cincuenta y cinco: Der Würfel

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G R E T A

„Und was machen wir jetzt in diesem komischen Museum?", murrte ich und warf meine Jacke zusammen mit allen Wertsachen und zu großem Bedauern auch meinem Handy in den Spind. Nia schüttelte währenddessen den Kopf.
„Ich schließ' mein Handy da nicht ein!", murmelte sie mir zu und ignorierte dabei meine Frage. „Mein armes kleines Handylein wird nicht in einen dunklen Schrank gesperrt!"
„Dann behalt' es halt", brummte ich, mehr ironisch, doch sie ließ ihr geliebtes Handy wirklich heimlich in die hintere Tasche ihrer Hose gleiten.
„Zur Not hast du ja Kontakte zu unserem Lehrer", konnte ich mir den kleinen Seitenhieb nicht verkneifen, wofür ich auch gleich einen bösen Blick erntete.
„Wenigstens bin ich nicht so depri drauf wie du, wenn ich meine große Liebe mal einen Tag lang nicht sehe", konterte sie und ich verschränkte die Arme, worauf ich beleidigt tat. Ich hatte Angst, Nia würde die Beziehung von Harry und mir wirklich herausfinden. Allerdings hoffte ich darauf, dass sie mir einfach vertrauen und glauben würde, dass da nichts lief. Es fühlte sich schrecklich an, Geheimnisse vor meiner allerbesten Freundin seit Kindheitstagen zu haben, doch ich konnte es einfach niemandem erzählen. Je mehr Leute davon wussten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass es ans Licht kommen würde!
Nia würde am Boden zerstört sein, wenn sie herausfinden würde, dass ich so lange Geheimnisse vor ihr gehabt hatte, während sie mir alles erzählt hatte. Sie durfte es einfach nie bemerken!
„Auf, wir suchen uns irgendeine interessante Matheaufgabe", lenkte ich also vom Thema ab. Für diesen Satz hätte ich mich in einem anderen Moment selbst ausgelacht. Interessant? Mathe? Guter Witz!
„Ich hätte nicht gedacht, diese Worte je von dir zu hören", bemerkte auch meine Freundin. Ich nämlich auch nicht.
„Ich bin eben immer wieder voller Überraschungen", grinste ich verschwörerisch.
„Was macht man hier überhaupt?", fragte ich dann verwirrt.
„Experimente, die etwas mit Mathe zu tun haben", erklärte mir Louis und ich fuhr herum. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er überhaupt in unserer Nähe war!
„Aha", machte ich also, nickte und ging zu einem der aufgebauten Tische, auf dem einige Platten in verschiedenen Formen lagen.
„Und was müssen wir hier machen?", brummte ich. Ich hatte schon wieder gar keine Motivation für Mathe!
„Die Aufgabenstellung lesen", entgegnete Nia trocken und deutete auf eine kleine, neben dem Tisch angebrachte Tafel.
„Wir sollen also verschiedene Figuren mit den Platten bilden. Zum Beispiel ein großes Viereck", fasste ich den Inhalt des Textes zusammen und meine grauhaarige Freundin nickte begeistert.
„Ist doch toll, oder?"
„Kinderkram", schnaubte ich und setzte mich auf einen Stuhl vor dem Tisch. Selbstbewusst nahm ich einige der Formen und legte sie aneinander.
„Das wird so nicht funktionieren", kommentierte Louis, der mir dabei über die Schulter gesehen hatte, trocken.
„Doch!", erwiderte ich selbstsicher und fuhr mit meinem kleinen Puzzle fort.
„Das wird so wirklich nicht funktionieren", meinte nun Nia und ich verdrehte die Augen.
„Das sagst du doch nur, weil er es gesagt hat!"
Ich deutete auf Louis.
„Nope", stellte sie klar, zog sich einen Stuhl heran und deutete auf ein großes Rechteck in meiner Hand. „Wenn du das jetzt da dran legst, funktioniert es nicht mehr."
„Dann mach es doch besser", sagte ich herausfordernd und sie zuckte mit den Achseln, nahm mir die Teile ab und hatte in wenigen Sekunden ein Quadrat daraus gebildet.
„Streber", brummte ich leise. „Das hätte ich auch so gemacht!"
„Jaja."
Sie sah mich ungläubig an. Wütend stand ich auf und stapfte zum nächsten Tisch.
„Wir brauchen schwierigere Sachen, Nia. Ich muss mein Hirn anstrengen, damit es anfängt, zu arbeiten!"
Trotzig setzte ich mich vor den Tisch.
„Das ist ja fast das Gleiche!", beschwerte ich mich, während mir innerlich das Herz in die Hose sackte. Nicht noch so eine Aufgabe!
„Dieses Mal müssen wir aus Quadern und Würfeln einen großen Würfel bauen", verbesserte mich Nia und setzte sich zu mir, um unsere Bausteine kritisch zu mustern.
„Sag' ich doch", grummelte ich.
„Hut ab", mischte sich dabei eine junge Frau ein. Ihre Kleidung und das kleine Schildchen an ihrer Bluse wies sie als eine Angestellte des Museums aus. „Wenn Sie dieses Rätsel hinbekommen, sind Sie wirklich gut. Es ist ziemlich schwierig!"
„Wetten, die sagt das eh zu jedem und bei jeder Aufgabe, damit man sich besser fühlt!", flüsterte ich Nia zu, welche jedoch nicht wirklich darauf reagierte, sondern immer noch unsere Bauteile begutachtete.
„Das ist viel zu einfach für uns", versuchte ich mich herauszureden, während meine Freundin schon damit anfing, die einzelnen Würfel oder Quader oder was weiß ich, wie diese ganzen mathematischen Figuren hießen, zusammenzusetzen. Kurz darauf stockte sie.
„Hä?", machte sie dann. „Wie soll das gehen?"
„Macht eine Diagonale", versuchte Louis uns zu helfen und Nias Stirn legte sich in Falten.
„Was für eine Diagonale?"
„Eine Diagonale halt", murrte ich. „So 'ne Linie, die diagonal geht."
„Aber wie denn?", jammerte sie weiter und legte einige der Würfel diagonal auf den Tisch.
„Tja, das müsst ihr wohl selbst herausfinden", lachte Louis leise und verschwand.
Achselzuckend nahm ich ein weiteres Teil und setzte es neben den ersten Würfel, worauf ich einen zweiten Würfel darauf setzte. So ergab es eine Art Stufe. Damit konnte man wenigstens irgendwas anfangen!
„Du bist genial, Greta!", rief Nia plötzlich. „Genau, die Diagonale ist dreidimensional! Wir müssen sie wie einen Durchmesser durch den ganzen Würfel legen!"
„Na klar, meine ich doch die ganze Zeit", murmelte ich, obwohl ich absolut keine Ahnung hatte, wovon die Grauhaarige gerade geredet hatte. Nun ja, ich war wohl versehentlich zu einem Mathegenie geworden. Es gab schlechtere Dinge, die einem passieren konnten ...

They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓Where stories live. Discover now