Project Alpha.

Tag 2.4

Lancers ersten Impuls sich zu Rose und Corvin zu setzen unterband Ace, dessen Hand sich entschieden um Lancers Unterarm schloss und ihn zu dem Teil des runden Tisches zog, der noch leer war. Außer Rose und Corvin, waren Sam und Honey schon erschienen, von dem Rest fehlte bis jetzt jede Spur. Lancer versuchte sich seine Anspannung so gut es ging nicht anmerken zu lassen, aber er zweifelte daran, dass es ihm gelang. Rose und Corvin schienen gleich die Augen herauszufallen, so offensichtlich wie sie zu ihnen herüber schielten und er konnte es ihnen nicht verdenken, nicht wo er Ace vor kurzem noch auf Äußerste gemieden hatte und nun direkt neben ihm saß. Besagter Schwarzhaarige hatte in aller Ruhe nach einem Stück Brot gegriffen und schien den Rest komplett auszublenden.

„Ich dachte, wir wollten reden", brummte Lancer, der es ihm gleichtat und sich ebenfalls den Brotkorb griff.

Ace blieb seelenruhig und biss von seinem frisch geschmierten Brot ab, wobei Lancer fast meinte, Ace würde ihm dabei etwas zuflüstern, doch bestimmt spielten ihm seine Sinne lediglich einen Streich. Sie waren wohl von der letzten Nacht noch ziemlich strapaziert. Den gezielten Tritt, den Ace ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein versetzte, konnte er sich allerdings nicht eingebildet haben. Der kurze Schmerz entlockte ihm ein Japsen und eilig rieb er mit seiner rechten Hand über die schmerzende Stelle.

„Was soll das?", zischte er verärgert, wofür er lediglich ein Augenrollen von Ace erntete.

Der Schwarzhaarige hielt sich die Hand vor den Mund und für jeden Außenstehenden musste es danach aussehen, als würde er husten, dabei tarnte er lediglich seine nächsten Worte an Lancer.

„Ich versuche ja mit dir zu reden, nur soll das niemand bemerken."

Also hatte Lancer sich nicht getäuscht. Sofort war er wieder in Alarmbereitschaft und sah sich unauffällig um, doch mittlerweile hatten auch Rose und Corvin ihre Blicke abgewendet und niemand schien sie weiter zu beachten. Warum also diese Mühe? Lancer wurde das Gefühl nicht los, dass ihm etwas Entscheidendes entging, was Ace im höchsten Maße beunruhigte. Der Schwarzhaarige war auf der Hut und er wusste aus Erfahrung, dass dies nichts Gutes bedeuten konnte. Trotzdem galt es das Spiel mitzuspielen und sich wie Ace nichts anmerken zu lassen, also ließ er sich wieder entspannt in den Stuhl zurücksinken und tat es seinem Sitznachbarn gleich sein Brot zu beschmieren. Dabei lagen seine Aufmerksamkeit eigentlich viel mehr auf Ace, der beim Essen eine Sekunde zu lang zur Decke hinaufsah und Lancer allmählich dämmerte, was Ace die ganze Zeit beobachtete und was ihn zu dieser Geheimniskrämerei brachte. Die Kameras. Das ganze Gebäude war zu Aufnahmezwecken des Projektes videoüberwacht, dieses Detail hatte man den Teilnehmern von Anfang nicht vorenthalten, aber zugegebenermaßen hatte Lancer den Kameras nur wenig Beachtung geschenkt. Das änderte sich jetzt, wo Ace ihm dieses Detail wieder in Erinnerung rief. Nach einer kurzen Vergewisserung war er sich sicher, dass es kein Zufall sein konnte, dass alle Kameras in diesem Raum ausschließlich auf sie beide gerichtet waren.

Mühsam zwang er sich ein paar Bissen seines Brotes zu essen, wo sein ganzer Magen langsam zu rebellieren begann. Ace hatte ihm ein Puzzlestück zugespielt, aber noch fehlte ihm das große Muster. Er wusste immer noch nicht, was hier gespielt wurde, geschweige denn worauf der Schwarzhaarige hinauswollte und langsam machte es ihn nervös. Ob es daran lag, dass sie sich bei ihren Verhören unbewusst widersprochen hatten? Aber eigentlich war das so gut wie ausgeschlossen, bei den wenigen Informationen die Lancer überhaupt von sich gegeben hatte. Außerdem hatten sie beide dieselbe Ausbildung durchlaufen und wussten, wie sie sich in solchen Situationen zu verhalten hatten. Alles allgemein halten. Bloß keine Einzelheiten. Oder man hatte sie beide schon länger auf dem Schirm. Womöglich seit ihrer Ankunft?

Ace hatte sein Brot mittlerweile aufgegessen und hob die Hand zu seiner Nase, als würde er sich diese jucken wollen, dabei tat er es nur, um seinen Mund geschickt verdecken zu können.