Tag 1.1

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Es war warm in jener Nacht. Ein großes Lagerfeuer brannte im Zentrum ihres Lagers im Nahen Osten. Die Stimmung war ausgelassen, die Bierflaschen schnell geöffnet und irgendjemand spielte auf der Gitarre. Lancer war zu diesem Zeitpunkt erst seit kurzem in der Spezialeinheit tätig gewesen, dafür allerdings sehr erfolgreich, wie an diesem Tag auch. Ein breites Lächeln lag auf seinen Lippen, zufrieden mit sich und der abgeschlossenen Mission. Es floss noch immer ein Hauch von Adrenalin durch sein Blut, gepaart mit dem Hochgefühl aus der Hitze und dem Alkohol, wurde es zu einem herrlichen Glücksgefühl, das seinen Bauch zum Kribbeln brachte. Er fühlte sich in jener Nacht im Schein der Flammen unbesiegbar und losgelöst vom Rest der Welt. Hier und jetzt gab es nur sie und ihren Sieg. Vielleicht war es die gute Stimmung oder der Alkohol, der mit ihm durchging, als er den Mut fasste, zu Ace herüberzusehen. Dieser saß nur ein kleines Stück entfernt von ihm ebenfalls am Feuer und verfolgte den Weg der Funken in den Nachthimmel. Als habe er Lancers Blick bemerkt, wandte er sich von den Funken ab und begegnete seinem Blick. In Aces Augen spiegelte sich das Feuer, in all seiner Schönheit und Unzähmbarkeit. Ein Anblick der ihn fesselte und nicht losließ. Zwischen ihnen hatte von Anfang an eine gewisse Chemie bestanden. Ace war ein Mann der Tat, der sich gerne auch mal blind ins Abenteuer stürzte, der das Spiel mit dem Feuer liebte und kein Risiko scheute, während Lancer sich durch seine Ruhe und Geduld auszeichnete und immer wusste, in welchen Situationen es sich lohnte abzuwarten. Dadurch ergänzten sie sich perfekt, auch wenn sie hin und wieder hitzig diskutierten. Auch den anderen war die besondere Anziehung zwischen den beiden nicht entgangen, manche witzelten, dass Ace und Lancer sich aufführten wie ein altes Ehepaar.

Seit ihrer ersten Begegnung zerrte es Lancer zu Ace und dieses Verlangen spitzte sich weiter zu, besonders in Momenten wie diesen. Aces Lippen zuckten, bevor sie sich zu einem Schmunzeln kräuselten und der Schwarzhaarige sich frech mit der Zunge über die Unterlippe fuhr. Sie neckten einander oft auf diese Art, nur war es bisher dabeigeblieben. Heute jedoch schienen sie beide andere Pläne zu haben. Ace hatte sich zu ihm gelehnt, bis sein Atem an seinem Ohr kitzelte und sie sicher gehen konnten, dass keiner der anderen von ihrer Unterhaltung etwas mitbekam.

„Ich will dich." Es waren nur drei kleine Worte. Nicht mehr als ein Flüstern. Doch sie entlockten Lancer ein tiefes Stöhnen. Sie versprachen so viel für diese Nacht, die ihnen gehörte.

Ace lachte leise und fuhr mit seiner Nasenspitze über Lancers empfindlichen Nacken.

„Komm mit mir", ein Schauer jagte über Lancers Rücken, der seinem Gegenüber nicht entging und mit einem Grinsen quittiert wurde. Fest schloss sich Aces Hand um seine, zog ihn auf die Beine, weg von den anderen, die ihnen wissend hinterher sahen.

Kaum, dass sie ihr Zelt betreten hatten, krachten ihre Lippen aufeinander. Sie hatten zu lange gewartet, um sich nun mit Zärtlichkeiten aufzuhalten. Stoff wurde hektisch zerrissen, bis Haut auf Haut traf und es doch noch nicht genug war. Lancer fühlte sich, als würde er fliegen. Mitten in das beste und schönste Abenteuer seines Lebens. An Aces Seite fühlte er sich nicht mehr nur unbesiegbar, sondern auch so lebendig wie nie zuvor. Er verlor sich in dieser Nacht, die nicht enden zu schien, verlor sich in Ace, der sich ein Teil seines Herzens erobert. Nur hatte jeder Höhenflug ein Ende. Unbesiegbarkeit war nur eine Illusion.


Lancer fand sich in einem der Untersuchungsräume wieder. Er lag ausgestreckt auf einem weichen Bett, das man mit weißen Trennwänden vor neugierigen Blicken geschützt hatte. Obwohl er anscheinend für eine Weile geschlafen hatte, empfand er eine bleierne Müdigkeit, zu der sich ein grässliches Brennen in seiner Kehle gesellte. Sein erster Impuls war es, seine Hand an seinen Hals zu pressen, doch schlanke Finger, die sich um sein Handgelenk schlangen, hielten ihn auf.

„Nicht", Rose saß neben ihm und blickte sanft zu ihm hinab, „Sie haben dir bereits etwas gespritzt, was deine Schmerzen bald bessern sollte. Das Gen hat dazu geführt, dass sich deine Stimmbänder für kurze Zeit verändert haben, aber sie sind schon wieder dabei sich zurückzubilden. Dein Knurren war ziemlich furchteinflößend."

