veintitrés: Mr Styles und die Mullbinde

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G R E T A

„Ich hab' jetzt so gar keinen Bock auf Bio", grummelte ich, aber nicht zu laut, damit Mr Styles, der vorne seine Unterlagen sortierte, mich nicht hörte. Schließlich war ich ihm wegen der Aktion in Mr Maliks Büro etwas schuldig!
„Seit wann hattest du jemals Bock auf Schule?", entgegnete meine Freundin und ich blieb ihr die Antwort schuldig, um mein Mäppchen hervorzuholen.
„Wie ich gehört habe, habt ihr einen Erste-Hilfe-Kurs besucht?", begann Mr Styles die Stunde und ein zustimmendes Raunen ging durch die Klasse. Wow, was klangen wir alle begeistert!
„Ach ja, der gute alte Marcel, der war lustig", seufzte ich, wie wenn es schon Jahre her gewesen wäre, dass ich ihn getroffen hatte.
„Ihr seid also schon per Du?", fragte unser Lehrer mich mit hochgezogenen Augenbrauen und ich grinste.
„Klar", meinte ich, „wir sind beste Freunde!"
Kopfschüttelnd wandte er sich ab, versuchte, den Faden wiederzufinden und fuhr dann fort: „Was habt ihr denn so alles gelernt?"
Genervt verdrehte ich die Augen. „Wenn wir jetzt alles wiederholen, was wir gelernt haben, können wir ja auch einen zweiten Kurs belegen und Sie sitzen hinten drinnen."
Herausfordernd funkelten mich seine grünen Augen an.
„Greta weiß anscheinend ganz genau, wie man Verbände anlegt", grinste er und öffnete den Notfallkoffer, den er zuvor auf dem Pult abgelegt hatte. „Dann komm' mal nach vorne und leg' mir einen Verband an."
„Ich hab' nie gesagt, dass ich das kann", gab ich protestierend zurück, wurde derweil aber schon von Nia nach vorne geschubst. Verräterin!
Also trottete ich folgsam zu meinem Lehrer, griff mir einen der in eine Papiertüte eingepackten Verbände und riss ihn auf.
„Wo soll ich den denn hinmachen?", fragte ich genervt und Mr Styles streckte mir seinen Arm entgegen, während er aufmerksam jede meiner Bewegungen mit den Augen verfolgte.
Seufzend legte ich los und wickelte eine Weile stumm. Es herrschte absolute Stille.
„Kann bitte irgendwer was sagen?", grummelte ich. „Diese Stille ist nämlich echt creepy."
Natürlich reagierte keiner. Nie reagierte irgendjemand auf das, was ich sagte!
Schlussendlich zog ich den Knoten fest und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Zufrieden?", brummte ich und mein Lehrer nickte annerkennend.
„Jetzt müssen Sie aber auch mal zeigen, ob Sie das können", gab ich zurück und er zuckte mit den Achseln.
„Okay", gab er scheinbar gleichgültig zurück, doch seine Augen funkelten belustigt. „Wo darf ich dem werten Fräulein denn den Verband anlegen?"
Ratlos zog ich die Strin in Falten, dafür hatte allerdings mein Bruder eine Idee.
„Bauch!", rief er und ich sah ihn an.
„Willst du, dass ich meine Schuluniform ausziehe?", antwortete ich lachend, doch er grinste nur noch breiter.
„Wenn du dich traust?"
Diese miese kleine Ratte.
„Ich kann mein Hemd bis zur Taille hochziehen", sagte ich, „aber mehr nackten Körper gibt's auch für dich nicht zu sehen, Herzchen."
Er zog abwartend die Brauen empor.
„Machst du doch eh nicht", lachte er.

Und so kam es also, dass ich mit einem bis zur Taille hochgezogenem Hemd – was zwar nicht gerade weit oben war, mir aber angesichts der Tatsache, dass mich sowohl mein Lehrer, als auch meine Mitschüler genau beobachteten, die Röte ins Gesicht stiegen ließ – vor meiner Klasse stand und mich von meinem Lehrer mit einer Mullbinde umwickeln ließ.
„Und, was gibt's sonst so Neues?", fragte ich lässig, während Mr Styles irgendwelche Verrenkungen ausübte, um an den Verband an meinem Rücken zu kommen, ohne mir körperlich allzu nahe zu kommen. Zu meiner Belustigung war auch er leicht rot geworden, er verband wohl eher selten nackte Bäuche von Schülern.
„Herrgott noch mal, Sie können mich ruhig umarmen, wenn Sie sonst nicht an die scheiß Mullbinde kommen", schnaubte ich, als mein Lehrer den Verband fallen ließ.
Die Klasse brach in Gelächter aus.
„Ruhe auf den billigen Plätzen oder ich sorge dafür, dass jeder von euch so einen schicken Verband bekommt", fuhr ich sie an und blickte dann wieder zu Mr Styles.
„Sie haben übrigens dieses Tuch vergessen, das man unter den Verband legen muss", informierte ich ihn, woraufhin er einen Moment meinen Bauch, dann den Erste-Hilfe-Kasten und dann mich ansah.
„Verdammt", murmelte er, holte das erwähnte Tuch und platzierte es auf meinem Bauch.
„Wenn irgendjemand von euch Fotos macht, töte ich denjenigen!", warnte ich meine Mitschüler.
„Amüsierst du dich gut, Nia?", fragte ich dann meine Freundin. Diese zeigte einen Daumen nach oben.
„Alles super!", antwortete sie.
„Fein", erwiderte ich und zuckte gleich darauf zurück, als Mr Styles' Oberkörper mir bedenklich nahe kam, da er unbeholfen um mich herum griff, während er gleichzeitig versuchte, sowohl das Tuch, als auch den Anfang der Mullbinde mit einer Hand zu fixieren.
„Und Sie, Mr Styles, haben Sie auch Spaß?", fragte ich dann, was jemanden aus der Klasse zum Losprusten brachte.
Er warf mir einen resignierten Blick zu.
„Sie könnten doch wenigstens sagen, dass Ihnen das hier mehr Spaß als Frösche sezieren macht", meinte ich zu ihm. „Wenn ich mich schon zum Affen mache, sollte es wenigstens der allgemeinen Unterhaltung dienen."
Wieder kam mir sein Oberkörper nahe, er war scheinbar bei der zweiten Runde.
„Also mir geht's prima", fuhr ich fröhlich fort, „nettes Aftershave übrigens."
Nats Gelächter übertönte sogar den Rest der Klasse.
„Können Sie das Nat mal ausleihen?", wollte ich dann wissen. „Seins riecht nach Leder und Cookies. Wer kommt bitte auf die Idee, so einen Geruch zu erfinden?!"
Ich kicherte.
„Hör auf damit, sonst rutscht der ganze Verband runter!", befahl Mr Styles mir.
„'Tschuldige", murmelte ich.

Tja. Es konnte nicht jeder behaupten, seinem Lehrer mit nacktem Bauch schon mal so nahe gewesen zu sein.

They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓Where stories live. Discover now