichts. Aber dort würde ich genau so eingesperrt sein wie hier und ich hatte meine Klingen nicht. Irgendwie musste ich eine Klinge mit in die Klinik schmuggeln. Nur um sicher zu gehen. Lieber ritze ich mich anstatt zusammen zu brechen. Aber wo könnte ich eine Klinge her bekommen? Plötzlich viel mir ein, dass ich für den Notfall eine Klinge in meiner Lederjacke aufbewahrte. Aber die war zu Hause. Plötzlich kam mir eine Idee. Ich schnappte mein Handy vom Nachttisch und wählte die Nummer meiner Mutter. Es tutete lange bis jemand abnahm.

"Hallo? Hier ist Samantha Smith. Wer ist da?", meldete sich Mom. "Hey Mom. Ich bins Alissa.", sagte ich glücklich darüber, dass ich sie erreicht hatte. "Alissa! Was gibt's denn? Ich packe gerade deine Sachen.", sagte sie fröhlich. Ihre Stimme hörte sich befreit an. Als hätte man eine Last von ihr genommen. "Ja ähm darum geht es...ich wollte fragen ob du mir meine Lederjacke einpacken könntest oh und mein Tagebuch auch.", ergänzte ich schnell. "Aber natürlich mein Engel, ich packe es dir sofort ein. Noch etwas?", fragte sie. Ich überlegte kurz. "Nein das war's glaube ich.", entgegnete ich zufrieden. "Okay mein Engel ich bringe dir deine Sachen in einer halben Stunde tschüss!" "Tschüss Mom!", erwiederte ich glücklich und legte auf. Mein Plan hatte funktioniert und sie hatte nicht den geringsten Verdacht. Großartig.

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Hey👋🏻 Sorry, dass ich so unaktiv war aber ich hatte einfach keine Zeit😅 Aber das wird nächste Woche besser, dann muss ich auch nicht mehr so viel lernen.
Schreibt gerne Kritik in die Kommentare.
Eure Michelle❤

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