„Tut mir leid", krächzte er hervor, doch da gebot sie ihm bereits mit ihrem Zeigefinger zu schweigen.

„Du solltest fürs Erste nicht reden. In ein paar Stunden kannst du vorsichtig wieder anfangen, aber überstürze nichts. Sie haben dich bis morgen ohnehin vom Programm ausgeschlossen. Genauso wie mich, weil wir beide die ersten Anzeichen des Gens zeigen und sie noch nicht wissen, ob sich Anstrengung negativ bei uns auswirken könnte. Wir sind damit deutlich besser dran als die anderen. Die rennen schon seit einer halben Stunde durch den Wald, um ihre Kondition ermitteln zu lassen. Corvin wird wohl als Erster das Handtuch werfen", überlegte sie gedankenverloren und hatte ganz offensichtlich Mitleid mit dem Rotschopf, der sich neben den anderen vollkommen blamieren würde.

„Du hast echt Glück, dass deine Veränderungen wieder zurückgehen. Bei mir sieht das leider anders aus und so langsam geht mir die Lust nach Fleisch auf die Nerven. Es tröstet mich ein bisschen, dass sie davon ausgehen, dass euch noch dasselbe ereilen wird und wir alle nicht davon loskommen werden. Ist wohl so ein Wolfs-Ding", sie zuckte missgelaunt mit den Schultern und Lancer konnte es ihr nicht verdenken. Zwar würde er mit dem Fleisch deutlich weniger Probleme haben als sie, dafür nervte ihn der Verlust seiner Stimme umso mehr. Er war nicht so naiv gewesen zu glauben, dass er dieses Projekt gänzlich ohne Nebenwirkungen überstehen würde, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es ihn so überrumpeln würde und das ausgerechnet vor Ace. Es musste ein schrecklicher Zufall gewesen sein, der ihre Wege hier wieder zusammengeführt hatte und Lancer verfluchte das Schicksal dafür.

Auch Roses Gedanken schienen zu dem Schwarzhaarigen umgeschwenkt zu sein: „Sobald du wieder sprechen darfst, musst du mir unbedingt erzählen, woher du Ace kennst. Verdammt, dieser Typ ist einfach wunderschön! Nur leider auch gehässig und viel zu selbstsicher. Das haben diese Schönlinge an sich, sie wissen, dass ihnen die Welt gehört und nutzen das schamlos aus. Du hättest Corvin sehen müssen. Er hängt ständig an seinen Lippen und gehorcht ihm aufs Wort. Er hat ihm sogar etwas zu trinken geholt."

Das sah Ace ähnlich. Er wusste wie er seinen Charme und seine Dominanz ausnutzen konnte, um sich andere zu eigen zu machen und sie für seine Zwecke einzuspannen. Damals hatte er mit Lancer nichts anderes getan, nur war dieser nicht mehr so blind wie einst. Rose würde er jedoch sicher nichts davon erzählen, wie er Ace kennen gelernt und anschließend verloren hatte. Diese Geschichte ging sie nichts an und er würde damit ohnehin eine Regel brechen. Daher schüttelte er bloß mit dem Kopf, was Rose mit einem Schmollmund zur Kenntnis nahm.

„Spielverderber", murmelte sie, „Jedenfalls kann ich dich jetzt, wo du aufgewacht bist, zurück in deine Hütte bringen."

Lancer hätte nicht wirklich etwas dagegen gehabt, Corvin etwas länger zu entfliehen und länger in dem Untersuchungsraum zu bleiben, aber er konnte sich im Moment leider nicht mitteilen und so blieb ihm keine Wahl. Er ließ sich von Rose beim Aufstehen helfen und sich von ihr über den Hof zu seiner Hütte führen. Sie hatten diese fast erreicht, da stoppte Rose plötzlich und blickte zu dem Wald hinter den Hütten.

„Sie kommen zurück", stellte sie ruhig fest und Lancers Augen fixierten augenblicklich den Boden. Er würde nicht wieder den Fehler begehen, Ace anzusehen. Schritte ertönten, wobei einige nur noch schlurften, wohl weil der Lauf ihnen jegliche Kraft geraubt hatte. Corvins heftiges Schnaufen übertönte fast alles, doch die Person, die am meisten interessierte, würde er so oder so nicht hören können. Ace hatte gelernt sich lautlos zu bewegen, einer Raubkatze gleich, die sich an ihre Beute anschlich. Doch das Wissen allein, dass er einer von den anderen war und nur wenige Meter von ihm entfernt stand, reichte aus, um Lancer eine Gänsehaut zu bescheren.

„Er starrt dich an", flüsterte ihm Rose zu. Ihre Stimme war von Unsicherheit getränkt.

„Ich weiß", brachte er gerade so hervor, bevor er in seine Hütte stürzte und die Tür fest hinter sich verschloss.

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In dieser Geschichte wollte ich mal ein wenig experimentieren und dachte mir, dass es ganz spannend sein könnte, Einblicke in die Vergangenheit zu zeigen :) Was haltet ihr davon? Gefällts euch oder eher nicht? :D


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